Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

der Tasche trägt, ohne es zu nutzen zu sei¬
ner Lust und Freude." Der Geistliche hatte
bald mich, bald den grimaßirenden Schönfeld
mit Aufmerksamkeit betrachtet; er verstand,
da wir deutsch sprachen, kein Wort; jetzt un¬
terbrach er unser Gespräch. "Verzeihet, mei¬
ne Herren! wenn es meine Pflicht heischt,
eine Unterredung zu enden, die euch beiden
unmöglich wohl thun kann. Ihr seyd, mein
Bruder, noch zu sehr geschwächt, um von
Dingen, die wahrscheinlich aus Euerm frü¬
hern Leben schmerzhafte Erinnerungen auf¬
regen, so anhaltend fortzusprechen; Ihr kön¬
net ja nach und nach von Euerm Freunde
alles erfahren, denn wenn Ihr auch ganz ge¬
nesen unsere Anstalt verlasset, so wird Euch
doch wohl Euer Freund weiter geleiten. Zu¬
dem habt Ihr (er wandte sich zu Schönfeld)
eine Art des Vortrags, die ganz dazu geeig¬
net ist, Alles das, wovon Ihr sprecht, dem
Zuhörer lebendig vor Augen zu bringen. In
Deutschland muß man Euch für toll halten,

der Taſche traͤgt, ohne es zu nutzen zu ſei¬
ner Luſt und Freude.“ Der Geiſtliche hatte
bald mich, bald den grimaßirenden Schoͤnfeld
mit Aufmerkſamkeit betrachtet; er verſtand,
da wir deutſch ſprachen, kein Wort; jetzt un¬
terbrach er unſer Geſpraͤch. „Verzeihet, mei¬
ne Herren! wenn es meine Pflicht heiſcht,
eine Unterredung zu enden, die euch beiden
unmoͤglich wohl thun kann. Ihr ſeyd, mein
Bruder, noch zu ſehr geſchwaͤcht, um von
Dingen, die wahrſcheinlich aus Euerm fruͤ¬
hern Leben ſchmerzhafte Erinnerungen auf¬
regen, ſo anhaltend fortzuſprechen; Ihr koͤn¬
net ja nach und nach von Euerm Freunde
alles erfahren, denn wenn Ihr auch ganz ge¬
neſen unſere Anſtalt verlaſſet, ſo wird Euch
doch wohl Euer Freund weiter geleiten. Zu¬
dem habt Ihr (er wandte ſich zu Schoͤnfeld)
eine Art des Vortrags, die ganz dazu geeig¬
net iſt, Alles das, wovon Ihr ſprecht, dem
Zuhoͤrer lebendig vor Augen zu bringen. In
Deutſchland muß man Euch fuͤr toll halten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0189" n="181"/>
der Ta&#x017F;che tra&#x0364;gt, ohne es zu nutzen zu &#x017F;ei¬<lb/>
ner Lu&#x017F;t und Freude.&#x201C; Der Gei&#x017F;tliche hatte<lb/>
bald mich, bald den grimaßirenden Scho&#x0364;nfeld<lb/>
mit Aufmerk&#x017F;amkeit betrachtet; er ver&#x017F;tand,<lb/>
da wir deut&#x017F;ch &#x017F;prachen, kein Wort; jetzt un¬<lb/>
terbrach er un&#x017F;er Ge&#x017F;pra&#x0364;ch. &#x201E;Verzeihet, mei¬<lb/>
ne Herren! wenn es meine Pflicht hei&#x017F;cht,<lb/>
eine Unterredung zu enden, die euch beiden<lb/>
unmo&#x0364;glich wohl thun kann. Ihr &#x017F;eyd, mein<lb/>
Bruder, noch zu &#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;cht, um von<lb/>
Dingen, die wahr&#x017F;cheinlich aus Euerm fru&#x0364;¬<lb/>
hern Leben &#x017F;chmerzhafte Erinnerungen auf¬<lb/>
regen, &#x017F;o anhaltend fortzu&#x017F;prechen; Ihr ko&#x0364;<lb/>
net ja nach und nach von Euerm Freunde<lb/>
alles erfahren, denn wenn Ihr auch ganz ge¬<lb/>
ne&#x017F;en un&#x017F;ere An&#x017F;talt verla&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o wird Euch<lb/>
doch wohl Euer Freund weiter geleiten. Zu¬<lb/>
dem habt Ihr (er wandte &#x017F;ich zu Scho&#x0364;nfeld)<lb/>
eine Art des Vortrags, die ganz dazu geeig¬<lb/>
net i&#x017F;t, Alles das, wovon Ihr &#x017F;precht, dem<lb/>
Zuho&#x0364;rer lebendig vor Augen zu bringen. In<lb/>
Deut&#x017F;chland muß man Euch fu&#x0364;r toll halten,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0189] der Taſche traͤgt, ohne es zu nutzen zu ſei¬ ner Luſt und Freude.“ Der Geiſtliche hatte bald mich, bald den grimaßirenden Schoͤnfeld mit Aufmerkſamkeit betrachtet; er verſtand, da wir deutſch ſprachen, kein Wort; jetzt un¬ terbrach er unſer Geſpraͤch. „Verzeihet, mei¬ ne Herren! wenn es meine Pflicht heiſcht, eine Unterredung zu enden, die euch beiden unmoͤglich wohl thun kann. Ihr ſeyd, mein Bruder, noch zu ſehr geſchwaͤcht, um von Dingen, die wahrſcheinlich aus Euerm fruͤ¬ hern Leben ſchmerzhafte Erinnerungen auf¬ regen, ſo anhaltend fortzuſprechen; Ihr koͤn¬ net ja nach und nach von Euerm Freunde alles erfahren, denn wenn Ihr auch ganz ge¬ neſen unſere Anſtalt verlaſſet, ſo wird Euch doch wohl Euer Freund weiter geleiten. Zu¬ dem habt Ihr (er wandte ſich zu Schoͤnfeld) eine Art des Vortrags, die ganz dazu geeig¬ net iſt, Alles das, wovon Ihr ſprecht, dem Zuhoͤrer lebendig vor Augen zu bringen. In Deutſchland muß man Euch fuͤr toll halten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/189
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/189>, abgerufen am 29.11.2024.