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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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men schreibe, rinnen eiskalte Schauer mir
durch alle Glieder. Jenes Bild meiner Mut¬
ter war Francesco ... das trügerische Mönchs¬
gebilde, das mich quälte, hatte ganz seine
Züge! -- Medardus, ihn erkannte ich als
jenes Gebilde in dem wunderbaren Traum
der Beichte. Medardus ist Francesco's Sohn,
Franz, den du, meine gute Mutter, so fromm
erziehen ließest und der in Sünde und Fre¬
vel gerieth. Welche Verbindung hatte meine
Mutter mit jenem Francesco, daß sie sein
Bild heimlich aufbewahrte, und bei seinem
Anblick sich dem Andenken einer seeligen Zeit
zu überlassen schien? -- Wie kam es, daß
in diesem Bilde Hermogen den Teufel sah,
und daß es den Grund legte zu meiner son¬
derbaren Verirrung? Ich versinke in Ahnun¬
gen und Zweifel. -- Heiliger Gott, bin ich
denn entronnen der bösen Macht, die mich
umstrickt hielt? -- Nein, ich kann nicht wei¬
ter schreiben, mir ist, als würd' ich von
dunkler Nacht befangen und kein Hoffnungs¬

men ſchreibe, rinnen eiskalte Schauer mir
durch alle Glieder. Jenes Bild meiner Mut¬
ter war Francesco ... das truͤgeriſche Moͤnchs¬
gebilde, das mich quaͤlte, hatte ganz ſeine
Zuͤge! — Medardus, ihn erkannte ich als
jenes Gebilde in dem wunderbaren Traum
der Beichte. Medardus iſt Francesco's Sohn,
Franz, den du, meine gute Mutter, ſo fromm
erziehen ließeſt und der in Suͤnde und Fre¬
vel gerieth. Welche Verbindung hatte meine
Mutter mit jenem Francesco, daß ſie ſein
Bild heimlich aufbewahrte, und bei ſeinem
Anblick ſich dem Andenken einer ſeeligen Zeit
zu uͤberlaſſen ſchien? — Wie kam es, daß
in dieſem Bilde Hermogen den Teufel ſah,
und daß es den Grund legte zu meiner ſon¬
derbaren Verirrung? Ich verſinke in Ahnun¬
gen und Zweifel. — Heiliger Gott, bin ich
denn entronnen der boͤſen Macht, die mich
umſtrickt hielt? — Nein, ich kann nicht wei¬
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dunkler Nacht befangen und kein Hoffnungs¬

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[135/0143] men ſchreibe, rinnen eiskalte Schauer mir durch alle Glieder. Jenes Bild meiner Mut¬ ter war Francesco ... das truͤgeriſche Moͤnchs¬ gebilde, das mich quaͤlte, hatte ganz ſeine Zuͤge! — Medardus, ihn erkannte ich als jenes Gebilde in dem wunderbaren Traum der Beichte. Medardus iſt Francesco's Sohn, Franz, den du, meine gute Mutter, ſo fromm erziehen ließeſt und der in Suͤnde und Fre¬ vel gerieth. Welche Verbindung hatte meine Mutter mit jenem Francesco, daß ſie ſein Bild heimlich aufbewahrte, und bei ſeinem Anblick ſich dem Andenken einer ſeeligen Zeit zu uͤberlaſſen ſchien? — Wie kam es, daß in dieſem Bilde Hermogen den Teufel ſah, und daß es den Grund legte zu meiner ſon¬ derbaren Verirrung? Ich verſinke in Ahnun¬ gen und Zweifel. — Heiliger Gott, bin ich denn entronnen der boͤſen Macht, die mich umſtrickt hielt? — Nein, ich kann nicht wei¬ ter ſchreiben, mir iſt, als wuͤrd' ich von dunkler Nacht befangen und kein Hoffnungs¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/143>, abgerufen am 03.05.2024.