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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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zu sühnen. Ich habe den Prinzen und
Franz von Giazinta weggescheucht, aber der
Satan ist geschäftig, dem Franz das Verder¬
ben zu bereiten, dem er nicht entgehen
wird. -- Franz kam mit dem Prinzen an
den Ort, wo sich Graf Pietro mit seiner
Gemalin und seiner Tochter Aurelie, die
eben funfzehn Jahr alt worden, aufhielt.
So wie der verbrecherische Vater Paolo
Francesko in wilder Begier entbrannte, als
er Angiola sah, so loderte das Feuer verbo¬
tener Lust auf in dem Sohn, als er das hol¬
de Kind Aurelie erblickte. Durch allerlei
teuflische Künste der Verführung wußte er
die fromme kaum erblühte Aurelie zu um¬
stricken, daß sie mit ganzer Seele ihm sich
ergab, und sie hatte gesündigt, ehe der Ge¬
danke der Sünde aufgegangen in ihrem In¬
nern. Als die That nicht mehr verschwie¬
gen bleiben konnte, da warf er sich, wie voll
Verzweiflung über das, was er begangen,
der Mutter zu Füßen und gestand alles.

zu ſuͤhnen. Ich habe den Prinzen und
Franz von Giazinta weggeſcheucht, aber der
Satan iſt geſchaͤftig, dem Franz das Verder¬
ben zu bereiten, dem er nicht entgehen
wird. — Franz kam mit dem Prinzen an
den Ort, wo ſich Graf Pietro mit ſeiner
Gemalin und ſeiner Tochter Aurelie, die
eben funfzehn Jahr alt worden, aufhielt.
So wie der verbrecheriſche Vater Paolo
Francesko in wilder Begier entbrannte, als
er Angiola ſah, ſo loderte das Feuer verbo¬
tener Luſt auf in dem Sohn, als er das hol¬
de Kind Aurelie erblickte. Durch allerlei
teufliſche Kuͤnſte der Verfuͤhrung wußte er
die fromme kaum erbluͤhte Aurelie zu um¬
ſtricken, daß ſie mit ganzer Seele ihm ſich
ergab, und ſie hatte geſuͤndigt, ehe der Ge¬
danke der Suͤnde aufgegangen in ihrem In¬
nern. Als die That nicht mehr verſchwie¬
gen bleiben konnte, da warf er ſich, wie voll
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[243/0251] zu ſuͤhnen. Ich habe den Prinzen und Franz von Giazinta weggeſcheucht, aber der Satan iſt geſchaͤftig, dem Franz das Verder¬ ben zu bereiten, dem er nicht entgehen wird. — Franz kam mit dem Prinzen an den Ort, wo ſich Graf Pietro mit ſeiner Gemalin und ſeiner Tochter Aurelie, die eben funfzehn Jahr alt worden, aufhielt. So wie der verbrecheriſche Vater Paolo Francesko in wilder Begier entbrannte, als er Angiola ſah, ſo loderte das Feuer verbo¬ tener Luſt auf in dem Sohn, als er das hol¬ de Kind Aurelie erblickte. Durch allerlei teufliſche Kuͤnſte der Verfuͤhrung wußte er die fromme kaum erbluͤhte Aurelie zu um¬ ſtricken, daß ſie mit ganzer Seele ihm ſich ergab, und ſie hatte geſuͤndigt, ehe der Ge¬ danke der Suͤnde aufgegangen in ihrem In¬ nern. Als die That nicht mehr verſchwie¬ gen bleiben konnte, da warf er ſich, wie voll Verzweiflung uͤber das, was er begangen, der Mutter zu Fuͤßen und geſtand alles.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/251>, abgerufen am 23.11.2024.