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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Darauf entspann sich unter ihnen folgendes
sinnreiche Gespräch: was Teufel ficht Dich
an, warum schlägst Du mich? -- Weil Du
mich mit Deinem Sporn geritzt hast! -- Wie
ist das möglich, da ich mit bloßen Füßen bei
Dir im Bette liege? -- Und doch ist es so,
sieh nur her. -- Gott verdamm mich, Du
hast Recht, hat der verfluchte Kerl von
Hausknecht mir den Stiefel ausgezogen, und
den Sporn sitzen lassen. -- Der Wirth brach
in ein unmäßiges Gelächter aus, aber der
Fremde, der eben mit dem Essen fertig worden,
und ein großes Glas Bier heruntergestürzt
hatte, sah mich ernst an, und sprach: Sie
haben ganz Recht, die Irrländer machen oft
dergleichen Bulls, aber es liegt keinesweges
an dem Volke, das regsam und geistreich ist,
vielmehr weht dort eine solche verfluchte
Luft, die einen mit dergleichen Tollheiten,
wie mit Einem Schnupfen befällt, denn, mein
Herr! ich selbst bin zwar ein Engländer,
aber in Irrland gebohren und erzogen, und

I. [ 22 ]

Darauf entſpann ſich unter ihnen folgendes
ſinnreiche Geſpraͤch: was Teufel ficht Dich
an, warum ſchlaͤgſt Du mich? — Weil Du
mich mit Deinem Sporn geritzt haſt! — Wie
iſt das moͤglich, da ich mit bloßen Fuͤßen bei
Dir im Bette liege? — Und doch iſt es ſo,
ſieh nur her. — Gott verdamm mich, Du
haſt Recht, hat der verfluchte Kerl von
Hausknecht mir den Stiefel ausgezogen, und
den Sporn ſitzen laſſen. — Der Wirth brach
in ein unmaͤßiges Gelaͤchter aus, aber der
Fremde, der eben mit dem Eſſen fertig worden,
und ein großes Glas Bier heruntergeſtuͤrzt
hatte, ſah mich ernſt an, und ſprach: Sie
haben ganz Recht, die Irrlaͤnder machen oft
dergleichen Bulls, aber es liegt keinesweges
an dem Volke, das regſam und geiſtreich iſt,
vielmehr weht dort eine ſolche verfluchte
Luft, die einen mit dergleichen Tollheiten,
wie mit Einem Schnupfen befaͤllt, denn, mein
Herr! ich ſelbſt bin zwar ein Englaͤnder,
aber in Irrland gebohren und erzogen, und

I. [ 22 ]
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[337/0353] Darauf entſpann ſich unter ihnen folgendes ſinnreiche Geſpraͤch: was Teufel ficht Dich an, warum ſchlaͤgſt Du mich? — Weil Du mich mit Deinem Sporn geritzt haſt! — Wie iſt das moͤglich, da ich mit bloßen Fuͤßen bei Dir im Bette liege? — Und doch iſt es ſo, ſieh nur her. — Gott verdamm mich, Du haſt Recht, hat der verfluchte Kerl von Hausknecht mir den Stiefel ausgezogen, und den Sporn ſitzen laſſen. — Der Wirth brach in ein unmaͤßiges Gelaͤchter aus, aber der Fremde, der eben mit dem Eſſen fertig worden, und ein großes Glas Bier heruntergeſtuͤrzt hatte, ſah mich ernſt an, und ſprach: Sie haben ganz Recht, die Irrlaͤnder machen oft dergleichen Bulls, aber es liegt keinesweges an dem Volke, das regſam und geiſtreich iſt, vielmehr weht dort eine ſolche verfluchte Luft, die einen mit dergleichen Tollheiten, wie mit Einem Schnupfen befaͤllt, denn, mein Herr! ich ſelbſt bin zwar ein Englaͤnder, aber in Irrland gebohren und erzogen, und I. [ 22 ]

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/353>, abgerufen am 17.05.2024.