dus! das Urtheil soll vollstreckt werden. Von Euch, einem heiligen Manne, erwartet er Absolution und Zuspruch im Tode! -- Geht und thut was Eures Amts ist." Der Ver¬ mummte, welcher neben mir stand, faßte mich unter den Arm und führte mich weiter fort, durch einen engen Gang in ein kleines Ge¬ wölbe. Hier lag, in einem Winkel, auf dem Strohlager ein bleiches, abgezehrtes, mit Lum¬ pen behängtes Geripp. Der Vermummte setzte die Lampe, die er mitgebracht, auf dem stei¬ nernen Tisch in der Mitte des Gewölbes, und entfernte sich. Ich nahte mich dem Ge¬ fangenen, er drehte sich mühsam nach mir um? ich erstarrte, als ich die ehrwürdigen Züge des frommen Cyrillus erkannte. Ein himmlisches verklärtes Lächeln überflog sein Gesicht. "So haben mich, fing er mit matter Stimme an, die entsetzlichen Diener der Hölle, welche hier hausen, doch nicht getäuscht. Durch sie erfuhr ich, daß Du, mein lieber Bruder Medardus, Dich in Rom
dus! das Urtheil ſoll vollſtreckt werden. Von Euch, einem heiligen Manne, erwartet er Abſolution und Zuſpruch im Tode! — Geht und thut was Eures Amts iſt.“ Der Ver¬ mummte, welcher neben mir ſtand, faßte mich unter den Arm und fuͤhrte mich weiter fort, durch einen engen Gang in ein kleines Ge¬ woͤlbe. Hier lag, in einem Winkel, auf dem Strohlager ein bleiches, abgezehrtes, mit Lum¬ pen behaͤngtes Geripp. Der Vermummte ſetzte die Lampe, die er mitgebracht, auf dem ſtei¬ nernen Tiſch in der Mitte des Gewoͤlbes, und entfernte ſich. Ich nahte mich dem Ge¬ fangenen, er drehte ſich muͤhſam nach mir um? ich erſtarrte, als ich die ehrwuͤrdigen Zuͤge des frommen Cyrillus erkannte. Ein himmliſches verklaͤrtes Laͤcheln uͤberflog ſein Geſicht. „So haben mich, fing er mit matter Stimme an, die entſetzlichen Diener der Hoͤlle, welche hier hauſen, doch nicht getaͤuſcht. Durch ſie erfuhr ich, daß Du, mein lieber Bruder Medardus, Dich in Rom
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dus! das Urtheil ſoll vollſtreckt werden. Von
Euch, einem heiligen Manne, erwartet er
Abſolution und Zuſpruch im Tode! — Geht
und thut was Eures Amts iſt.“ Der Ver¬
mummte, welcher neben mir ſtand, faßte mich
unter den Arm und fuͤhrte mich weiter fort,
durch einen engen Gang in ein kleines Ge¬
woͤlbe. Hier lag, in einem Winkel, auf dem
Strohlager ein bleiches, abgezehrtes, mit Lum¬
pen behaͤngtes Geripp. Der Vermummte ſetzte
die Lampe, die er mitgebracht, auf dem ſtei¬
nernen Tiſch in der Mitte des Gewoͤlbes,
und entfernte ſich. Ich nahte mich dem Ge¬
fangenen, er drehte ſich muͤhſam nach mir
um? ich erſtarrte, als ich die ehrwuͤrdigen
Zuͤge des frommen Cyrillus erkannte. Ein
himmliſches verklaͤrtes Laͤcheln uͤberflog ſein
Geſicht. „So haben mich, fing er mit
matter Stimme an, die entſetzlichen Diener
der Hoͤlle, welche hier hauſen, doch nicht
getaͤuſcht. Durch ſie erfuhr ich, daß Du,
mein lieber Bruder Medardus, Dich in Rom
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/283>, abgerufen am 23.11.2024.
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