frommen Begeisterung, mich auf ihrem Zim¬ mer zu sprechen wünsche. --
Als ich in das Zimmer der Baronesse trat, kam sie mir einige Schritte entgegen, mich bei beiden Aermen fassend, sah sie mir starr ins Auge, und rief: "ist es mög¬ lich -- ist es möglich! -- Bist Du Medar¬ dus, der Capuziner Mönch? -- Aber die Stim¬ me, die Gestalt, Deine Augen, Dein Haar! sprich oder ich vergehe in Angst und Zwei¬ fel." -- Viktorinus! lispelte ich leise, da um¬ schlang sie mich mit dem wilden Ungestüm, unbezähmbarer Wollust, -- ein Gluthstrom brauste durch meine Adern, das Blut siedete, die Sinne vergingen mir in namenloser Won¬ ne, in wahnsinniger Verzückung; aber sündi¬ gend war mein ganzes Gemüth nur Aurelien zugewendet und Ihr nur opferte ich in dem Augenblick, durch den Bruch des Gelübdes, das Heil meiner Seele.
Ja! Nur Aurelie lebte in mir, mein ganzer Sinn war von ihr erfüllt, und doch
frommen Begeiſterung, mich auf ihrem Zim¬ mer zu ſprechen wuͤnſche. —
Als ich in das Zimmer der Baroneſſe trat, kam ſie mir einige Schritte entgegen, mich bei beiden Aermen faſſend, ſah ſie mir ſtarr ins Auge, und rief: „iſt es moͤg¬ lich — iſt es moͤglich! — Biſt Du Medar¬ dus, der Capuziner Moͤnch? — Aber die Stim¬ me, die Geſtalt, Deine Augen, Dein Haar! ſprich oder ich vergehe in Angſt und Zwei¬ fel.“ — Viktorinus! liſpelte ich leiſe, da um¬ ſchlang ſie mich mit dem wilden Ungeſtuͤm, unbezaͤhmbarer Wolluſt, — ein Gluthſtrom brauſte durch meine Adern, das Blut ſiedete, die Sinne vergingen mir in namenloſer Won¬ ne, in wahnſinniger Verzuͤckung; aber ſuͤndi¬ gend war mein ganzes Gemuͤth nur Aurelien zugewendet und Ihr nur opferte ich in dem Augenblick, durch den Bruch des Geluͤbdes, das Heil meiner Seele.
Ja! Nur Aurelie lebte in mir, mein ganzer Sinn war von ihr erfuͤllt, und doch
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frommen Begeiſterung, mich auf ihrem Zim¬
mer zu ſprechen wuͤnſche. —
Als ich in das Zimmer der Baroneſſe
trat, kam ſie mir einige Schritte entgegen,
mich bei beiden Aermen faſſend, ſah ſie
mir ſtarr ins Auge, und rief: „iſt es moͤg¬
lich — iſt es moͤglich! — Biſt Du Medar¬
dus, der Capuziner Moͤnch? — Aber die Stim¬
me, die Geſtalt, Deine Augen, Dein Haar!
ſprich oder ich vergehe in Angſt und Zwei¬
fel.“ — Viktorinus! liſpelte ich leiſe, da um¬
ſchlang ſie mich mit dem wilden Ungeſtuͤm,
unbezaͤhmbarer Wolluſt, — ein Gluthſtrom
brauſte durch meine Adern, das Blut ſiedete,
die Sinne vergingen mir in namenloſer Won¬
ne, in wahnſinniger Verzuͤckung; aber ſuͤndi¬
gend war mein ganzes Gemuͤth nur Aurelien
zugewendet und Ihr nur opferte ich in dem
Augenblick, durch den Bruch des Geluͤbdes,
das Heil meiner Seele.
Ja! Nur Aurelie lebte in mir, mein
ganzer Sinn war von ihr erfuͤllt, und doch
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/158>, abgerufen am 23.11.2024.
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