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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Reden, die er so wohl zu stellen wußte, wie
nicht leicht einer. Oft ging er im Walde
einsam spazieren, so kam es denn, daß ich
ihn einmal begegnete, und ohne gerade viel
zu denken frug: ob er nicht nun bald in sein
Kloster zurückkehren werde. Er schien sehr
bewegt, er faßte meine Hand und sprach:
""Mein Freund, ich habe Dir das Heil mei¬
ner Seele zu danken, Du hast mich errettet
von der ewigen Verderbniß, noch kann ich nicht
von Dir scheiden, laß mich bei Dir seyn.
Ach, habe Mitleid mit mir, den der Satan
verlockt hat, und der unwiederbringlich ver¬
lohren war, wenn ihn der Heilige, zu dem
er flehte in angstvollen Stunden, nicht im
Wahnsinn in diesen Wald gebracht hätte. --
Sie fanden mich, fuhr der Mönch nach eini¬
gem Stillschweigen fort: in einem ganz ent¬
arteten Zustande, und ahnden auch jetzt ge¬
wiß nicht, daß ich einst ein von der Natur
reich ausgestatteter Jüngling war, den nur
eine schwärmerische Neigung zur Einsamkeit

Reden, die er ſo wohl zu ſtellen wußte, wie
nicht leicht einer. Oft ging er im Walde
einſam ſpazieren, ſo kam es denn, daß ich
ihn einmal begegnete, und ohne gerade viel
zu denken frug: ob er nicht nun bald in ſein
Kloſter zuruͤckkehren werde. Er ſchien ſehr
bewegt, er faßte meine Hand und ſprach:
„„Mein Freund, ich habe Dir das Heil mei¬
ner Seele zu danken, Du haſt mich errettet
von der ewigen Verderbniß, noch kann ich nicht
von Dir ſcheiden, laß mich bei Dir ſeyn.
Ach, habe Mitleid mit mir, den der Satan
verlockt hat, und der unwiederbringlich ver¬
lohren war, wenn ihn der Heilige, zu dem
er flehte in angſtvollen Stunden, nicht im
Wahnſinn in dieſen Wald gebracht haͤtte. —
Sie fanden mich, fuhr der Moͤnch nach eini¬
gem Stillſchweigen fort: in einem ganz ent¬
arteten Zuſtande, und ahnden auch jetzt ge¬
wiß nicht, daß ich einſt ein von der Natur
reich ausgeſtatteter Juͤngling war, den nur
eine ſchwaͤrmeriſche Neigung zur Einſamkeit

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[277/0293] Reden, die er ſo wohl zu ſtellen wußte, wie nicht leicht einer. Oft ging er im Walde einſam ſpazieren, ſo kam es denn, daß ich ihn einmal begegnete, und ohne gerade viel zu denken frug: ob er nicht nun bald in ſein Kloſter zuruͤckkehren werde. Er ſchien ſehr bewegt, er faßte meine Hand und ſprach: „„Mein Freund, ich habe Dir das Heil mei¬ ner Seele zu danken, Du haſt mich errettet von der ewigen Verderbniß, noch kann ich nicht von Dir ſcheiden, laß mich bei Dir ſeyn. Ach, habe Mitleid mit mir, den der Satan verlockt hat, und der unwiederbringlich ver¬ lohren war, wenn ihn der Heilige, zu dem er flehte in angſtvollen Stunden, nicht im Wahnſinn in dieſen Wald gebracht haͤtte. — Sie fanden mich, fuhr der Moͤnch nach eini¬ gem Stillſchweigen fort: in einem ganz ent¬ arteten Zuſtande, und ahnden auch jetzt ge¬ wiß nicht, daß ich einſt ein von der Natur reich ausgeſtatteter Juͤngling war, den nur eine ſchwaͤrmeriſche Neigung zur Einſamkeit

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/293>, abgerufen am 27.11.2024.