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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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und Schmerz! -- Ach, wie soll ich Ihnen,
ehrwürdiger Herr! denn mein Gefühl be¬
schreiben! -- Denken Sie an meine Liebe,
an meine treue Anhänglichkeit, mit der ich
dem Baron ergeben war -- an meine böse
Ahnungen, die nun erfüllt wurden; denn die
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬
schlossen, daß ein geheimes Verhältniß zwi¬
schen der Baronesse und dem Grafen statt
fand. Ich mußte wohl vor der Hand schwei¬
gen, aber die Baronesse wollte ich bewachen
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬
wißheit ihres Verbrechens, die schändlichen
Bande lösen, mit denen sie meinen un¬
glücklichen Freund umstrickt hatte. Doch wer
vermag teuflischer Arglist zu begegnen; um¬
sonst, ganz umsonst waren meine Bemühun¬
gen, und es wäre lächerlich gewesen, dem
Baron das mitzutheilen, was ich gesehen und
gehört, da die Schlaue Auswege genug gefun¬
den haben würde, mich als einen abgeschmack¬
ten, thörichten Geisterseher darzustellen." --

Der

und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen,
ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬
ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe,
an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich
dem Baron ergeben war — an meine boͤſe
Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die
wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬
ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬
ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt
fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬
gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen
mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬
wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen
Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬
gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer
vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬
ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬
gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem
Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und
gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬
den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬
ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ —

Der
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[128/0144] und Schmerz! — Ach, wie ſoll ich Ihnen, ehrwuͤrdiger Herr! denn mein Gefuͤhl be¬ ſchreiben! — Denken Sie an meine Liebe, an meine treue Anhaͤnglichkeit, mit der ich dem Baron ergeben war — an meine boͤſe Ahnungen, die nun erfuͤllt wurden; denn die wenigen Worte hatten es mir ja ganz er¬ ſchloſſen, daß ein geheimes Verhaͤltniß zwi¬ ſchen der Baroneſſe und dem Grafen ſtatt fand. Ich mußte wohl vor der Hand ſchwei¬ gen, aber die Baroneſſe wollte ich bewachen mit Argusaugen, und dann, bei erlangter Ge¬ wißheit ihres Verbrechens, die ſchaͤndlichen Bande loͤſen, mit denen ſie meinen un¬ gluͤcklichen Freund umſtrickt hatte. Doch wer vermag teufliſcher Argliſt zu begegnen; um¬ ſonſt, ganz umſonſt waren meine Bemuͤhun¬ gen, und es waͤre laͤcherlich geweſen, dem Baron das mitzutheilen, was ich geſehen und gehoͤrt, da die Schlaue Auswege genug gefun¬ den haben wuͤrde, mich als einen abgeſchmack¬ ten, thoͤrichten Geiſterſeher darzuſtellen.“ — Der

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/144>, abgerufen am 05.05.2024.