Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

be selbst, daß besser, als die Einsamkeit des
Klosters, die Welt, wenn Du sie in Frömmig¬
keit durchziehst, Dich von Deiner Verirrung
heilen wird. Eine Angelegenheit unseres
Klosters erfordert die Sendung eines Bru¬
ders nach Rom. Ich habe Dich dazu ge¬
wählt, und schon morgen kannst Du, mit den
nöthigen Vollmachten und Instruktionen ver¬
sehen, deine Reise antreten. Um so mehr
eignest Du Dich zur Ausführung dieses Auf¬
trages, als Du noch jung, rüstig, gewandt in
Geschäften, und der italiänischen Sprache
vollkommen mächtig bist. -- Begieb Dich jetzt
in deine Zelle; bete mit Inbrunst, um das
Heil deiner Seele, ich will ein Gleiches thun,
doch unterlasse alle Kasteiungen, die Dich nur
schwächen und zur Reise untauglich machen
würden. Mit dem Anbruch des Tages er¬
warte ich Dich hier im Zimmer." --

Wie ein Strahl des Himmels erleuchte¬
ten mich die Worte des ehrwürdigen Leonar¬
dus, ich hatte ihn gehaßt, aber jetzt durch¬

be ſelbſt, daß beſſer, als die Einſamkeit des
Kloſters, die Welt, wenn Du ſie in Froͤmmig¬
keit durchziehſt, Dich von Deiner Verirrung
heilen wird. Eine Angelegenheit unſeres
Kloſters erfordert die Sendung eines Bru¬
ders nach Rom. Ich habe Dich dazu ge¬
waͤhlt, und ſchon morgen kannſt Du, mit den
noͤthigen Vollmachten und Inſtruktionen ver¬
ſehen, deine Reiſe antreten. Um ſo mehr
eigneſt Du Dich zur Ausfuͤhrung dieſes Auf¬
trages, als Du noch jung, ruͤſtig, gewandt in
Geſchaͤften, und der italiaͤniſchen Sprache
vollkommen maͤchtig biſt. — Begieb Dich jetzt
in deine Zelle; bete mit Inbrunſt, um das
Heil deiner Seele, ich will ein Gleiches thun,
doch unterlaſſe alle Kaſteiungen, die Dich nur
ſchwaͤchen und zur Reiſe untauglich machen
wuͤrden. Mit dem Anbruch des Tages er¬
warte ich Dich hier im Zimmer.“ —

Wie ein Strahl des Himmels erleuchte¬
ten mich die Worte des ehrwuͤrdigen Leonar¬
dus, ich hatte ihn gehaßt, aber jetzt durch¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0108" n="92"/>
be &#x017F;elb&#x017F;t, daß be&#x017F;&#x017F;er, als die Ein&#x017F;amkeit des<lb/>
Klo&#x017F;ters, die Welt, wenn Du &#x017F;ie in Fro&#x0364;mmig¬<lb/>
keit durchzieh&#x017F;t, Dich von Deiner Verirrung<lb/>
heilen wird. Eine Angelegenheit un&#x017F;eres<lb/>
Klo&#x017F;ters erfordert die Sendung eines Bru¬<lb/>
ders nach Rom. Ich habe Dich dazu ge¬<lb/>
wa&#x0364;hlt, und &#x017F;chon morgen kann&#x017F;t Du, mit den<lb/>
no&#x0364;thigen Vollmachten und In&#x017F;truktionen ver¬<lb/>
&#x017F;ehen, deine Rei&#x017F;e antreten. Um &#x017F;o mehr<lb/>
eigne&#x017F;t Du Dich zur Ausfu&#x0364;hrung die&#x017F;es Auf¬<lb/>
trages, als Du noch jung, ru&#x0364;&#x017F;tig, gewandt in<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ften, und der italia&#x0364;ni&#x017F;chen Sprache<lb/>
vollkommen ma&#x0364;chtig bi&#x017F;t. &#x2014; Begieb Dich jetzt<lb/>
in deine Zelle; bete mit Inbrun&#x017F;t, um das<lb/>
Heil deiner Seele, ich will ein Gleiches thun,<lb/>
doch unterla&#x017F;&#x017F;e alle Ka&#x017F;teiungen, die Dich nur<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;chen und zur Rei&#x017F;e untauglich machen<lb/>
wu&#x0364;rden. Mit dem Anbruch des Tages er¬<lb/>
warte ich Dich hier im Zimmer.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
            <p>Wie ein Strahl des Himmels erleuchte¬<lb/>
ten mich die Worte des ehrwu&#x0364;rdigen Leonar¬<lb/>
dus, ich hatte ihn gehaßt, aber jetzt durch¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0108] be ſelbſt, daß beſſer, als die Einſamkeit des Kloſters, die Welt, wenn Du ſie in Froͤmmig¬ keit durchziehſt, Dich von Deiner Verirrung heilen wird. Eine Angelegenheit unſeres Kloſters erfordert die Sendung eines Bru¬ ders nach Rom. Ich habe Dich dazu ge¬ waͤhlt, und ſchon morgen kannſt Du, mit den noͤthigen Vollmachten und Inſtruktionen ver¬ ſehen, deine Reiſe antreten. Um ſo mehr eigneſt Du Dich zur Ausfuͤhrung dieſes Auf¬ trages, als Du noch jung, ruͤſtig, gewandt in Geſchaͤften, und der italiaͤniſchen Sprache vollkommen maͤchtig biſt. — Begieb Dich jetzt in deine Zelle; bete mit Inbrunſt, um das Heil deiner Seele, ich will ein Gleiches thun, doch unterlaſſe alle Kaſteiungen, die Dich nur ſchwaͤchen und zur Reiſe untauglich machen wuͤrden. Mit dem Anbruch des Tages er¬ warte ich Dich hier im Zimmer.“ — Wie ein Strahl des Himmels erleuchte¬ ten mich die Worte des ehrwuͤrdigen Leonar¬ dus, ich hatte ihn gehaßt, aber jetzt durch¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/108
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/108>, abgerufen am 23.11.2024.