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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Antonius und dem arglistigen Teufel erzähl¬
te, und mich über die, als Reliquie aufbe¬
wahrte Flasche, ganz getreu nach den Wor¬
ten des Bruder Cyrillus ausließ, ja sogar
die Warnung hinzufügte, die er mir Rück¬
sichts der Gefahr des Oeffnens der Kiste und
des Vorzeigens der Flasche gegeben. Uner¬
achtet der Graf unserer Religion zugethan
war, schien er doch eben so wenig, als der
Hofmeister auf die Wahrscheinlichkeit der hei¬
ligen Legenden viel zu bauen. Sie ergossen
sich beide in allerlei witzigen Anmerkungen
und Einfällen über den komischen Teufel,
der die Verführungsflaschen im zerrissenen
Mantel trage, endlich nahm aber der Hof¬
meister eine ernsthafte Miene an und sprach:
"Haben Sie an uns leichtsinnigen Weltmen¬
schen kein Aergerniß, ehrwürdiger Herr! --
Seyn Sie überzeugt, daß wir beide, ich und
mein Graf, die Heiligen als herrliche von
der Religion hoch begeisterte Menschen ver¬
ehren, die dem Heil ihrer Seele, so wie dem

Antonius und dem argliſtigen Teufel erzaͤhl¬
te, und mich uͤber die, als Reliquie aufbe¬
wahrte Flaſche, ganz getreu nach den Wor¬
ten des Bruder Cyrillus ausließ, ja ſogar
die Warnung hinzufuͤgte, die er mir Ruͤck¬
ſichts der Gefahr des Oeffnens der Kiſte und
des Vorzeigens der Flaſche gegeben. Uner¬
achtet der Graf unſerer Religion zugethan
war, ſchien er doch eben ſo wenig, als der
Hofmeiſter auf die Wahrſcheinlichkeit der hei¬
ligen Legenden viel zu bauen. Sie ergoſſen
ſich beide in allerlei witzigen Anmerkungen
und Einfaͤllen uͤber den komiſchen Teufel,
der die Verfuͤhrungsflaſchen im zerriſſenen
Mantel trage, endlich nahm aber der Hof¬
meiſter eine ernſthafte Miene an und ſprach:
„Haben Sie an uns leichtſinnigen Weltmen¬
ſchen kein Aergerniß, ehrwuͤrdiger Herr! —
Seyn Sie uͤberzeugt, daß wir beide, ich und
mein Graf, die Heiligen als herrliche von
der Religion hoch begeiſterte Menſchen ver¬
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[68/0084] Antonius und dem argliſtigen Teufel erzaͤhl¬ te, und mich uͤber die, als Reliquie aufbe¬ wahrte Flaſche, ganz getreu nach den Wor¬ ten des Bruder Cyrillus ausließ, ja ſogar die Warnung hinzufuͤgte, die er mir Ruͤck¬ ſichts der Gefahr des Oeffnens der Kiſte und des Vorzeigens der Flaſche gegeben. Uner¬ achtet der Graf unſerer Religion zugethan war, ſchien er doch eben ſo wenig, als der Hofmeiſter auf die Wahrſcheinlichkeit der hei¬ ligen Legenden viel zu bauen. Sie ergoſſen ſich beide in allerlei witzigen Anmerkungen und Einfaͤllen uͤber den komiſchen Teufel, der die Verfuͤhrungsflaſchen im zerriſſenen Mantel trage, endlich nahm aber der Hof¬ meiſter eine ernſthafte Miene an und ſprach: „Haben Sie an uns leichtſinnigen Weltmen¬ ſchen kein Aergerniß, ehrwuͤrdiger Herr! — Seyn Sie uͤberzeugt, daß wir beide, ich und mein Graf, die Heiligen als herrliche von der Religion hoch begeiſterte Menſchen ver¬ ehren, die dem Heil ihrer Seele, ſo wie dem

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/84>, abgerufen am 22.11.2024.