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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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auf besondere Weise bewegt, ihre Stimme
zitterte, sie vermochte kaum Worte zu fin¬
den. Ihre sichtliche Verlegenheit gab mir
Muth, ich schaute ihr keck ins Auge, und
gab ihr nach Klostersitte den Seegen -- sie
erbleichte, sie mußte sich niederlassen. Rein¬
hold sah mich an, ganz froh und zufrieden
lächelnd. In dem Augenblick öffnete sich die
Thüre und der Baron trat mit Aurelien hin¬
ein. --

So wie ich Aurelien erblickte, fuhr ein
Strahl in meine Brust, und entzündete all'
die geheimsten Regungen, die wonnevollste
Sehnsucht, das Entzücken der inbrünstigen
Liebe, alles was sonst nur gleich einer Ah¬
nung aus weiter Ferne im Innern erklungen,
zum regen Leben; ja das Leben selbst ging
mir nun erst auf farbigt und glänzend, denn
alles vorher lag kalt und erstorben in öder
Nacht hinter mir. -- Sie war es selbst, sie
die ich in jener wundervollen Vision im
Beichtstuhl geschaut. Der schwermüthige

auf beſondere Weiſe bewegt, ihre Stimme
zitterte, ſie vermochte kaum Worte zu fin¬
den. Ihre ſichtliche Verlegenheit gab mir
Muth, ich ſchaute ihr keck ins Auge, und
gab ihr nach Kloſterſitte den Seegen — ſie
erbleichte, ſie mußte ſich niederlaſſen. Rein¬
hold ſah mich an, ganz froh und zufrieden
laͤchelnd. In dem Augenblick oͤffnete ſich die
Thuͤre und der Baron trat mit Aurelien hin¬
ein. —

So wie ich Aurelien erblickte, fuhr ein
Strahl in meine Bruſt, und entzuͤndete all'
die geheimſten Regungen, die wonnevollſte
Sehnſucht, das Entzuͤcken der inbruͤnſtigen
Liebe, alles was ſonſt nur gleich einer Ah¬
nung aus weiter Ferne im Innern erklungen,
zum regen Leben; ja das Leben ſelbſt ging
mir nun erſt auf farbigt und glaͤnzend, denn
alles vorher lag kalt und erſtorben in oͤder
Nacht hinter mir. — Sie war es ſelbſt, ſie
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[138/0154] auf beſondere Weiſe bewegt, ihre Stimme zitterte, ſie vermochte kaum Worte zu fin¬ den. Ihre ſichtliche Verlegenheit gab mir Muth, ich ſchaute ihr keck ins Auge, und gab ihr nach Kloſterſitte den Seegen — ſie erbleichte, ſie mußte ſich niederlaſſen. Rein¬ hold ſah mich an, ganz froh und zufrieden laͤchelnd. In dem Augenblick oͤffnete ſich die Thuͤre und der Baron trat mit Aurelien hin¬ ein. — So wie ich Aurelien erblickte, fuhr ein Strahl in meine Bruſt, und entzuͤndete all' die geheimſten Regungen, die wonnevollſte Sehnſucht, das Entzuͤcken der inbruͤnſtigen Liebe, alles was ſonſt nur gleich einer Ah¬ nung aus weiter Ferne im Innern erklungen, zum regen Leben; ja das Leben ſelbſt ging mir nun erſt auf farbigt und glaͤnzend, denn alles vorher lag kalt und erſtorben in oͤder Nacht hinter mir. — Sie war es ſelbſt, ſie die ich in jener wundervollen Viſion im Beichtſtuhl geſchaut. Der ſchwermuͤthige

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/154>, abgerufen am 27.11.2024.