bürgerlich gekleidete, wie ich wohl merken konnte, ein Arzt, schien freudig verwundert. "Ah, rief er aus: ah das ist gut. Ihr befin¬ det Euch, ehrwürdiger Herr! an einem Or¬ te, wo man nur für Euer Wohl auf alle mögli¬ che Weise sorgt. Ihr wurdet vor drei Mo¬ naten in einem sehr bedenklichen! Zustande hergebracht. Ihr wart sehr krank, aber durch unsere Sorgfalt und Pflege scheint ihr Euch auf dem Wege der Genesung zu befin¬ den. Haben wir das Glück, Euch ganz zu heilen, so könnt ihr ruhig Eure Straße fort¬ wandeln, denn wie ich höre, wollt ihr nach Rom?" -- Bin ich denn, frug ich weiter, in der Kleidung die ich trage zu Euch gekom¬ men? -- "Freilich, erwiederte der Arzt, aber laßt das Fragen, beunruhigt Euch nur nicht, al¬ les sollt Ihr erfahren, die Sorge für Eure Gesundheit ist jetzt das vornehmlichste." Er faßte meinen Puls, der Geistliche hatte un¬ terdessen eine Tasse herbeigebracht, die er mir darreichte. "Trinkt, sprach der Arzt: und
buͤrgerlich gekleidete, wie ich wohl merken konnte, ein Arzt, ſchien freudig verwundert. „Ah, rief er aus: ah das iſt gut. Ihr befin¬ det Euch, ehrwuͤrdiger Herr! an einem Or¬ te, wo man nur fuͤr Euer Wohl auf alle moͤgli¬ che Weiſe ſorgt. Ihr wurdet vor drei Mo¬ naten in einem ſehr bedenklichen! Zuſtande hergebracht. Ihr wart ſehr krank, aber durch unſere Sorgfalt und Pflege ſcheint ihr Euch auf dem Wege der Geneſung zu befin¬ den. Haben wir das Gluͤck, Euch ganz zu heilen, ſo koͤnnt ihr ruhig Eure Straße fort¬ wandeln, denn wie ich hoͤre, wollt ihr nach Rom?“ — Bin ich denn, frug ich weiter, in der Kleidung die ich trage zu Euch gekom¬ men? — „Freilich, erwiederte der Arzt, aber laßt das Fragen, beunruhigt Euch nur nicht, al¬ les ſollt Ihr erfahren, die Sorge fuͤr Eure Geſundheit iſt jetzt das vornehmlichſte.“ Er faßte meinen Puls, der Geiſtliche hatte un¬ terdeſſen eine Taſſe herbeigebracht, die er mir darreichte. „Trinkt, ſprach der Arzt: und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0165"n="157"/>
buͤrgerlich gekleidete, wie ich wohl merken<lb/>
konnte, ein Arzt, ſchien freudig verwundert.<lb/>„Ah, rief er aus: ah das iſt gut. Ihr befin¬<lb/>
det Euch, ehrwuͤrdiger Herr! an einem Or¬<lb/>
te, wo man nur fuͤr Euer Wohl auf alle moͤgli¬<lb/>
che Weiſe ſorgt. Ihr wurdet vor drei Mo¬<lb/>
naten in einem ſehr bedenklichen! Zuſtande<lb/>
hergebracht. Ihr wart ſehr krank, aber<lb/>
durch unſere Sorgfalt und Pflege ſcheint ihr<lb/>
Euch auf dem Wege der Geneſung zu befin¬<lb/>
den. Haben wir das Gluͤck, Euch ganz zu<lb/>
heilen, ſo koͤnnt ihr ruhig Eure Straße fort¬<lb/>
wandeln, denn wie ich hoͤre, wollt ihr nach<lb/>
Rom?“— Bin ich denn, frug ich weiter, in<lb/>
der Kleidung die ich trage zu Euch gekom¬<lb/>
men? —„Freilich, erwiederte der Arzt, aber laßt<lb/>
das Fragen, beunruhigt Euch nur nicht, al¬<lb/>
les ſollt Ihr erfahren, die Sorge fuͤr Eure<lb/>
Geſundheit iſt jetzt das vornehmlichſte.“ Er<lb/>
faßte meinen Puls, der Geiſtliche hatte un¬<lb/>
terdeſſen eine Taſſe herbeigebracht, die er<lb/>
mir darreichte. „Trinkt, ſprach der Arzt: und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[157/0165]
buͤrgerlich gekleidete, wie ich wohl merken
konnte, ein Arzt, ſchien freudig verwundert.
„Ah, rief er aus: ah das iſt gut. Ihr befin¬
det Euch, ehrwuͤrdiger Herr! an einem Or¬
te, wo man nur fuͤr Euer Wohl auf alle moͤgli¬
che Weiſe ſorgt. Ihr wurdet vor drei Mo¬
naten in einem ſehr bedenklichen! Zuſtande
hergebracht. Ihr wart ſehr krank, aber
durch unſere Sorgfalt und Pflege ſcheint ihr
Euch auf dem Wege der Geneſung zu befin¬
den. Haben wir das Gluͤck, Euch ganz zu
heilen, ſo koͤnnt ihr ruhig Eure Straße fort¬
wandeln, denn wie ich hoͤre, wollt ihr nach
Rom?“ — Bin ich denn, frug ich weiter, in
der Kleidung die ich trage zu Euch gekom¬
men? — „Freilich, erwiederte der Arzt, aber laßt
das Fragen, beunruhigt Euch nur nicht, al¬
les ſollt Ihr erfahren, die Sorge fuͤr Eure
Geſundheit iſt jetzt das vornehmlichſte.“ Er
faßte meinen Puls, der Geiſtliche hatte un¬
terdeſſen eine Taſſe herbeigebracht, die er
mir darreichte. „Trinkt, ſprach der Arzt: und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/165>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.