in die wüthende Begier des wilden Thie¬ res, die er nur durch den Gedanken des Ge¬ nusses zu bezähmen vermochte. -- So ge¬ schah es, daß er durch den schändlichsten Verrath am Hochzeitstage ehe er in die Brautkammer ging, Angiola in ihrem Schlaf¬ zimmer überfiel, und ohne daß sie zur Be¬ sinnung kam, denn Opiate hatte sie beim Hochzeitmal bekommen, seine freveliche Lust befriedigte. Als Angiola durch die verruch¬ te That dem Tode nahe gebracht wurde, da gestand der von Gewissensbissen gefol¬ terte Paolo Francesko ein, was er be¬ gangen. Im ersten Aufbrausen des Zorns, wollte Pietro den Verräther niederstoßen, aber gelähmt sank sein Arm nieder, da er daran dachte, daß seine Rache der That vorangegangen. Die kleine Giazinta, Für¬ stin von B., allgemein für die Tochter der Schwester Vittoria's geltend, war die Frucht des geheimen Verständnisses, das Pietro mit Paolo Francesko's Braut unterhalten hatte.
in die wuͤthende Begier des wilden Thie¬ res, die er nur durch den Gedanken des Ge¬ nuſſes zu bezaͤhmen vermochte. — So ge¬ ſchah es, daß er durch den ſchaͤndlichſten Verrath am Hochzeitstage ehe er in die Brautkammer ging, Angiola in ihrem Schlaf¬ zimmer uͤberfiel, und ohne daß ſie zur Be¬ ſinnung kam, denn Opiate hatte ſie beim Hochzeitmal bekommen, ſeine freveliche Luſt befriedigte. Als Angiola durch die verruch¬ te That dem Tode nahe gebracht wurde, da geſtand der von Gewiſſensbiſſen gefol¬ terte Paolo Francesko ein, was er be¬ gangen. Im erſten Aufbrauſen des Zorns, wollte Pietro den Verraͤther niederſtoßen, aber gelaͤhmt ſank ſein Arm nieder, da er daran dachte, daß ſeine Rache der That vorangegangen. Die kleine Giazinta, Fuͤr¬ ſtin von B., allgemein fuͤr die Tochter der Schweſter Vittoria's geltend, war die Frucht des geheimen Verſtaͤndniſſes, das Pietro mit Paolo Francesko's Braut unterhalten hatte.
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in die wuͤthende Begier des wilden Thie¬
res, die er nur durch den Gedanken des Ge¬
nuſſes zu bezaͤhmen vermochte. — So ge¬
ſchah es, daß er durch den ſchaͤndlichſten
Verrath am Hochzeitstage ehe er in die
Brautkammer ging, Angiola in ihrem Schlaf¬
zimmer uͤberfiel, und ohne daß ſie zur Be¬
ſinnung kam, denn Opiate hatte ſie beim
Hochzeitmal bekommen, ſeine freveliche Luſt
befriedigte. Als Angiola durch die verruch¬
te That dem Tode nahe gebracht wurde,
da geſtand der von Gewiſſensbiſſen gefol¬
terte Paolo Francesko ein, was er be¬
gangen. Im erſten Aufbrauſen des Zorns,
wollte Pietro den Verraͤther niederſtoßen,
aber gelaͤhmt ſank ſein Arm nieder, da er
daran dachte, daß ſeine Rache der That
vorangegangen. Die kleine Giazinta, Fuͤr¬
ſtin von B., allgemein fuͤr die Tochter der
Schweſter Vittoria's geltend, war die Frucht
des geheimen Verſtaͤndniſſes, das Pietro mit
Paolo Francesko's Braut unterhalten hatte.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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