Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Rhein. Fragment. Im dunkeln Epheu saß ich, an der Pforte Des Waldes, eben, da der goldene Mittag Den Quell besuchend, herunterkam Von Treppen des Alpengebir'gs, Das mir die göttlichgebaute, Die Burg der Himmlischen heißt Nach alter Meinung, wo aber Geheim noch Manches entschieden Zu Menschen gelanget; von da Vernahm ich ohne Vermuthen Ein Schicksal, denn noch kaum War mir im warmen Schatten Sich Manches beredend, die Seele Italia zugeschweift Und an die Küsten Morea's. Jetzt aber, drinn im Gebirg, Tief unter den silbernen Gipfeln, Und unter fröhlichem Grün, Wo die Wälder schauernd zu ihm Der Rhein. Fragment. Im dunkeln Epheu ſaß ich, an der Pforte Des Waldes, eben, da der goldene Mittag Den Quell beſuchend, herunterkam Von Treppen des Alpengebir'gs, Das mir die goͤttlichgebaute, Die Burg der Himmliſchen heißt Nach alter Meinung, wo aber Geheim noch Manches entſchieden Zu Menſchen gelanget; von da Vernahm ich ohne Vermuthen Ein Schickſal, denn noch kaum War mir im warmen Schatten Sich Manches beredend, die Seele Italia zugeſchweift Und an die Kuͤſten Morea's. Jetzt aber, drinn im Gebirg, Tief unter den ſilbernen Gipfeln, Und unter froͤhlichem Gruͤn, Wo die Waͤlder ſchauernd zu ihm <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0196" n="188"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Rhein</hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#g">Fragment</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im dunkeln Epheu ſaß ich, an der Pforte</l><lb/> <l>Des Waldes, eben, da der goldene Mittag</l><lb/> <l>Den Quell beſuchend, herunterkam</l><lb/> <l>Von Treppen des Alpengebir'gs,</l><lb/> <l>Das mir die goͤttlichgebaute,</l><lb/> <l>Die Burg der Himmliſchen heißt</l><lb/> <l>Nach alter Meinung, wo aber</l><lb/> <l>Geheim noch Manches entſchieden</l><lb/> <l>Zu Menſchen gelanget; von da</l><lb/> <l>Vernahm ich ohne Vermuthen</l><lb/> <l>Ein Schickſal, denn noch kaum</l><lb/> <l>War mir im warmen Schatten</l><lb/> <l>Sich Manches beredend, die Seele</l><lb/> <l>Italia zugeſchweift</l><lb/> <l>Und an die Kuͤſten Morea's.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Jetzt aber, drinn im Gebirg,</l><lb/> <l>Tief unter den ſilbernen Gipfeln,</l><lb/> <l>Und unter froͤhlichem Gruͤn,</l><lb/> <l>Wo die Waͤlder ſchauernd zu ihm</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [188/0196]
Der Rhein.
Fragment.
Im dunkeln Epheu ſaß ich, an der Pforte
Des Waldes, eben, da der goldene Mittag
Den Quell beſuchend, herunterkam
Von Treppen des Alpengebir'gs,
Das mir die goͤttlichgebaute,
Die Burg der Himmliſchen heißt
Nach alter Meinung, wo aber
Geheim noch Manches entſchieden
Zu Menſchen gelanget; von da
Vernahm ich ohne Vermuthen
Ein Schickſal, denn noch kaum
War mir im warmen Schatten
Sich Manches beredend, die Seele
Italia zugeſchweift
Und an die Kuͤſten Morea's.
Jetzt aber, drinn im Gebirg,
Tief unter den ſilbernen Gipfeln,
Und unter froͤhlichem Gruͤn,
Wo die Waͤlder ſchauernd zu ihm
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/196>, abgerufen am 16.02.2025. |