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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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den, dem auch die geheimere Beziehungen
fremd sind, ganz wunderbar wirken."

Es war später Abend geworden, wir
verließen den Park, mein Begleiter nahm
die Einladung an, mit mir im Gasthofe zu
speisen, und gab sich endlich als den Inspektor
der fürstlichen Bildergallerie zu erkennen.

Ich äußerte ihm, als wir bei der Mahl¬
zeit vertrauter geworden, meinen herzlichen
Wunsch, der fürstlichen Familie näher zu
treten, und er versicherte, daß nichts leichter
sey, als dieses, da jeder gebildete, geistreiche
Fremde im Zirkel des Hofes willkommen
wäre. Ich dürfe nur dem Hofmarschall den
Besuch machen, und ihn bitten, mich dem
Fürsten vorzustellen. Diese diplomatische Art,
zum Fürsten zu gelangen, gefiel mir um so
weniger, als ich kaum hoffen konnte, gewis¬
sen lästigen Fragen des Hofmarschalls, über
das "Woher?" über Stand und Charakter zu
entgehen; ich beschloß daher, dem Zufall zu
vertrauen, der mir vielleicht, den kürzeren

den, dem auch die geheimere Beziehungen
fremd ſind, ganz wunderbar wirken.“

Es war ſpaͤter Abend geworden, wir
verließen den Park, mein Begleiter nahm
die Einladung an, mit mir im Gaſthofe zu
ſpeiſen, und gab ſich endlich als den Inſpektor
der fuͤrſtlichen Bildergallerie zu erkennen.

Ich aͤußerte ihm, als wir bei der Mahl¬
zeit vertrauter geworden, meinen herzlichen
Wunſch, der fuͤrſtlichen Familie naͤher zu
treten, und er verſicherte, daß nichts leichter
ſey, als dieſes, da jeder gebildete, geiſtreiche
Fremde im Zirkel des Hofes willkommen
waͤre. Ich duͤrfe nur dem Hofmarſchall den
Beſuch machen, und ihn bitten, mich dem
Fuͤrſten vorzuſtellen. Dieſe diplomatiſche Art,
zum Fuͤrſten zu gelangen, gefiel mir um ſo
weniger, als ich kaum hoffen konnte, gewiſ¬
ſen laͤſtigen Fragen des Hofmarſchalls, uͤber
das „Woher?“ uͤber Stand und Charakter zu
entgehen; ich beſchloß daher, dem Zufall zu
vertrauen, der mir vielleicht, den kuͤrzeren

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[306/0322] den, dem auch die geheimere Beziehungen fremd ſind, ganz wunderbar wirken.“ Es war ſpaͤter Abend geworden, wir verließen den Park, mein Begleiter nahm die Einladung an, mit mir im Gaſthofe zu ſpeiſen, und gab ſich endlich als den Inſpektor der fuͤrſtlichen Bildergallerie zu erkennen. Ich aͤußerte ihm, als wir bei der Mahl¬ zeit vertrauter geworden, meinen herzlichen Wunſch, der fuͤrſtlichen Familie naͤher zu treten, und er verſicherte, daß nichts leichter ſey, als dieſes, da jeder gebildete, geiſtreiche Fremde im Zirkel des Hofes willkommen waͤre. Ich duͤrfe nur dem Hofmarſchall den Beſuch machen, und ihn bitten, mich dem Fuͤrſten vorzuſtellen. Dieſe diplomatiſche Art, zum Fuͤrſten zu gelangen, gefiel mir um ſo weniger, als ich kaum hoffen konnte, gewiſ¬ ſen laͤſtigen Fragen des Hofmarſchalls, uͤber das „Woher?“ uͤber Stand und Charakter zu entgehen; ich beſchloß daher, dem Zufall zu vertrauen, der mir vielleicht, den kuͤrzeren

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/322>, abgerufen am 27.11.2024.