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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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fördern. Er war eben abwesend, als Aure¬
liens Mädchen mit einem starken Briefe hin¬
eintrat, und ihn auf den Tisch zu den übri¬
gen, die schon dort befindlich, legte. Ein
flüchtiger Blick überzeugte mich, daß die
Aufschrift an die Aebtissin, der Fürstin
Schwester, von Aureliens Hand war. Die
Ahnung, alles noch nicht erforschte sey darin
enthalten, durchflog mich mit Blitzesschnelle;
noch ehe der Beamte zurückgekehrt, war ich
fort mit dem Briefe Aureliens.

Du Mönch, oder im weltlichen Treiben
Befangener, der Du aus meinem Leben Leh¬
re und Warnung zu schöpfen trachtest, lies
die Blätter die ich hier einschalte, lies die
Geständnisse des frommen, reinen Mädchens,
von den bittern Thränen des reuigen, hoff¬
nungslosen Sünders benezt. Möge das from¬
me Gemüth dir aufgehen, wie leuchtender
Trost in der Zeit der Sünde und des Fre¬
vels.

foͤrdern. Er war eben abweſend, als Aure¬
liens Maͤdchen mit einem ſtarken Briefe hin¬
eintrat, und ihn auf den Tiſch zu den uͤbri¬
gen, die ſchon dort befindlich, legte. Ein
fluͤchtiger Blick uͤberzeugte mich, daß die
Aufſchrift an die Aebtiſſin, der Fuͤrſtin
Schweſter, von Aureliens Hand war. Die
Ahnung, alles noch nicht erforſchte ſey darin
enthalten, durchflog mich mit Blitzesſchnelle;
noch ehe der Beamte zuruͤckgekehrt, war ich
fort mit dem Briefe Aureliens.

Du Moͤnch, oder im weltlichen Treiben
Befangener, der Du aus meinem Leben Leh¬
re und Warnung zu ſchoͤpfen trachteſt, lies
die Blaͤtter die ich hier einſchalte, lies die
Geſtaͤndniſſe des frommen, reinen Maͤdchens,
von den bittern Thraͤnen des reuigen, hoff¬
nungsloſen Suͤnders benezt. Moͤge das from¬
me Gemuͤth dir aufgehen, wie leuchtender
Troſt in der Zeit der Suͤnde und des Fre¬
vels.

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[115/0123] foͤrdern. Er war eben abweſend, als Aure¬ liens Maͤdchen mit einem ſtarken Briefe hin¬ eintrat, und ihn auf den Tiſch zu den uͤbri¬ gen, die ſchon dort befindlich, legte. Ein fluͤchtiger Blick uͤberzeugte mich, daß die Aufſchrift an die Aebtiſſin, der Fuͤrſtin Schweſter, von Aureliens Hand war. Die Ahnung, alles noch nicht erforſchte ſey darin enthalten, durchflog mich mit Blitzesſchnelle; noch ehe der Beamte zuruͤckgekehrt, war ich fort mit dem Briefe Aureliens. Du Moͤnch, oder im weltlichen Treiben Befangener, der Du aus meinem Leben Leh¬ re und Warnung zu ſchoͤpfen trachteſt, lies die Blaͤtter die ich hier einſchalte, lies die Geſtaͤndniſſe des frommen, reinen Maͤdchens, von den bittern Thraͤnen des reuigen, hoff¬ nungsloſen Suͤnders benezt. Moͤge das from¬ me Gemuͤth dir aufgehen, wie leuchtender Troſt in der Zeit der Suͤnde und des Fre¬ vels.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/123>, abgerufen am 03.05.2024.