Liegen, da reicht, in der Seele bewegt, und der Treue sich freuend, Jetzt das liebende Volk zum Bunde die Hände sich wieder. Bald auch suchet und sieht den Ort des eigenen Hauses Unter dem Schutte der Mann; ihm weint am Halse, der trauten Schlummerstätte gedenk, sein Weib, es fragen die Kindlein Nach dem Tische, wo sonst in lieblicher Reihe sie saßen, Von den Vätern gesehn, den lächelnden Göttern des Hauses. Aber Gezelte bauet das Volk, es schließen die alten Nachbarn wieder sich an, und nach des Herzens Gewohnheit Ordnen die lüftigen Wohnungen sich umher an den Hügeln. So indessen wohnen sie nun, wie die Freien, die Alten, Die, der Stärke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend, Wandernden Vögeln gleich, mit Gesange von Berge zu Berg einst, Zogen, die Fürsten des Forsts und des weitum- irrenden Stromes.
Liegen, da reicht, in der Seele bewegt, und der Treue ſich freuend, Jetzt das liebende Volk zum Bunde die Haͤnde ſich wieder. Bald auch ſuchet und ſieht den Ort des eigenen Hauſes Unter dem Schutte der Mann; ihm weint am Halſe, der trauten Schlummerſtaͤtte gedenk, ſein Weib, es fragen die Kindlein Nach dem Tiſche, wo ſonſt in lieblicher Reihe ſie ſaßen, Von den Vaͤtern geſehn, den laͤchelnden Goͤttern des Hauſes. Aber Gezelte bauet das Volk, es ſchließen die alten Nachbarn wieder ſich an, und nach des Herzens Gewohnheit Ordnen die luͤftigen Wohnungen ſich umher an den Huͤgeln. So indeſſen wohnen ſie nun, wie die Freien, die Alten, Die, der Staͤrke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend, Wandernden Voͤgeln gleich, mit Geſange von Berge zu Berg einſt, Zogen, die Fuͤrſten des Forſts und des weitum- irrenden Stromes.
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Liegen, da reicht, in der Seele bewegt, und der
Treue ſich freuend,
Jetzt das liebende Volk zum Bunde die Haͤnde
ſich wieder.
Bald auch ſuchet und ſieht den Ort des eigenen
Hauſes
Unter dem Schutte der Mann; ihm weint am
Halſe, der trauten
Schlummerſtaͤtte gedenk, ſein Weib, es fragen
die Kindlein
Nach dem Tiſche, wo ſonſt in lieblicher Reihe ſie
ſaßen,
Von den Vaͤtern geſehn, den laͤchelnden Goͤttern
des Hauſes.
Aber Gezelte bauet das Volk, es ſchließen die alten
Nachbarn wieder ſich an, und nach des Herzens
Gewohnheit
Ordnen die luͤftigen Wohnungen ſich umher an
den Huͤgeln.
So indeſſen wohnen ſie nun, wie die Freien, die
Alten,
Die, der Staͤrke gewiß und dem kommenden Tage
vertrauend,
Wandernden Voͤgeln gleich, mit Geſange von Berge
zu Berg einſt,
Zogen, die Fuͤrſten des Forſts und des weitum-
irrenden Stromes.
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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/178>, abgerufen am 23.07.2024.
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