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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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einmal eine dieser Flaschen geöffnet, da sey
ein seltsamer betäubender Dampf herausge¬
fahren und allerlei scheusliche sinneverwir¬
rende Bilder der Hölle, hätten den Heiligen
umschwebt, ja ihn mit verführerischen Gau¬
keleien zu verlocken gesucht, bis er sie durch
strenges Fasten und anhaltendes Gebet wie¬
der vertrieben. -- In diesem Kistchen befin¬
det sich nun aus dem Nachlaß des h. Anto¬
nius eben eine solche Flasche mit einem Teu¬
fels-Elixier und die Dokumente sind so au¬
thentisch und genau, daß wenigstens daran,
daß die Flasche wirklich nach dem Tode des
h. Antonius unter seinen nachgebliebenen Sa¬
chen gefunden wurde, kaum zu zweifeln ist.
Uebrigens kann ich versichern, lieber Bruder
Medardus! daß, so oft ich die Flasche, ja
nur dieses Kistchen, worin sie verschlossen,
berühre, mich ein unerklärliches inneres
Grauen anwandelt, ja daß ich wähne, etwas
von einem ganz seltsamen Duft zu spüren,
der mich betäubt und zugleich eine innere

einmal eine dieſer Flaſchen geoͤffnet, da ſey
ein ſeltſamer betaͤubender Dampf herausge¬
fahren und allerlei ſcheusliche ſinneverwir¬
rende Bilder der Hoͤlle, haͤtten den Heiligen
umſchwebt, ja ihn mit verfuͤhreriſchen Gau¬
keleien zu verlocken geſucht, bis er ſie durch
ſtrenges Faſten und anhaltendes Gebet wie¬
der vertrieben. — In dieſem Kiſtchen befin¬
det ſich nun aus dem Nachlaß des h. Anto¬
nius eben eine ſolche Flaſche mit einem Teu¬
fels-Elixier und die Dokumente ſind ſo au¬
thentiſch und genau, daß wenigſtens daran,
daß die Flaſche wirklich nach dem Tode des
h. Antonius unter ſeinen nachgebliebenen Sa¬
chen gefunden wurde, kaum zu zweifeln iſt.
Uebrigens kann ich verſichern, lieber Bruder
Medardus! daß, ſo oft ich die Flaſche, ja
nur dieſes Kiſtchen, worin ſie verſchloſſen,
beruͤhre, mich ein unerklaͤrliches inneres
Grauen anwandelt, ja daß ich waͤhne, etwas
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der mich betaͤubt und zugleich eine innere

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[51/0067] einmal eine dieſer Flaſchen geoͤffnet, da ſey ein ſeltſamer betaͤubender Dampf herausge¬ fahren und allerlei ſcheusliche ſinneverwir¬ rende Bilder der Hoͤlle, haͤtten den Heiligen umſchwebt, ja ihn mit verfuͤhreriſchen Gau¬ keleien zu verlocken geſucht, bis er ſie durch ſtrenges Faſten und anhaltendes Gebet wie¬ der vertrieben. — In dieſem Kiſtchen befin¬ det ſich nun aus dem Nachlaß des h. Anto¬ nius eben eine ſolche Flaſche mit einem Teu¬ fels-Elixier und die Dokumente ſind ſo au¬ thentiſch und genau, daß wenigſtens daran, daß die Flaſche wirklich nach dem Tode des h. Antonius unter ſeinen nachgebliebenen Sa¬ chen gefunden wurde, kaum zu zweifeln iſt. Uebrigens kann ich verſichern, lieber Bruder Medardus! daß, ſo oft ich die Flaſche, ja nur dieſes Kiſtchen, worin ſie verſchloſſen, beruͤhre, mich ein unerklaͤrliches inneres Grauen anwandelt, ja daß ich waͤhne, etwas von einem ganz ſeltſamen Duft zu ſpuͤren, der mich betaͤubt und zugleich eine innere

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/67>, abgerufen am 25.11.2024.