mir Leonardus manches von Höfen, an de¬ nen er sonst gewesen, erzählte, was zu mei¬ nen Begriffen davon durchaus nicht passen wollte, so blieb mir doch eine gewisse Scheu vor allem Höfischen zurück, die noch jetzt, da ich im Begriff stand, einen Hof zu se¬ hen, ihre Wirkung äußerte. Mein Verlan¬ gen, der Fürstin näher zu treten, ja eine in¬ nere Stimme, die mir unaufhörlich, wie in dunklen Worten zurief, daß hier mein Ge¬ schick sich bestimmen werde, trieben mich un¬ widerstehlich fort, und um die bestimmte Stunde befand ich mich, nicht ohne innere Beklemmung, im fürstlichen Vorsaal. --
Mein ziemlich langer Aufenthalt in je¬ ner Reichs- und Handelsstadt, hatte mir dazu gedient, all das ungelenke, steife, eckigte meines Betragens, das mir sonst noch vom Klosterleben anklebte, ganz abzuschleifen. Mein von Natur geschmeidiger, vorzüglich wohlgebauter Körper, gewöhnte sich leicht an die ungezwungene freie Bewegung, die dem
mir Leonardus manches von Hoͤfen, an de¬ nen er ſonſt geweſen, erzaͤhlte, was zu mei¬ nen Begriffen davon durchaus nicht paſſen wollte, ſo blieb mir doch eine gewiſſe Scheu vor allem Hoͤfiſchen zuruͤck, die noch jetzt, da ich im Begriff ſtand, einen Hof zu ſe¬ hen, ihre Wirkung aͤußerte. Mein Verlan¬ gen, der Fuͤrſtin naͤher zu treten, ja eine in¬ nere Stimme, die mir unaufhoͤrlich, wie in dunklen Worten zurief, daß hier mein Ge¬ ſchick ſich beſtimmen werde, trieben mich un¬ widerſtehlich fort, und um die beſtimmte Stunde befand ich mich, nicht ohne innere Beklemmung, im fuͤrſtlichen Vorſaal. —
Mein ziemlich langer Aufenthalt in je¬ ner Reichs- und Handelsſtadt, hatte mir dazu gedient, all das ungelenke, ſteife, eckigte meines Betragens, das mir ſonſt noch vom Kloſterleben anklebte, ganz abzuſchleifen. Mein von Natur geſchmeidiger, vorzuͤglich wohlgebauter Koͤrper, gewoͤhnte ſich leicht an die ungezwungene freie Bewegung, die dem
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mir Leonardus manches von Hoͤfen, an de¬
nen er ſonſt geweſen, erzaͤhlte, was zu mei¬
nen Begriffen davon durchaus nicht paſſen
wollte, ſo blieb mir doch eine gewiſſe Scheu
vor allem Hoͤfiſchen zuruͤck, die noch jetzt,
da ich im Begriff ſtand, einen Hof zu ſe¬
hen, ihre Wirkung aͤußerte. Mein Verlan¬
gen, der Fuͤrſtin naͤher zu treten, ja eine in¬
nere Stimme, die mir unaufhoͤrlich, wie in
dunklen Worten zurief, daß hier mein Ge¬
ſchick ſich beſtimmen werde, trieben mich un¬
widerſtehlich fort, und um die beſtimmte
Stunde befand ich mich, nicht ohne innere
Beklemmung, im fuͤrſtlichen Vorſaal. —
Mein ziemlich langer Aufenthalt in je¬
ner Reichs- und Handelsſtadt, hatte mir dazu
gedient, all das ungelenke, ſteife, eckigte
meines Betragens, das mir ſonſt noch vom
Kloſterleben anklebte, ganz abzuſchleifen.
Mein von Natur geſchmeidiger, vorzuͤglich
wohlgebauter Koͤrper, gewoͤhnte ſich leicht an
die ungezwungene freie Bewegung, die dem
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/330>, abgerufen am 27.11.2024.
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