dem wir getraut werden sollten, mir vor Augen stand. Das Bild stellte das Marty¬ rium der heiligen Rosalia vor, und gerade so wie Aurelie, war sie gekleidet. -- Schwer wurde es mir, den grausigen Eindruck den dies auf mich machte, zu verbergen. Au¬ relie gab mir, mit einem Blick, aus dem ein ganzer Himmel voll Liebe und Selig¬ keit stralte, die Hand, ich zog sie an meine Brust, und mit dem Kuß des reinsten Ent¬ zückens, durchdrang mich aufs neue das deut¬ liche Gefühl, daß nur durch Aurelie meine Seele errettet werden könne. Ein fürstli¬ cher Bedienter meldete, daß die Herrschaft bereit sey, uns zu empfangen. Aurelie zog schnell die Handschuhe an, ich nahm ihren Arm, da bemerkte das Kammermädchen, daß das Haar in Unordnung gekommen sey, sie sprang fort um Nadeln zu holen. Wir warteten an der Thüre, der Aufenthalt schien Aurelien unangenehm. In dem Au¬ genblick entstand ein dumpfes Geräusch auf
dem wir getraut werden ſollten, mir vor Augen ſtand. Das Bild ſtellte das Marty¬ rium der heiligen Roſalia vor, und gerade ſo wie Aurelie, war ſie gekleidet. — Schwer wurde es mir, den grauſigen Eindruck den dies auf mich machte, zu verbergen. Au¬ relie gab mir, mit einem Blick, aus dem ein ganzer Himmel voll Liebe und Selig¬ keit ſtralte, die Hand, ich zog ſie an meine Bruſt, und mit dem Kuß des reinſten Ent¬ zuͤckens, durchdrang mich aufs neue das deut¬ liche Gefuͤhl, daß nur durch Aurelie meine Seele errettet werden koͤnne. Ein fuͤrſtli¬ cher Bedienter meldete, daß die Herrſchaft bereit ſey, uns zu empfangen. Aurelie zog ſchnell die Handſchuhe an, ich nahm ihren Arm, da bemerkte das Kammermaͤdchen, daß das Haar in Unordnung gekommen ſey, ſie ſprang fort um Nadeln zu holen. Wir warteten an der Thuͤre, der Aufenthalt ſchien Aurelien unangenehm. In dem Au¬ genblick entſtand ein dumpfes Geraͤuſch auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0154"n="146"/>
dem wir getraut werden ſollten, mir vor<lb/>
Augen ſtand. Das Bild ſtellte das Marty¬<lb/>
rium der heiligen Roſalia vor, und gerade<lb/>ſo wie Aurelie, war ſie gekleidet. — Schwer<lb/>
wurde es mir, den grauſigen Eindruck den<lb/>
dies auf mich machte, zu verbergen. Au¬<lb/>
relie gab mir, mit einem Blick, aus dem<lb/>
ein ganzer Himmel voll Liebe und Selig¬<lb/>
keit ſtralte, die Hand, ich zog ſie an meine<lb/>
Bruſt, und mit dem Kuß des reinſten Ent¬<lb/>
zuͤckens, durchdrang mich aufs neue das deut¬<lb/>
liche Gefuͤhl, daß nur durch Aurelie meine<lb/>
Seele errettet werden koͤnne. Ein fuͤrſtli¬<lb/>
cher Bedienter meldete, daß die Herrſchaft<lb/>
bereit ſey, uns zu empfangen. Aurelie zog<lb/>ſchnell die Handſchuhe an, ich nahm ihren<lb/>
Arm, da bemerkte das Kammermaͤdchen,<lb/>
daß das Haar in Unordnung gekommen ſey,<lb/>ſie ſprang fort um Nadeln zu holen. Wir<lb/>
warteten an der Thuͤre, der Aufenthalt<lb/>ſchien Aurelien unangenehm. In dem Au¬<lb/>
genblick entſtand ein dumpfes Geraͤuſch auf<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[146/0154]
dem wir getraut werden ſollten, mir vor
Augen ſtand. Das Bild ſtellte das Marty¬
rium der heiligen Roſalia vor, und gerade
ſo wie Aurelie, war ſie gekleidet. — Schwer
wurde es mir, den grauſigen Eindruck den
dies auf mich machte, zu verbergen. Au¬
relie gab mir, mit einem Blick, aus dem
ein ganzer Himmel voll Liebe und Selig¬
keit ſtralte, die Hand, ich zog ſie an meine
Bruſt, und mit dem Kuß des reinſten Ent¬
zuͤckens, durchdrang mich aufs neue das deut¬
liche Gefuͤhl, daß nur durch Aurelie meine
Seele errettet werden koͤnne. Ein fuͤrſtli¬
cher Bedienter meldete, daß die Herrſchaft
bereit ſey, uns zu empfangen. Aurelie zog
ſchnell die Handſchuhe an, ich nahm ihren
Arm, da bemerkte das Kammermaͤdchen,
daß das Haar in Unordnung gekommen ſey,
ſie ſprang fort um Nadeln zu holen. Wir
warteten an der Thuͤre, der Aufenthalt
ſchien Aurelien unangenehm. In dem Au¬
genblick entſtand ein dumpfes Geraͤuſch auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/154>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.