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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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brechen: es ist ja Graf Viktorin, denn auf
wunderbare Weise glaubte ich nun wirklich
Viktorin zu seyn, und ich fühlte mein Blut
heftiger wallen und aufsteigend meine Wan¬
gen höher färben. -- Ich baute auf Rein¬
hold, der mich ja als den Pater Medardus
kannte, unerachtet mir das eine Lüge zu seyn
schien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬
stand lösen.

Nach dem Willen des Barons sollte ich
sogleich Hermogens Bekanntschaft machen,
er war aber nirgends zu finden; man hatte
ihn nach dem Gebürge wandeln gesehen und
war deshalb nicht besorgt um ihn, weil er
schon mehrmals Tagelang auf diese Weise
entfernt gewesen. Den ganzen Tag über
blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬
sellschaft, und nach und nach faßte ich mich
so im Innern, daß ich mich am Abend voll
Muth und Kraft fühlte, keck all' den wun¬
derlichen Ereignissen entgegen zu treten, die
meiner zu harren schienen. In der einsamen

brechen: es iſt ja Graf Viktorin, denn auf
wunderbare Weiſe glaubte ich nun wirklich
Viktorin zu ſeyn, und ich fuͤhlte mein Blut
heftiger wallen und aufſteigend meine Wan¬
gen hoͤher faͤrben. — Ich baute auf Rein¬
hold, der mich ja als den Pater Medardus
kannte, unerachtet mir das eine Luͤge zu ſeyn
ſchien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬
ſtand loͤſen.

Nach dem Willen des Barons ſollte ich
ſogleich Hermogens Bekanntſchaft machen,
er war aber nirgends zu finden; man hatte
ihn nach dem Gebuͤrge wandeln geſehen und
war deshalb nicht beſorgt um ihn, weil er
ſchon mehrmals Tagelang auf dieſe Weiſe
entfernt geweſen. Den ganzen Tag uͤber
blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬
ſellſchaft, und nach und nach faßte ich mich
ſo im Innern, daß ich mich am Abend voll
Muth und Kraft fuͤhlte, keck all' den wun¬
derlichen Ereigniſſen entgegen zu treten, die
meiner zu harren ſchienen. In der einſamen

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[136/0152] brechen: es iſt ja Graf Viktorin, denn auf wunderbare Weiſe glaubte ich nun wirklich Viktorin zu ſeyn, und ich fuͤhlte mein Blut heftiger wallen und aufſteigend meine Wan¬ gen hoͤher faͤrben. — Ich baute auf Rein¬ hold, der mich ja als den Pater Medardus kannte, unerachtet mir das eine Luͤge zu ſeyn ſchien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬ ſtand loͤſen. Nach dem Willen des Barons ſollte ich ſogleich Hermogens Bekanntſchaft machen, er war aber nirgends zu finden; man hatte ihn nach dem Gebuͤrge wandeln geſehen und war deshalb nicht beſorgt um ihn, weil er ſchon mehrmals Tagelang auf dieſe Weiſe entfernt geweſen. Den ganzen Tag uͤber blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬ ſellſchaft, und nach und nach faßte ich mich ſo im Innern, daß ich mich am Abend voll Muth und Kraft fuͤhlte, keck all' den wun¬ derlichen Ereigniſſen entgegen zu treten, die meiner zu harren ſchienen. In der einſamen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/152>, abgerufen am 23.11.2024.