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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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die Griechen sollen frei seyn, wenn sie mit aufstehn, den Sultan an den Euphrat zu treiben. Die Griechen werden das Ihre thun, die Griechen werden frei seyn und mir ist herzlich wohl, daß es einmal wieder etwas zu thun giebt. Ich mochte den Tag nicht sehn, so lang es noch so weit nicht war.

Bist du noch der Alte, so komm! Du findst mich in dem Dorfe vor Koron, wenn du den Weg von Misistra kömmst. Ich wohne am Hügel, in dem weißen Landhause am Walde.

Die Menschen, die du in Smyrna bei mir kennen lerntest, hab' ich verlassen. Du hattest recht mit deinem feinern Sinne, daß du in ihre Sphäre nicht tratest.

Mich verlangt, uns Beede in dem neuen Leben wiederzusehn. Dir war bis izt die Welt zu schlecht, um ihr dich zu erkennen zu geben. Weil du nicht Knechtsdienste thun mochtest, thatest du nichts, und das Nichtsthun machte dich grämlich und träumerisch.

Du mochtest im Sumpfe nicht schwimmen. Komm nun, komm, und laß uns baden in offener See!

Das soll uns wohl thun, einzig Geliebter!

So schrieb er. Ich war betroffen im ersten Moment. Mir brannte das Gesicht vor

die Griechen sollen frei seyn, wenn sie mit aufstehn, den Sultan an den Euphrat zu treiben. Die Griechen werden das Ihre thun, die Griechen werden frei seyn und mir ist herzlich wohl, daß es einmal wieder etwas zu thun giebt. Ich mochte den Tag nicht sehn, so lang es noch so weit nicht war.

Bist du noch der Alte, so komm! Du findst mich in dem Dorfe vor Koron, wenn du den Weg von Misistra kömmst. Ich wohne am Hügel, in dem weißen Landhause am Walde.

Die Menschen, die du in Smyrna bei mir kennen lerntest, hab’ ich verlassen. Du hattest recht mit deinem feinern Sinne, daß du in ihre Sphäre nicht tratest.

Mich verlangt, uns Beede in dem neuen Leben wiederzusehn. Dir war bis izt die Welt zu schlecht, um ihr dich zu erkennen zu geben. Weil du nicht Knechtsdienste thun mochtest, thatest du nichts, und das Nichtsthun machte dich grämlich und träumerisch.

Du mochtest im Sumpfe nicht schwimmen. Komm nun, komm, und laß uns baden in offener See!

Das soll uns wohl thun, einzig Geliebter!

So schrieb er. Ich war betroffen im ersten Moment. Mir brannte das Gesicht vor

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[0006] die Griechen sollen frei seyn, wenn sie mit aufstehn, den Sultan an den Euphrat zu treiben. Die Griechen werden das Ihre thun, die Griechen werden frei seyn und mir ist herzlich wohl, daß es einmal wieder etwas zu thun giebt. Ich mochte den Tag nicht sehn, so lang es noch so weit nicht war. Bist du noch der Alte, so komm! Du findst mich in dem Dorfe vor Koron, wenn du den Weg von Misistra kömmst. Ich wohne am Hügel, in dem weißen Landhause am Walde. Die Menschen, die du in Smyrna bei mir kennen lerntest, hab’ ich verlassen. Du hattest recht mit deinem feinern Sinne, daß du in ihre Sphäre nicht tratest. Mich verlangt, uns Beede in dem neuen Leben wiederzusehn. Dir war bis izt die Welt zu schlecht, um ihr dich zu erkennen zu geben. Weil du nicht Knechtsdienste thun mochtest, thatest du nichts, und das Nichtsthun machte dich grämlich und träumerisch. Du mochtest im Sumpfe nicht schwimmen. Komm nun, komm, und laß uns baden in offener See! Das soll uns wohl thun, einzig Geliebter! So schrieb er. Ich war betroffen im ersten Moment. Mir brannte das Gesicht vor

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/6>, abgerufen am 16.04.2024.