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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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nun aber dem Weibe Hülfe leisten wollten,
schauderten sie entsetzt zurück, denn das Weib
war zum Tode erstarrt, Hals und Brust durch
blaue, garstige Flecke verunstaltet, und statt
des jungen schönen Gesichts erblickten sie ein
gräßlich verzerrtes runzliches Gesicht mit off¬
nen heraus starrenden Augen. Auf das Geschrei,
das die beiden Weiber erhoben, liefen die
Nachbarsleute herzu, man hatte von jeher
von dem fremden Weibe allerlei seltsames ge¬
sprochen; die üppige Lebensart, die sie mit
Francesko führte, war Allen ein Greuel ge¬
wesen, und es stand daran, daß man ihr
sündhaftes Beisammenseyn ohne priesterliche
Einsegnung, den geistlichen Gerichten anzei¬
gen wollte. Nun, als sie die gräßlich ent¬
stellte Todte sahen, war es Allen gewiß, daß
sie im Bündniß mit dem Teufel gelebt, der
sich jetzt ihrer bemächtigt habe. Ihre Schön¬
heit war nur ein lügnerisches Trugbild ver¬
dammter Zauberei gewesen. Alle Leute die
gekommen, flohen erschreckt von dannen, kei¬

ner

nun aber dem Weibe Huͤlfe leiſten wollten,
ſchauderten ſie entſetzt zuruͤck, denn das Weib
war zum Tode erſtarrt, Hals und Bruſt durch
blaue, garſtige Flecke verunſtaltet, und ſtatt
des jungen ſchoͤnen Geſichts erblickten ſie ein
graͤßlich verzerrtes runzliches Geſicht mit off¬
nen heraus ſtarrenden Augen. Auf das Geſchrei,
das die beiden Weiber erhoben, liefen die
Nachbarsleute herzu, man hatte von jeher
von dem fremden Weibe allerlei ſeltſames ge¬
ſprochen; die uͤppige Lebensart, die ſie mit
Francesko fuͤhrte, war Allen ein Greuel ge¬
weſen, und es ſtand daran, daß man ihr
ſuͤndhaftes Beiſammenſeyn ohne prieſterliche
Einſegnung, den geiſtlichen Gerichten anzei¬
gen wollte. Nun, als ſie die graͤßlich ent¬
ſtellte Todte ſahen, war es Allen gewiß, daß
ſie im Buͤndniß mit dem Teufel gelebt, der
ſich jetzt ihrer bemaͤchtigt habe. Ihre Schoͤn¬
heit war nur ein luͤgneriſches Trugbild ver¬
dammter Zauberei geweſen. Alle Leute die
gekommen, flohen erſchreckt von dannen, kei¬

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[224/0232] nun aber dem Weibe Huͤlfe leiſten wollten, ſchauderten ſie entſetzt zuruͤck, denn das Weib war zum Tode erſtarrt, Hals und Bruſt durch blaue, garſtige Flecke verunſtaltet, und ſtatt des jungen ſchoͤnen Geſichts erblickten ſie ein graͤßlich verzerrtes runzliches Geſicht mit off¬ nen heraus ſtarrenden Augen. Auf das Geſchrei, das die beiden Weiber erhoben, liefen die Nachbarsleute herzu, man hatte von jeher von dem fremden Weibe allerlei ſeltſames ge¬ ſprochen; die uͤppige Lebensart, die ſie mit Francesko fuͤhrte, war Allen ein Greuel ge¬ weſen, und es ſtand daran, daß man ihr ſuͤndhaftes Beiſammenſeyn ohne prieſterliche Einſegnung, den geiſtlichen Gerichten anzei¬ gen wollte. Nun, als ſie die graͤßlich ent¬ ſtellte Todte ſahen, war es Allen gewiß, daß ſie im Buͤndniß mit dem Teufel gelebt, der ſich jetzt ihrer bemaͤchtigt habe. Ihre Schoͤn¬ heit war nur ein luͤgneriſches Trugbild ver¬ dammter Zauberei geweſen. Alle Leute die gekommen, flohen erſchreckt von dannen, kei¬ ner

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/232>, abgerufen am 05.05.2024.