mer wo ich lag, hätte mir kaum ein Gefäng¬ niß geschienen, wenn nicht das kleine Fen¬ ster stark mit Eisenstäben vergittert und so hoch angebracht gewesen wäre, daß ich es nicht einmal mit ausgestreckter Hand errei¬ chen, viel weniger hinausschauen konnte. Nur wenige Sonnenstrahlen fielen sparsam hinein; mich wandelte die Lust an, die Um¬ gebungen meines Aufenthaltes zu erforschen, ich rückte daher mein Bette heran und stellte den Tisch darauf. Eben wollte ich hinauf¬ klettern, als der Gefangenwärter hereintrat und über mein Beginnen sehr verwundert schien. Er frug mich, was ich da mache, ich erwiederte, daß ich nur hinausschauen wollen; schweigend trug er Tisch, Bette und den Stuhl fort und schloß mich sogleich wie¬ der ein. Nicht eine Stunde hatte es ge¬ dauert, als er, von zwei andern Männern begleitet, wieder erschien und mich durch lan¬ ge Gänge Trepp' auf, Trepp' ab führte, bis ich endlich in einen kleinen Saal eintrat, wo
mer wo ich lag, haͤtte mir kaum ein Gefaͤng¬ niß geſchienen, wenn nicht das kleine Fen¬ ſter ſtark mit Eiſenſtaͤben vergittert und ſo hoch angebracht geweſen waͤre, daß ich es nicht einmal mit ausgeſtreckter Hand errei¬ chen, viel weniger hinausſchauen konnte. Nur wenige Sonnenſtrahlen fielen ſparſam hinein; mich wandelte die Luſt an, die Um¬ gebungen meines Aufenthaltes zu erforſchen, ich ruͤckte daher mein Bette heran und ſtellte den Tiſch darauf. Eben wollte ich hinauf¬ klettern, als der Gefangenwaͤrter hereintrat und uͤber mein Beginnen ſehr verwundert ſchien. Er frug mich, was ich da mache, ich erwiederte, daß ich nur hinausſchauen wollen; ſchweigend trug er Tiſch, Bette und den Stuhl fort und ſchloß mich ſogleich wie¬ der ein. Nicht eine Stunde hatte es ge¬ dauert, als er, von zwei andern Maͤnnern begleitet, wieder erſchien und mich durch lan¬ ge Gaͤnge Trepp' auf, Trepp' ab fuͤhrte, bis ich endlich in einen kleinen Saal eintrat, wo
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mer wo ich lag, haͤtte mir kaum ein Gefaͤng¬
niß geſchienen, wenn nicht das kleine Fen¬
ſter ſtark mit Eiſenſtaͤben vergittert und ſo
hoch angebracht geweſen waͤre, daß ich es
nicht einmal mit ausgeſtreckter Hand errei¬
chen, viel weniger hinausſchauen konnte.
Nur wenige Sonnenſtrahlen fielen ſparſam
hinein; mich wandelte die Luſt an, die Um¬
gebungen meines Aufenthaltes zu erforſchen,
ich ruͤckte daher mein Bette heran und ſtellte
den Tiſch darauf. Eben wollte ich hinauf¬
klettern, als der Gefangenwaͤrter hereintrat
und uͤber mein Beginnen ſehr verwundert
ſchien. Er frug mich, was ich da mache,
ich erwiederte, daß ich nur hinausſchauen
wollen; ſchweigend trug er Tiſch, Bette und
den Stuhl fort und ſchloß mich ſogleich wie¬
der ein. Nicht eine Stunde hatte es ge¬
dauert, als er, von zwei andern Maͤnnern
begleitet, wieder erſchien und mich durch lan¬
ge Gaͤnge Trepp' auf, Trepp' ab fuͤhrte, bis
ich endlich in einen kleinen Saal eintrat, wo
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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