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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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licher Stimme: "Wahnwitzige, wollt ihr das
Verhängniß fahen, das die frevelnden Sün¬
der gerichtet?" -- Sie horchten auf, der Zug
blieb wie fest gebannt, auf der Treppe ste¬
hen. -- Nicht fliehen wollt' ich mehr, -- ja
ihnen entgegen schreiten, die Rache Gottes
an den Frevlern in donnernden Worten ver¬
kündend. Aber -- des gräßlichen Anblicks!
-- vor mir! -- vor mir, stand Viktorins blu¬
tige Gestalt, nicht ich, er hatte die Worte
gesprochen. -- Das Entsetzen sträubte mein
Haar, ich stürzte in wahnsinniger Angst her¬
aus, durch den Park! -- Bald war ich im
Freien, da hörte ich Pferdegetrappel hinter
mir, und indem ich meine letzte Kraft zu¬
sammennahm, um der Verfolgung zu entge¬
hen, fiel ich über eine Baumwurzel strau¬
chelnd zu Boden. Bald standen die Pferde
bei mir. Es war Viktorins Jäger. "Um
Jesuswillen, gnädiger Herr, fing er an: was
ist im Schlosse vorgefallen, man schreit Mord!
Schon ist das Dorf im Aufruhr. -- Nun,

licher Stimme: „Wahnwitzige, wollt ihr das
Verhaͤngniß fahen, das die frevelnden Suͤn¬
der gerichtet?“ — Sie horchten auf, der Zug
blieb wie feſt gebannt, auf der Treppe ſte¬
hen. — Nicht fliehen wollt' ich mehr, — ja
ihnen entgegen ſchreiten, die Rache Gottes
an den Frevlern in donnernden Worten ver¬
kuͤndend. Aber — des graͤßlichen Anblicks!
— vor mir! — vor mir, ſtand Viktorins blu¬
tige Geſtalt, nicht ich, er hatte die Worte
geſprochen. — Das Entſetzen ſtraͤubte mein
Haar, ich ſtuͤrzte in wahnſinniger Angſt her¬
aus, durch den Park! — Bald war ich im
Freien, da hoͤrte ich Pferdegetrappel hinter
mir, und indem ich meine letzte Kraft zu¬
ſammennahm, um der Verfolgung zu entge¬
hen, fiel ich uͤber eine Baumwurzel ſtrau¬
chelnd zu Boden. Bald ſtanden die Pferde
bei mir. Es war Viktorins Jaͤger. „Um
Jeſuswillen, gnaͤdiger Herr, fing er an: was
iſt im Schloſſe vorgefallen, man ſchreit Mord!
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[184/0200] licher Stimme: „Wahnwitzige, wollt ihr das Verhaͤngniß fahen, das die frevelnden Suͤn¬ der gerichtet?“ — Sie horchten auf, der Zug blieb wie feſt gebannt, auf der Treppe ſte¬ hen. — Nicht fliehen wollt' ich mehr, — ja ihnen entgegen ſchreiten, die Rache Gottes an den Frevlern in donnernden Worten ver¬ kuͤndend. Aber — des graͤßlichen Anblicks! — vor mir! — vor mir, ſtand Viktorins blu¬ tige Geſtalt, nicht ich, er hatte die Worte geſprochen. — Das Entſetzen ſtraͤubte mein Haar, ich ſtuͤrzte in wahnſinniger Angſt her¬ aus, durch den Park! — Bald war ich im Freien, da hoͤrte ich Pferdegetrappel hinter mir, und indem ich meine letzte Kraft zu¬ ſammennahm, um der Verfolgung zu entge¬ hen, fiel ich uͤber eine Baumwurzel ſtrau¬ chelnd zu Boden. Bald ſtanden die Pferde bei mir. Es war Viktorins Jaͤger. „Um Jeſuswillen, gnaͤdiger Herr, fing er an: was iſt im Schloſſe vorgefallen, man ſchreit Mord! Schon iſt das Dorf im Aufruhr. — Nun,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/200>, abgerufen am 18.05.2024.