Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.schehn, als wär ein zeitverkürzend Spiel verloren. Jezt kam ein Bote auf uns zu. Er bracht' uns die Entlassung aus dem Kriegsdienst, um die wir beide bei der Russischen Flotte gebeten, weil für uns nichts mehr zu thun war, was der Mühe werth schien. Ich konnte nun Paros verlassen, wenn ich wollte. Auch war ich nun zur Reise gesund genug. Ich wollte nicht auf Diotimas Antwort warten, wollte fort zu ihr, es war, als wenn ein Gott nach Kalaurea mich triebe. Wie das Alabanda von mir hörte, veränderte sich seine Farbe und er sah wehmüthig mich an. So leicht wirds meinem Hyperion, rief er, seinen Alabanda zu verlassen? Verlassen? sagt' ich, wie denn das? O über euch Träumer! rief er, siehest du denn nicht, daß wir uns trennen müssen? Wie sollt' ichs sehen? erwiedert' ich; du sagst ja nichts davon; und was mir hie und da erschien an dir, das wie auf einen Abschied deutete, das nahm ich gerne für Laune, für Herzensüberfluß - O ich kenn' es, rief er, dieses Götterspiel der reichen Liebe, die sich selber Noth schafft, um sich ihrer Fülle zu entladen und ich wollt', schehn, als wär ein zeitverkürzend Spiel verloren. Jezt kam ein Bote auf uns zu. Er bracht’ uns die Entlassung aus dem Kriegsdienst, um die wir beide bei der Russischen Flotte gebeten, weil für uns nichts mehr zu thun war, was der Mühe werth schien. Ich konnte nun Paros verlassen, wenn ich wollte. Auch war ich nun zur Reise gesund genug. Ich wollte nicht auf Diotimas Antwort warten, wollte fort zu ihr, es war, als wenn ein Gott nach Kalaurea mich triebe. Wie das Alabanda von mir hörte, veränderte sich seine Farbe und er sah wehmüthig mich an. So leicht wirds meinem Hyperion, rief er, seinen Alabanda zu verlassen? Verlassen? sagt’ ich, wie denn das? O über euch Träumer! rief er, siehest du denn nicht, daß wir uns trennen müssen? Wie sollt’ ichs sehen? erwiedert’ ich; du sagst ja nichts davon; und was mir hie und da erschien an dir, das wie auf einen Abschied deutete, das nahm ich gerne für Laune, für Herzensüberfluß – O ich kenn’ es, rief er, dieses Götterspiel der reichen Liebe, die sich selber Noth schafft, um sich ihrer Fülle zu entladen und ich wollt’, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0080"/> schehn, als wär ein zeitverkürzend Spiel verloren.</p><lb/> <p>Jezt kam ein Bote auf uns zu. Er bracht’ uns die Entlassung aus dem Kriegsdienst, um die wir beide bei der Russischen Flotte gebeten, weil für uns nichts mehr zu thun war, was der Mühe werth schien. Ich konnte nun Paros verlassen, wenn ich wollte. Auch war ich nun zur Reise gesund genug. Ich wollte nicht auf Diotimas Antwort warten, wollte fort zu ihr, es war, als wenn ein Gott nach Kalaurea mich triebe. Wie das Alabanda von mir hörte, veränderte sich seine Farbe und er sah wehmüthig mich an. So leicht wirds meinem Hyperion, rief er, seinen Alabanda zu verlassen?</p><lb/> <p>Verlassen? sagt’ ich, wie denn das?</p><lb/> <p>O über euch Träumer! rief er, siehest du denn nicht, daß wir uns trennen müssen?</p><lb/> <p>Wie sollt’ ichs sehen? erwiedert’ ich; du sagst ja nichts davon; und was mir hie und da erschien an dir, das wie auf einen Abschied deutete, das nahm ich gerne für Laune, für Herzensüberfluß –</p><lb/> <p>O ich kenn’ es, rief er, dieses Götterspiel der reichen Liebe, die sich selber Noth schafft, um sich ihrer Fülle zu entladen und ich wollt’, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
schehn, als wär ein zeitverkürzend Spiel verloren.
Jezt kam ein Bote auf uns zu. Er bracht’ uns die Entlassung aus dem Kriegsdienst, um die wir beide bei der Russischen Flotte gebeten, weil für uns nichts mehr zu thun war, was der Mühe werth schien. Ich konnte nun Paros verlassen, wenn ich wollte. Auch war ich nun zur Reise gesund genug. Ich wollte nicht auf Diotimas Antwort warten, wollte fort zu ihr, es war, als wenn ein Gott nach Kalaurea mich triebe. Wie das Alabanda von mir hörte, veränderte sich seine Farbe und er sah wehmüthig mich an. So leicht wirds meinem Hyperion, rief er, seinen Alabanda zu verlassen?
Verlassen? sagt’ ich, wie denn das?
O über euch Träumer! rief er, siehest du denn nicht, daß wir uns trennen müssen?
Wie sollt’ ichs sehen? erwiedert’ ich; du sagst ja nichts davon; und was mir hie und da erschien an dir, das wie auf einen Abschied deutete, das nahm ich gerne für Laune, für Herzensüberfluß –
O ich kenn’ es, rief er, dieses Götterspiel der reichen Liebe, die sich selber Noth schafft, um sich ihrer Fülle zu entladen und ich wollt’,
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/80>, abgerufen am 16.02.2025. |