ler, indem meine Nervenschwäche nachließ, und nur das stete starre Festhalten jenes Bil¬ des, die fantastische Liebe zu einem Wesen, das nur in mir lebte, gab mir das Ansehen einer Träumerin. Ich war für Alles ver¬ stummt, ich saß in der Gesellschaft ohne mich zu regen, und indem ich, mit meinem Ideal beschäftigt, nicht darauf achtete, was man sprach, gab ich oft verkehrte Antwor¬ ten, so daß man mich für ein einfältig Ding achten mochte. In meines Bruders Zimmer sah ich ein fremdes Buch auf dem Tische liegen; ich schlug es auf, es war ein aus dem Englischen übersetzter Roman: Der Mönch! -- Mit eiskaltem Schauer durchbeb¬ te mich der Gedanke, daß der unbekannte Geliebte ein Mönch sey. Nie hatte ich ge¬ ahnt, daß die Liebe zu einem Gottgeweihten sündlich seyn könne, nun kamen mir plötzlich die Worte des Traumbildes ein: Kannst du die Gelübde des Gottgeweihten brechen? -- und nun erst verwundeten sie, mit schwerem Ge¬
ler, indem meine Nervenſchwaͤche nachließ, und nur das ſtete ſtarre Feſthalten jenes Bil¬ des, die fantaſtiſche Liebe zu einem Weſen, das nur in mir lebte, gab mir das Anſehen einer Traͤumerin. Ich war fuͤr Alles ver¬ ſtummt, ich ſaß in der Geſellſchaft ohne mich zu regen, und indem ich, mit meinem Ideal beſchaͤftigt, nicht darauf achtete, was man ſprach, gab ich oft verkehrte Antwor¬ ten, ſo daß man mich fuͤr ein einfaͤltig Ding achten mochte. In meines Bruders Zimmer ſah ich ein fremdes Buch auf dem Tiſche liegen; ich ſchlug es auf, es war ein aus dem Engliſchen uͤberſetzter Roman: Der Moͤnch! — Mit eiskaltem Schauer durchbeb¬ te mich der Gedanke, daß der unbekannte Geliebte ein Moͤnch ſey. Nie hatte ich ge¬ ahnt, daß die Liebe zu einem Gottgeweihten ſuͤndlich ſeyn koͤnne, nun kamen mir ploͤtzlich die Worte des Traumbildes ein: Kannſt du die Geluͤbde des Gottgeweihten brechen? — und nun erſt verwundeten ſie, mit ſchwerem Ge¬
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und nur das ſtete ſtarre Feſthalten jenes Bil¬
des, die fantaſtiſche Liebe zu einem Weſen,
das nur in mir lebte, gab mir das Anſehen
einer Traͤumerin. Ich war fuͤr Alles ver¬
ſtummt, ich ſaß in der Geſellſchaft ohne
mich zu regen, und indem ich, mit meinem
Ideal beſchaͤftigt, nicht darauf achtete, was
man ſprach, gab ich oft verkehrte Antwor¬
ten, ſo daß man mich fuͤr ein einfaͤltig Ding
achten mochte. In meines Bruders Zimmer
ſah ich ein fremdes Buch auf dem Tiſche
liegen; ich ſchlug es auf, es war ein aus
dem Engliſchen uͤberſetzter Roman: Der
Moͤnch! — Mit eiskaltem Schauer durchbeb¬
te mich der Gedanke, daß der unbekannte
Geliebte ein Moͤnch ſey. Nie hatte ich ge¬
ahnt, daß die Liebe zu einem Gottgeweihten
ſuͤndlich ſeyn koͤnne, nun kamen mir ploͤtzlich
die Worte des Traumbildes ein: Kannſt du
die Geluͤbde des Gottgeweihten brechen? — und
nun erſt verwundeten ſie, mit ſchwerem Ge¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/134>, abgerufen am 05.12.2024.
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