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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.

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ten, suchten die Füsse sie anderswo, und eh' ich es gewahr ward, gieng ich unter den Bogengängen des heiligen Walds, hinter Diotima's Garten, wo ich sie zum erstenmale hatte gesehn. Was war das? Ich war ja indessen so oft mit diesen Bäumen umgegangen, war vertrauter mit ihnen, ruhiger unter ihnen geworden; jezt ergriff mich eine Gewalt, als trät' ich in Dianens Schatten, um zu sterben vor der gegenwärtigen Gottheit.

Indessen gieng ich weiter. Mit jedem Schritte wurd' es wunderbarer in mir. Ich hätte fliegen mögen, so trieb mein Herz mich vorwärts; aber es war, als hätt' ich Blei an den Sohlen. Die Seele war vorausgeeilt, und hatte die irrdischen Glieder verlassen. Ich hörte nicht mehr und vor dem Auge dämmerten und schwankten alle Gestalten. Der Geist war schon bei Diotima; im Morgenlichte spielte der Gipfel des Baums, indess die untern Zweige noch die kalte Dämmerung fühlten.

Ach! mein Hyperion! rief jezt mir eine Stimme entgegen; ich stürzt' hinzu; "meine Diotima! o meine Diotima!" weiter hatt' ich kein Wort und keinen Othem, kein Bewusstseyn.

ten, suchten die Füsse sie anderswo, und eh’ ich es gewahr ward, gieng ich unter den Bogengängen des heiligen Walds, hinter Diotima’s Garten, wo ich sie zum erstenmale hatte gesehn. Was war das? Ich war ja indessen so oft mit diesen Bäumen umgegangen, war vertrauter mit ihnen, ruhiger unter ihnen geworden; jezt ergriff mich eine Gewalt, als trät’ ich in Dianens Schatten, um zu sterben vor der gegenwärtigen Gottheit.

Indessen gieng ich weiter. Mit jedem Schritte wurd’ es wunderbarer in mir. Ich hätte fliegen mögen, so trieb mein Herz mich vorwärts; aber es war, als hätt’ ich Blei an den Sohlen. Die Seele war vorausgeeilt, und hatte die irrdischen Glieder verlassen. Ich hörte nicht mehr und vor dem Auge dämmerten und schwankten alle Gestalten. Der Geist war schon bei Diotima; im Morgenlichte spielte der Gipfel des Baums, indess die untern Zweige noch die kalte Dämmerung fühlten.

Ach! mein Hyperion! rief jezt mir eine Stimme entgegen; ich stürzt’ hinzu; „meine Diotima! o meine Diotima!“ weiter hatt’ ich kein Wort und keinen Othem, kein Bewusstseyn.

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[0133] ten, suchten die Füsse sie anderswo, und eh’ ich es gewahr ward, gieng ich unter den Bogengängen des heiligen Walds, hinter Diotima’s Garten, wo ich sie zum erstenmale hatte gesehn. Was war das? Ich war ja indessen so oft mit diesen Bäumen umgegangen, war vertrauter mit ihnen, ruhiger unter ihnen geworden; jezt ergriff mich eine Gewalt, als trät’ ich in Dianens Schatten, um zu sterben vor der gegenwärtigen Gottheit. Indessen gieng ich weiter. Mit jedem Schritte wurd’ es wunderbarer in mir. Ich hätte fliegen mögen, so trieb mein Herz mich vorwärts; aber es war, als hätt’ ich Blei an den Sohlen. Die Seele war vorausgeeilt, und hatte die irrdischen Glieder verlassen. Ich hörte nicht mehr und vor dem Auge dämmerten und schwankten alle Gestalten. Der Geist war schon bei Diotima; im Morgenlichte spielte der Gipfel des Baums, indess die untern Zweige noch die kalte Dämmerung fühlten. Ach! mein Hyperion! rief jezt mir eine Stimme entgegen; ich stürzt’ hinzu; „meine Diotima! o meine Diotima!“ weiter hatt’ ich kein Wort und keinen Othem, kein Bewusstseyn.

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/133>, abgerufen am 23.11.2024.