Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.dich gegen Ende des Mais auf einige Tage. Ich habe Im Herbste 1775 ging er nach Hannover, um dort hier 3) In Göttingen ward, weil wir nicht völlig wie andre
Studenten waren, auf einigen Kathedern zwar nur leise, aber in gewissen Zusammenkünften von Profes¬ soren und andern desto lauter, von einer Barden¬ gesellschaft geredet, welchen man mit sinnreicher Frohherzigkeit viel abentheurliches, z. E. dass sie mit ihren Bardenschülern auf einen benachbarten Hexen¬ berg auszögen, sich in Thierhäute vermummten, um Mitternacht opferten, und keinen Wein, aber ge¬ waltig viel Bier tränken, und mehr derglei¬ chen nachsagte. dich gegen Ende des Mais auf einige Tage. Ich habe Im Herbſte 1775 ging er nach Hannover, um dort hier 3) In Göttingen ward, weil wir nicht völlig wie andre
Studenten waren, auf einigen Kathedern zwar nur leiſe, aber in gewiſſen Zuſammenkünften von Profeſ¬ ſoren und andern deſto lauter, von einer Barden¬ geſellſchaft geredet, welchen man mit ſinnreicher Frohherzigkeit viel abentheurliches, z. E. daſs ſie mit ihren Bardenſchülern auf einen benachbarten Hexen¬ berg auszögen, ſich in Thierhäute vermummten, um Mitternacht opferten, und keinen Wein, aber ge¬ waltig viel Bier tränken, und mehr derglei¬ chen nachſagte. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="XXII"/> dich gegen Ende des Mais auf einige Tage. Ich habe<lb/> ein ſehnliches Verlangen, etwas von dir zu hören. Es<lb/> wäre Sünde, wenn du mich lange in meiner Einſiedelei<lb/> lieſſeſt, ohne an mich zu ſchreiben. Schreib doch an<lb/> mich, Voſs; ſchreib doch an mich, Miller, wenn du<lb/> noch da biſt. Sind die Barden in Hamburg auch verru¬<lb/> fen? <note place="foot" n="3)">In Göttingen ward, weil wir nicht völlig wie andre<lb/> Studenten waren, auf einigen Kathedern zwar nur<lb/> leiſe, aber in gewiſſen Zuſammenkünften von Profeſ¬<lb/> ſoren und andern deſto lauter, von einer Barden¬<lb/> geſellſchaft geredet, welchen man mit ſinnreicher<lb/> Frohherzigkeit viel abentheurliches, z. E. daſs ſie mit<lb/> ihren Bardenſchülern auf einen benachbarten Hexen¬<lb/> berg auszögen, ſich in Thierhäute vermummten, um<lb/> Mitternacht opferten, und keinen Wein, aber <hi rendition="#g">ge¬<lb/> waltig viel Bier</hi> tränken, und mehr derglei¬<lb/> chen nachſagte.<lb/></note>Haſt du hübſche Traumbilder geſehn? Die<lb/> Hamburger wallfahrten wohl ſchon ſtark nach Sankt<lb/> Wandsbeck! O ihr müſst goldne Tage haben! Bald<lb/> hoffe ich dich zu ſehn.„</p><lb/> <p>Im Herbſte 1775 ging er nach Hannover, um dort<lb/> unter Zimmermanns Aufſicht eine kleine Nachkur, wie<lb/> er mir ſchrieb, zu brauchen, und dann nach Wands¬<lb/> beck zu kommen. Seine Hoffnung ſtieg und ſank; aber<lb/> er blieb heiter, und ſcherzte über ſich ſelbſt. “Es ſind<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hier<lb/></fw> </p> </div> </front> </text> </TEI> [XXII/0030]
dich gegen Ende des Mais auf einige Tage. Ich habe
ein ſehnliches Verlangen, etwas von dir zu hören. Es
wäre Sünde, wenn du mich lange in meiner Einſiedelei
lieſſeſt, ohne an mich zu ſchreiben. Schreib doch an
mich, Voſs; ſchreib doch an mich, Miller, wenn du
noch da biſt. Sind die Barden in Hamburg auch verru¬
fen? 3)Haſt du hübſche Traumbilder geſehn? Die
Hamburger wallfahrten wohl ſchon ſtark nach Sankt
Wandsbeck! O ihr müſst goldne Tage haben! Bald
hoffe ich dich zu ſehn.„
Im Herbſte 1775 ging er nach Hannover, um dort
unter Zimmermanns Aufſicht eine kleine Nachkur, wie
er mir ſchrieb, zu brauchen, und dann nach Wands¬
beck zu kommen. Seine Hoffnung ſtieg und ſank; aber
er blieb heiter, und ſcherzte über ſich ſelbſt. “Es ſind
hier
3) In Göttingen ward, weil wir nicht völlig wie andre
Studenten waren, auf einigen Kathedern zwar nur
leiſe, aber in gewiſſen Zuſammenkünften von Profeſ¬
ſoren und andern deſto lauter, von einer Barden¬
geſellſchaft geredet, welchen man mit ſinnreicher
Frohherzigkeit viel abentheurliches, z. E. daſs ſie mit
ihren Bardenſchülern auf einen benachbarten Hexen¬
berg auszögen, ſich in Thierhäute vermummten, um
Mitternacht opferten, und keinen Wein, aber ge¬
waltig viel Bier tränken, und mehr derglei¬
chen nachſagte.
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