ner mochte die Todte anrühren. Francesko wußte nun wohl, mit wem er es zu thun gehabt hatte, und es bemächtigte sich sei¬ ner eine entsetzliche Angst. Alle seine Fre¬ vel standen ihm vor Augen, und das Straf¬ gericht des Herrn begann schon hier auf Er¬ den, da die Flammen der Hölle in seinem Innern aufloderten.
Des andern Tages kam ein Abgeordne¬ ter des geistlichen Gerichts, mit den Häschern, und wollte den Francesko verhaften, da er¬ wachte aber sein Muth und stolzer Sinn, er ergriff seinen Stoßdegen, machte sich Platz und entrann. Eine gute Strecke von Rom fand er eine Höhle, in die er sich ermüdet und ermattet verbarg. Ohne sich dessen deutlich bewußt zu seyn, hatte er das neuge¬ borne Knäblein in den Mantel gewickelt und mit sich genommen. Voll wilden In¬ grimms wollte er das, von dem teuflischen Weibe ihm geborne Kind an den Steinen zerschmettern, aber indem er es in die Höhe
II. [ 15 ]
ner mochte die Todte anruͤhren. Francesko wußte nun wohl, mit wem er es zu thun gehabt hatte, und es bemaͤchtigte ſich ſei¬ ner eine entſetzliche Angſt. Alle ſeine Fre¬ vel ſtanden ihm vor Augen, und das Straf¬ gericht des Herrn begann ſchon hier auf Er¬ den, da die Flammen der Hoͤlle in ſeinem Innern aufloderten.
Des andern Tages kam ein Abgeordne¬ ter des geiſtlichen Gerichts, mit den Haͤſchern, und wollte den Francesko verhaften, da er¬ wachte aber ſein Muth und ſtolzer Sinn, er ergriff ſeinen Stoßdegen, machte ſich Platz und entrann. Eine gute Strecke von Rom fand er eine Hoͤhle, in die er ſich ermuͤdet und ermattet verbarg. Ohne ſich deſſen deutlich bewußt zu ſeyn, hatte er das neuge¬ borne Knaͤblein in den Mantel gewickelt und mit ſich genommen. Voll wilden In¬ grimms wollte er das, von dem teufliſchen Weibe ihm geborne Kind an den Steinen zerſchmettern, aber indem er es in die Hoͤhe
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ner mochte die Todte anruͤhren. Francesko
wußte nun wohl, mit wem er es zu thun
gehabt hatte, und es bemaͤchtigte ſich ſei¬
ner eine entſetzliche Angſt. Alle ſeine Fre¬
vel ſtanden ihm vor Augen, und das Straf¬
gericht des Herrn begann ſchon hier auf Er¬
den, da die Flammen der Hoͤlle in ſeinem
Innern aufloderten.
Des andern Tages kam ein Abgeordne¬
ter des geiſtlichen Gerichts, mit den Haͤſchern,
und wollte den Francesko verhaften, da er¬
wachte aber ſein Muth und ſtolzer Sinn,
er ergriff ſeinen Stoßdegen, machte ſich Platz
und entrann. Eine gute Strecke von Rom
fand er eine Hoͤhle, in die er ſich ermuͤdet
und ermattet verbarg. Ohne ſich deſſen
deutlich bewußt zu ſeyn, hatte er das neuge¬
borne Knaͤblein in den Mantel gewickelt
und mit ſich genommen. Voll wilden In¬
grimms wollte er das, von dem teufliſchen
Weibe ihm geborne Kind an den Steinen
zerſchmettern, aber indem er es in die Hoͤhe
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/233>, abgerufen am 25.11.2024.
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