Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.Hyperion an Bellarmin. Ich war in einem holden Traume, da ich die Briefe, die ich einst gewechselt, für dich abschrieb. Nun schreib' ich wieder dir, mein Bellarmin! und führe weiter dich hinab, hinab bis in die tiefste Tiefe meiner Laiden, und dann, du lezter meiner Lieben! komm mit mir heraus zur Stelle, wo ein neuer Tag uns anglänzt. Die Schlacht, wovon ich an Diotima geschrieben, begann. Die Schiffe der Türken hatten sich in den Canal, zwischen die Insel Chios und die asiatische Küste hinein, geflüchtet, und standen am vesten Lande hinauf bei Tschesme. Mein Admiral verließ mit seinem Schiffe, worauf ich war, die Reihe, und hub das Vorspiel an mit dem ersten Schiffe der Türken. Das grimmige Paar war gleich beim ersten Angriff bis zum Taumel erhizt, es war ein rachetrunknes schrekliches Getümmel. Die Schiffe hiengen bald mit ihrem Tauwerk aneinander vest; das wütende Gefecht ward immer enger und enger. Hyperion an Bellarmin. Ich war in einem holden Traume, da ich die Briefe, die ich einst gewechselt, für dich abschrieb. Nun schreib’ ich wieder dir, mein Bellarmin! und führe weiter dich hinab, hinab bis in die tiefste Tiefe meiner Laiden, und dann, du lezter meiner Lieben! komm mit mir heraus zur Stelle, wo ein neuer Tag uns anglänzt. Die Schlacht, wovon ich an Diotima geschrieben, begann. Die Schiffe der Türken hatten sich in den Canal, zwischen die Insel Chios und die asiatische Küste hinein, geflüchtet, und standen am vesten Lande hinauf bei Tschesme. Mein Admiral verließ mit seinem Schiffe, worauf ich war, die Reihe, und hub das Vorspiel an mit dem ersten Schiffe der Türken. Das grimmige Paar war gleich beim ersten Angriff bis zum Taumel erhizt, es war ein rachetrunknes schrekliches Getümmel. Die Schiffe hiengen bald mit ihrem Tauwerk aneinander vest; das wütende Gefecht ward immer enger und enger. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059"/> <div type="chapter" n="2"> <head><hi rendition="#g #k">Hyperion</hi> an <hi rendition="#g #k">Bellarmin</hi>.</head><lb/> <p>Ich war in einem holden Traume, da ich die Briefe, die ich einst gewechselt, für dich abschrieb. Nun schreib’ ich wieder dir, mein Bellarmin! und führe weiter dich hinab, hinab bis in die tiefste Tiefe meiner Laiden, und dann, du lezter meiner Lieben! komm mit mir heraus zur Stelle, wo ein neuer Tag uns anglänzt.</p><lb/> <p>Die Schlacht, wovon ich an Diotima geschrieben, begann. Die Schiffe der Türken hatten sich in den Canal, zwischen die Insel Chios und die asiatische Küste hinein, geflüchtet, und standen am vesten Lande hinauf bei Tschesme. Mein Admiral verließ mit seinem Schiffe, worauf ich war, die Reihe, und hub das Vorspiel an mit dem ersten Schiffe der Türken. Das grimmige Paar war gleich beim ersten Angriff bis zum Taumel erhizt, es war ein rachetrunknes schrekliches Getümmel. Die Schiffe hiengen bald mit ihrem Tauwerk aneinander vest; das wütende Gefecht ward immer enger und enger.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Hyperion an Bellarmin.
Ich war in einem holden Traume, da ich die Briefe, die ich einst gewechselt, für dich abschrieb. Nun schreib’ ich wieder dir, mein Bellarmin! und führe weiter dich hinab, hinab bis in die tiefste Tiefe meiner Laiden, und dann, du lezter meiner Lieben! komm mit mir heraus zur Stelle, wo ein neuer Tag uns anglänzt.
Die Schlacht, wovon ich an Diotima geschrieben, begann. Die Schiffe der Türken hatten sich in den Canal, zwischen die Insel Chios und die asiatische Küste hinein, geflüchtet, und standen am vesten Lande hinauf bei Tschesme. Mein Admiral verließ mit seinem Schiffe, worauf ich war, die Reihe, und hub das Vorspiel an mit dem ersten Schiffe der Türken. Das grimmige Paar war gleich beim ersten Angriff bis zum Taumel erhizt, es war ein rachetrunknes schrekliches Getümmel. Die Schiffe hiengen bald mit ihrem Tauwerk aneinander vest; das wütende Gefecht ward immer enger und enger.
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