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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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falle, ein Opfer der gräßlichsten Falschheit
und Sünde die den Thron des dreifach Ge¬
krönten umgiebt." -- Ich vernahm dumpfe
Tritte, die näher und näher kamen, die
Schlüssel rasselten im Schloß der Thüre.
Cyrillus raffte sich mit Gewalt empor, er¬
faßte meine Hand und rief mir ins Ohr:
"Kehre in unser Kloster zurück -- Leonardus
ist von allem unterrichtet, er weiß, wie ich
sterbe -- beschwöre ihn, über meinen Tod
zu schweigen. -- Wie bald hätte mich ermat¬
teten Greis auch sonst der Tod ereilt -- Le¬
be wohl, mein Bruder! -- Bete für das
Heil meiner Seele! -- Ich werde bei Euch
seyn, wenn ihr im Kloster mein Todtenamt
haltet. Gelobe mir, daß Du hier über alles
was Du erfahren, schweigen willst, denn Du
führst nur Dein Verderben herbei, und ver¬
wickelst unser Kloster in tausend schlimme
Händel!" -- Ich that es, Vermummte waren
hereingetreten, sie hoben den Greis aus
dem Bette und schleppten ihn, der vor Mat¬

falle, ein Opfer der graͤßlichſten Falſchheit
und Suͤnde die den Thron des dreifach Ge¬
kroͤnten umgiebt.“ — Ich vernahm dumpfe
Tritte, die naͤher und naͤher kamen, die
Schluͤſſel raſſelten im Schloß der Thuͤre.
Cyrillus raffte ſich mit Gewalt empor, er¬
faßte meine Hand und rief mir ins Ohr:
„Kehre in unſer Kloſter zuruͤck — Leonardus
iſt von allem unterrichtet, er weiß, wie ich
ſterbe — beſchwoͤre ihn, uͤber meinen Tod
zu ſchweigen. — Wie bald haͤtte mich ermat¬
teten Greis auch ſonſt der Tod ereilt — Le¬
be wohl, mein Bruder! — Bete fuͤr das
Heil meiner Seele! — Ich werde bei Euch
ſeyn, wenn ihr im Kloſter mein Todtenamt
haltet. Gelobe mir, daß Du hier uͤber alles
was Du erfahren, ſchweigen willſt, denn Du
fuͤhrſt nur Dein Verderben herbei, und ver¬
wickelſt unſer Kloſter in tauſend ſchlimme
Haͤndel!“ — Ich that es, Vermummte waren
hereingetreten, ſie hoben den Greis aus
dem Bette und ſchleppten ihn, der vor Mat¬

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[279/0287] falle, ein Opfer der graͤßlichſten Falſchheit und Suͤnde die den Thron des dreifach Ge¬ kroͤnten umgiebt.“ — Ich vernahm dumpfe Tritte, die naͤher und naͤher kamen, die Schluͤſſel raſſelten im Schloß der Thuͤre. Cyrillus raffte ſich mit Gewalt empor, er¬ faßte meine Hand und rief mir ins Ohr: „Kehre in unſer Kloſter zuruͤck — Leonardus iſt von allem unterrichtet, er weiß, wie ich ſterbe — beſchwoͤre ihn, uͤber meinen Tod zu ſchweigen. — Wie bald haͤtte mich ermat¬ teten Greis auch ſonſt der Tod ereilt — Le¬ be wohl, mein Bruder! — Bete fuͤr das Heil meiner Seele! — Ich werde bei Euch ſeyn, wenn ihr im Kloſter mein Todtenamt haltet. Gelobe mir, daß Du hier uͤber alles was Du erfahren, ſchweigen willſt, denn Du fuͤhrſt nur Dein Verderben herbei, und ver¬ wickelſt unſer Kloſter in tauſend ſchlimme Haͤndel!“ — Ich that es, Vermummte waren hereingetreten, ſie hoben den Greis aus dem Bette und ſchleppten ihn, der vor Mat¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/287>, abgerufen am 23.11.2024.