Unzucht mit schönen jungfräulichen Gedan¬ ken: dieser Belcampo hat mich, den Peter Schönfeld, ganz verwirrt und confuse ge¬ macht, daß ich oft ungebührlich springe und die Farbe der Unschuld schände, indem ich singend in dulci jubilo mit weißseidenen Strümpfen in den Dr-- setze. Vergebung für beide, Pietro Belcampo, und Peter Schön¬ feld!" -- Er kniete vor mir nieder und that als schluchze er heftig. Die Narrheit des Menschen wurde mir lästig. -- "Seyn Sie doch vernünftig," rief ich ihm zu, der Kellner trat hinein um mein Gepäck zu holen. Bel¬ campo sprang auf, und wieder in seinen lu¬ stigen Humor zurückkommend, half er, indem er in einem fort schwazte, dem Kellner das herbeibringen, was ich noch in der Eile ver¬ langte. "Der Kerl ist ein ausgemachter Ha¬ senfuß, man darf sich mit ihm nicht viel ein¬ lassen," rief der Kellner, indem er die Wa¬ genthüre zuschlug. Belcampo schwenkte den Hut und rief: bis zum letzten Hauch meines
Unzucht mit ſchoͤnen jungfraͤulichen Gedan¬ ken: dieſer Belcampo hat mich, den Peter Schoͤnfeld, ganz verwirrt und confuſe ge¬ macht, daß ich oft ungebuͤhrlich ſpringe und die Farbe der Unſchuld ſchaͤnde, indem ich ſingend in dulci jubilo mit weißſeidenen Struͤmpfen in den Dr— ſetze. Vergebung fuͤr beide, Pietro Belcampo, und Peter Schoͤn¬ feld!“ — Er kniete vor mir nieder und that als ſchluchze er heftig. Die Narrheit des Menſchen wurde mir laͤſtig. — „Seyn Sie doch vernuͤnftig,“ rief ich ihm zu, der Kellner trat hinein um mein Gepaͤck zu holen. Bel¬ campo ſprang auf, und wieder in ſeinen lu¬ ſtigen Humor zuruͤckkommend, half er, indem er in einem fort ſchwazte, dem Kellner das herbeibringen, was ich noch in der Eile ver¬ langte. „Der Kerl iſt ein ausgemachter Ha¬ ſenfuß, man darf ſich mit ihm nicht viel ein¬ laſſen,“ rief der Kellner, indem er die Wa¬ genthuͤre zuſchlug. Belcampo ſchwenkte den Hut und rief: bis zum letzten Hauch meines
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Unzucht mit ſchoͤnen jungfraͤulichen Gedan¬
ken: dieſer Belcampo hat mich, den Peter
Schoͤnfeld, ganz verwirrt und confuſe ge¬
macht, daß ich oft ungebuͤhrlich ſpringe und
die Farbe der Unſchuld ſchaͤnde, indem ich
ſingend in dulci jubilo mit weißſeidenen
Struͤmpfen in den Dr— ſetze. Vergebung
fuͤr beide, Pietro Belcampo, und Peter Schoͤn¬
feld!“ — Er kniete vor mir nieder und that
als ſchluchze er heftig. Die Narrheit des
Menſchen wurde mir laͤſtig. — „Seyn Sie
doch vernuͤnftig,“ rief ich ihm zu, der Kellner
trat hinein um mein Gepaͤck zu holen. Bel¬
campo ſprang auf, und wieder in ſeinen lu¬
ſtigen Humor zuruͤckkommend, half er, indem
er in einem fort ſchwazte, dem Kellner das
herbeibringen, was ich noch in der Eile ver¬
langte. „Der Kerl iſt ein ausgemachter Ha¬
ſenfuß, man darf ſich mit ihm nicht viel ein¬
laſſen,“ rief der Kellner, indem er die Wa¬
genthuͤre zuſchlug. Belcampo ſchwenkte den
Hut und rief: bis zum letzten Hauch meines
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/258>, abgerufen am 27.11.2024.
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