Gram hatten die tiefen Furchen auf seiner breiten offnen Stirn gezogen, und die Locken weiß gefärbt. Unerachtet dessen herrschte noch in Allem, was er sprach, in seinem gan¬ zen Benehmen, eine Heiterkeit und Gemüth¬ lichkeit, die Jeden unwiderstehlich zu ihm hinziehen mußte. Als Reinhold mich als den vorstellte, dessen Ankunft die Baronesse an¬ gekündigt, sah er mich an mit durchdringen¬ dem Blick, der immer freundlicher wurde, als Reinhold erzälte, wie er mich schon vor mehreren Jahren im Capuziner Kloster zu . . r predigen gehört, und sich von meiner seltnen Rednergabe überzeugt hätte. Der Baron reichte mir treuherzig die Hand und sprach, sich zu Reinhold wendend: "Ich weiß nicht, lieber Reinhold! wie so sonderbar mich die Gesichtszüge des ehrwürdigen Herrn bei dem ersten Anblick ansprachen; sie weckten eine Erinnerung die vergebens strebte, deut¬ lich und lebendig hervorzugehen."
Es war mir als würde er gleich heraus¬
Gram hatten die tiefen Furchen auf ſeiner breiten offnen Stirn gezogen, und die Locken weiß gefaͤrbt. Unerachtet deſſen herrſchte noch in Allem, was er ſprach, in ſeinem gan¬ zen Benehmen, eine Heiterkeit und Gemuͤth¬ lichkeit, die Jeden unwiderſtehlich zu ihm hinziehen mußte. Als Reinhold mich als den vorſtellte, deſſen Ankunft die Baroneſſe an¬ gekuͤndigt, ſah er mich an mit durchdringen¬ dem Blick, der immer freundlicher wurde, als Reinhold erzaͤlte, wie er mich ſchon vor mehreren Jahren im Capuziner Kloſter zu . . r predigen gehoͤrt, und ſich von meiner ſeltnen Rednergabe uͤberzeugt haͤtte. Der Baron reichte mir treuherzig die Hand und ſprach, ſich zu Reinhold wendend: „Ich weiß nicht, lieber Reinhold! wie ſo ſonderbar mich die Geſichtszuͤge des ehrwuͤrdigen Herrn bei dem erſten Anblick anſprachen; ſie weckten eine Erinnerung die vergebens ſtrebte, deut¬ lich und lebendig hervorzugehen.“
Es war mir als wuͤrde er gleich heraus¬
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Gram hatten die tiefen Furchen auf ſeiner
breiten offnen Stirn gezogen, und die Locken
weiß gefaͤrbt. Unerachtet deſſen herrſchte
noch in Allem, was er ſprach, in ſeinem gan¬
zen Benehmen, eine Heiterkeit und Gemuͤth¬
lichkeit, die Jeden unwiderſtehlich zu ihm
hinziehen mußte. Als Reinhold mich als den
vorſtellte, deſſen Ankunft die Baroneſſe an¬
gekuͤndigt, ſah er mich an mit durchdringen¬
dem Blick, der immer freundlicher wurde,
als Reinhold erzaͤlte, wie er mich ſchon vor
mehreren Jahren im Capuziner Kloſter zu
. . r predigen gehoͤrt, und ſich von meiner
ſeltnen Rednergabe uͤberzeugt haͤtte. Der
Baron reichte mir treuherzig die Hand und
ſprach, ſich zu Reinhold wendend: „Ich weiß
nicht, lieber Reinhold! wie ſo ſonderbar mich
die Geſichtszuͤge des ehrwuͤrdigen Herrn bei
dem erſten Anblick anſprachen; ſie weckten
eine Erinnerung die vergebens ſtrebte, deut¬
lich und lebendig hervorzugehen.“
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/151>, abgerufen am 27.11.2024.
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