ich auf jeden Fall in geistiger Hinsicht erha¬ ben seyn müsse über jenen Mönch, den das dem meinigen gleiche Getränk in wilden Wahnsinn stürzte. Ich fühlte, wie dies ent¬ setzliche Verhängniß bei mir vorübergestreift; ja daß der alte Förster, den Mönch eben für den unglücklichen Medardus, für mich selbst, hielt, war mir ein Fingerzeig der höheren heiligen Macht, die mich noch nicht sinken lassen wollte, in das trostlose Elend. -- Schien nicht der Wahnsinn, der überall sich mir in den Weg stellte, nur allein vermögend, mein Inneres zu durchblicken, und immer dringen¬ der vor dem bösen Geiste zu warnen, der mir, wie ich glaubte, sichtbarlich in der Ge¬ stalt des bedrohlichen gespenstischen Mahlers erschienen? --
Unwiderstehlich zog es mich fort nach der Residenz. Die Schwester meiner Pflege¬ mutter, die, wie ich mich besann, der Aeb¬ tissin ganz ähnlich war, da ich ihr Bild öf¬ ters gesehen, sollte mich wieder zurückführen
I. [ 19 ]
ich auf jeden Fall in geiſtiger Hinſicht erha¬ ben ſeyn muͤſſe uͤber jenen Moͤnch, den das dem meinigen gleiche Getraͤnk in wilden Wahnſinn ſtuͤrzte. Ich fuͤhlte, wie dies ent¬ ſetzliche Verhaͤngniß bei mir voruͤbergeſtreift; ja daß der alte Foͤrſter, den Moͤnch eben fuͤr den ungluͤcklichen Medardus, fuͤr mich ſelbſt, hielt, war mir ein Fingerzeig der hoͤheren heiligen Macht, die mich noch nicht ſinken laſſen wollte, in das troſtloſe Elend. — Schien nicht der Wahnſinn, der uͤberall ſich mir in den Weg ſtellte, nur allein vermoͤgend, mein Inneres zu durchblicken, und immer dringen¬ der vor dem boͤſen Geiſte zu warnen, der mir, wie ich glaubte, ſichtbarlich in der Ge¬ ſtalt des bedrohlichen geſpenſtiſchen Mahlers erſchienen? —
Unwiderſtehlich zog es mich fort nach der Reſidenz. Die Schweſter meiner Pflege¬ mutter, die, wie ich mich beſann, der Aeb¬ tiſſin ganz aͤhnlich war, da ich ihr Bild oͤf¬ ters geſehen, ſollte mich wieder zuruͤckfuͤhren
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ich auf jeden Fall in geiſtiger Hinſicht erha¬
ben ſeyn muͤſſe uͤber jenen Moͤnch, den das
dem meinigen gleiche Getraͤnk in wilden
Wahnſinn ſtuͤrzte. Ich fuͤhlte, wie dies ent¬
ſetzliche Verhaͤngniß bei mir voruͤbergeſtreift;
ja daß der alte Foͤrſter, den Moͤnch eben fuͤr
den ungluͤcklichen Medardus, fuͤr mich ſelbſt,
hielt, war mir ein Fingerzeig der hoͤheren
heiligen Macht, die mich noch nicht ſinken
laſſen wollte, in das troſtloſe Elend. — Schien
nicht der Wahnſinn, der uͤberall ſich mir in
den Weg ſtellte, nur allein vermoͤgend, mein
Inneres zu durchblicken, und immer dringen¬
der vor dem boͤſen Geiſte zu warnen, der
mir, wie ich glaubte, ſichtbarlich in der Ge¬
ſtalt des bedrohlichen geſpenſtiſchen Mahlers
erſchienen? —
Unwiderſtehlich zog es mich fort nach
der Reſidenz. Die Schweſter meiner Pflege¬
mutter, die, wie ich mich beſann, der Aeb¬
tiſſin ganz aͤhnlich war, da ich ihr Bild oͤf¬
ters geſehen, ſollte mich wieder zuruͤckfuͤhren
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/305>, abgerufen am 27.11.2024.
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