"mit wem habe ich aber gesprochen?" -- Ich erwiederte, daß ich Leonard heiße, und als Gelehrter privatisire, ich sey übrigens keines¬ weges von Adel, und dürfe vielleicht daher von der mir angebotenen Gnade, im Hofzir¬ kel zu erscheinen, keinen Gebrauch machen. "Was Adel, was Adel, rief der Fürst hef¬ tig: Sie sind, wie ich mich überzeugt habe, ein sehr unterrichteter, geistreicher Mann. -- Die Wissenschaft adelt Sie, und macht Sie fähig, in meiner Umgebung zu erscheinen. Adieu, Herr Leonard, auf Wiedersehen!" -- So war denn mein Wunsch früher und leich¬ ter, als ich es mir gedacht hatte, erfüllt. Zum erstenmal in meinem Leben, sollte ich an einem Hofe erscheinen, ja, in gewisser Art selbst am Hofe leben, und mir gingen all' die abentheuerlichen Geschichten von den Kabalen, Ränken, Intriguen der Höfe, wie sie sinnreiche Roman- und Comödienschreiber aushecken, durch den Kopf. Nach Aussage dieser Leute, mußte der Fürst von Bösewich¬
„mit wem habe ich aber geſprochen?“ — Ich erwiederte, daß ich Leonard heiße, und als Gelehrter privatiſire, ich ſey uͤbrigens keines¬ weges von Adel, und duͤrfe vielleicht daher von der mir angebotenen Gnade, im Hofzir¬ kel zu erſcheinen, keinen Gebrauch machen. „Was Adel, was Adel, rief der Fuͤrſt hef¬ tig: Sie ſind, wie ich mich uͤberzeugt habe, ein ſehr unterrichteter, geiſtreicher Mann. — Die Wiſſenſchaft adelt Sie, und macht Sie faͤhig, in meiner Umgebung zu erſcheinen. Adieu, Herr Leonard, auf Wiederſehen!“ — So war denn mein Wunſch fruͤher und leich¬ ter, als ich es mir gedacht hatte, erfuͤllt. Zum erſtenmal in meinem Leben, ſollte ich an einem Hofe erſcheinen, ja, in gewiſſer Art ſelbſt am Hofe leben, und mir gingen all' die abentheuerlichen Geſchichten von den Kabalen, Raͤnken, Intriguen der Hoͤfe, wie ſie ſinnreiche Roman- und Comoͤdienſchreiber aushecken, durch den Kopf. Nach Ausſage dieſer Leute, mußte der Fuͤrſt von Boͤſewich¬
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„mit wem habe ich aber geſprochen?“ — Ich
erwiederte, daß ich Leonard heiße, und als
Gelehrter privatiſire, ich ſey uͤbrigens keines¬
weges von Adel, und duͤrfe vielleicht daher
von der mir angebotenen Gnade, im Hofzir¬
kel zu erſcheinen, keinen Gebrauch machen.
„Was Adel, was Adel, rief der Fuͤrſt hef¬
tig: Sie ſind, wie ich mich uͤberzeugt habe,
ein ſehr unterrichteter, geiſtreicher Mann. —
Die Wiſſenſchaft adelt Sie, und macht Sie
faͤhig, in meiner Umgebung zu erſcheinen.
Adieu, Herr Leonard, auf Wiederſehen!“ —
So war denn mein Wunſch fruͤher und leich¬
ter, als ich es mir gedacht hatte, erfuͤllt.
Zum erſtenmal in meinem Leben, ſollte ich
an einem Hofe erſcheinen, ja, in gewiſſer
Art ſelbſt am Hofe leben, und mir gingen
all' die abentheuerlichen Geſchichten von den
Kabalen, Raͤnken, Intriguen der Hoͤfe, wie
ſie ſinnreiche Roman- und Comoͤdienſchreiber
aushecken, durch den Kopf. Nach Ausſage
dieſer Leute, mußte der Fuͤrſt von Boͤſewich¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/328>, abgerufen am 27.11.2024.
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