Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

habe kund thun wollen, um mir zu zeigen,
wie unsere innigste Verbindung ihr ewiger
Rathschluß sey. "Ja, Du frommes Himmels¬
kind, sprach ich: Auch mir ging einst ein
wunderbarer Traum auf, indem Du mir
Deine Liebe gestandest, aber ich war ein un¬
glücklicher vom Geschick zermalmter Mönch
dessen Brust tausend Qualen der Hölle zer¬
rissen. -- Dich -- Dich liebte ich mit nah¬
menloser Inbrunst, doch Frevel, doppelter,
verruchter Frevel war meine Liebe, denn ich
war ja ein Mönch, und Du die heilige Ro¬
salia." Erschrocken fuhr Aurelie auf. "Um
Gott, sprach sie: Um Gott, es geht ein tie¬
fes unerforschliches Geheimniß durch unser
Leben; ach, Leonard, laß uns nie an dem
Schleier rühren, der es umhüllt, wer weiß,
was grauenvolles entsetzliches dahinter ver¬
borgen. Laß uns fromm seyn, und fest an
einander halten in treuer Liebe, so widerste¬
hen wir der dunkeln Macht, deren Geister
uns vielleicht feindlich bedrohen. Daß Du

habe kund thun wollen, um mir zu zeigen,
wie unſere innigſte Verbindung ihr ewiger
Rathſchluß ſey. „Ja, Du frommes Himmels¬
kind, ſprach ich: Auch mir ging einſt ein
wunderbarer Traum auf, indem Du mir
Deine Liebe geſtandeſt, aber ich war ein un¬
gluͤcklicher vom Geſchick zermalmter Moͤnch
deſſen Bruſt tauſend Qualen der Hoͤlle zer¬
riſſen. — Dich — Dich liebte ich mit nah¬
menloſer Inbrunſt, doch Frevel, doppelter,
verruchter Frevel war meine Liebe, denn ich
war ja ein Moͤnch, und Du die heilige Ro¬
ſalia.“ Erſchrocken fuhr Aurelie auf. „Um
Gott, ſprach ſie: Um Gott, es geht ein tie¬
fes unerforſchliches Geheimniß durch unſer
Leben; ach, Leonard, laß uns nie an dem
Schleier ruͤhren, der es umhuͤllt, wer weiß,
was grauenvolles entſetzliches dahinter ver¬
borgen. Laß uns fromm ſeyn, und feſt an
einander halten in treuer Liebe, ſo widerſte¬
hen wir der dunkeln Macht, deren Geiſter
uns vielleicht feindlich bedrohen. Daß Du

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0148" n="140"/>
habe kund thun wollen, um mir zu zeigen,<lb/>
wie un&#x017F;ere innig&#x017F;te Verbindung ihr ewiger<lb/>
Rath&#x017F;chluß &#x017F;ey. &#x201E;Ja, Du frommes Himmels¬<lb/>
kind, &#x017F;prach ich: Auch mir ging ein&#x017F;t ein<lb/>
wunderbarer Traum auf, indem Du mir<lb/>
Deine Liebe ge&#x017F;tande&#x017F;t, aber ich war ein un¬<lb/>
glu&#x0364;cklicher vom Ge&#x017F;chick zermalmter Mo&#x0364;nch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Bru&#x017F;t tau&#x017F;end Qualen der Ho&#x0364;lle zer¬<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Dich &#x2014; Dich liebte ich mit nah¬<lb/>
menlo&#x017F;er Inbrun&#x017F;t, doch Frevel, doppelter,<lb/>
verruchter Frevel war meine Liebe, denn ich<lb/>
war ja ein Mo&#x0364;nch, und Du die heilige Ro¬<lb/>
&#x017F;alia.&#x201C; Er&#x017F;chrocken fuhr Aurelie auf. &#x201E;Um<lb/>
Gott, &#x017F;prach &#x017F;ie: Um Gott, es geht ein tie¬<lb/>
fes unerfor&#x017F;chliches Geheimniß durch un&#x017F;er<lb/>
Leben; ach, Leonard, laß uns nie an dem<lb/>
Schleier ru&#x0364;hren, der es umhu&#x0364;llt, wer weiß,<lb/>
was grauenvolles ent&#x017F;etzliches dahinter ver¬<lb/>
borgen. Laß uns fromm &#x017F;eyn, und fe&#x017F;t an<lb/>
einander halten in treuer Liebe, &#x017F;o wider&#x017F;te¬<lb/>
hen wir der dunkeln Macht, deren Gei&#x017F;ter<lb/>
uns vielleicht feindlich bedrohen. Daß Du<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0148] habe kund thun wollen, um mir zu zeigen, wie unſere innigſte Verbindung ihr ewiger Rathſchluß ſey. „Ja, Du frommes Himmels¬ kind, ſprach ich: Auch mir ging einſt ein wunderbarer Traum auf, indem Du mir Deine Liebe geſtandeſt, aber ich war ein un¬ gluͤcklicher vom Geſchick zermalmter Moͤnch deſſen Bruſt tauſend Qualen der Hoͤlle zer¬ riſſen. — Dich — Dich liebte ich mit nah¬ menloſer Inbrunſt, doch Frevel, doppelter, verruchter Frevel war meine Liebe, denn ich war ja ein Moͤnch, und Du die heilige Ro¬ ſalia.“ Erſchrocken fuhr Aurelie auf. „Um Gott, ſprach ſie: Um Gott, es geht ein tie¬ fes unerforſchliches Geheimniß durch unſer Leben; ach, Leonard, laß uns nie an dem Schleier ruͤhren, der es umhuͤllt, wer weiß, was grauenvolles entſetzliches dahinter ver¬ borgen. Laß uns fromm ſeyn, und feſt an einander halten in treuer Liebe, ſo widerſte¬ hen wir der dunkeln Macht, deren Geiſter uns vielleicht feindlich bedrohen. Daß Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/148
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/148>, abgerufen am 05.12.2024.