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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wache, da ich ihm doch nahe sein wollte. Vom Dienst hatte der Capitän mich dispensirt. An dem Tage saß das Krigsgericht bereits zum erstenmal in der Commandantur. Als sie den Rolof zum Verhör führten, drückten wir uns wieder die Hand. Er sah gefaßt, aber starr und finster aus, und nur als er mich anschaute, schienen seine Züge sich für einen Augenblick aufzuhellen. Immer noch da, Ohm? fragte er mich. Ich nickte nur, denn um die Welt hätt' ich nicht reden können. Während ich nun dort zurückblieb, auf seine Rückkehr zu harren, all das Geschwätz um mich her mit anhört: und, obgleich ich mich zwingen mußte, selber mitredete, ward ich plötzlich hinausgerufen, weil zwei Weibsleute, eine alte und eine junge, nach mir gefragt hätten. Es waren seine Mutter und die Marie. Erst hatten sie den Alten unter die Erde gebracht, und dann waren sie aufgebrochen, um nach Diesem hier zu sehen. Ich traf sie in meinem Quartier.

Ist er todt, Ohm? fragte die Marie und packte meinen Arm, als ob sie ihn wie ein Rohr zerdrücken wollte. Meine Schwester sprach nicht, aber sie sah mich an mit einem Blick, -- mit einem Blick! Herr, mein Heiland, so können nur ein paar Mutteraugen blicken, wenn es um ihr Liebstes, ihr Alles geht! Kinder, sagt' ich endlich, Kinder, er lebt ja noch, er ist ja noch nicht todt. Ihr werdet ihn ja bald wiedersehen, mit ihm sprechen. Vielleicht giebt es noch Hoffnung!

Das Letzte log ich, denn ich wußte es nur allzu

Wache, da ich ihm doch nahe sein wollte. Vom Dienst hatte der Capitän mich dispensirt. An dem Tage saß das Krigsgericht bereits zum erstenmal in der Commandantur. Als sie den Rolof zum Verhör führten, drückten wir uns wieder die Hand. Er sah gefaßt, aber starr und finster aus, und nur als er mich anschaute, schienen seine Züge sich für einen Augenblick aufzuhellen. Immer noch da, Ohm? fragte er mich. Ich nickte nur, denn um die Welt hätt' ich nicht reden können. Während ich nun dort zurückblieb, auf seine Rückkehr zu harren, all das Geschwätz um mich her mit anhört: und, obgleich ich mich zwingen mußte, selber mitredete, ward ich plötzlich hinausgerufen, weil zwei Weibsleute, eine alte und eine junge, nach mir gefragt hätten. Es waren seine Mutter und die Marie. Erst hatten sie den Alten unter die Erde gebracht, und dann waren sie aufgebrochen, um nach Diesem hier zu sehen. Ich traf sie in meinem Quartier.

Ist er todt, Ohm? fragte die Marie und packte meinen Arm, als ob sie ihn wie ein Rohr zerdrücken wollte. Meine Schwester sprach nicht, aber sie sah mich an mit einem Blick, — mit einem Blick! Herr, mein Heiland, so können nur ein paar Mutteraugen blicken, wenn es um ihr Liebstes, ihr Alles geht! Kinder, sagt' ich endlich, Kinder, er lebt ja noch, er ist ja noch nicht todt. Ihr werdet ihn ja bald wiedersehen, mit ihm sprechen. Vielleicht giebt es noch Hoffnung!

Das Letzte log ich, denn ich wußte es nur allzu

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[0056] Wache, da ich ihm doch nahe sein wollte. Vom Dienst hatte der Capitän mich dispensirt. An dem Tage saß das Krigsgericht bereits zum erstenmal in der Commandantur. Als sie den Rolof zum Verhör führten, drückten wir uns wieder die Hand. Er sah gefaßt, aber starr und finster aus, und nur als er mich anschaute, schienen seine Züge sich für einen Augenblick aufzuhellen. Immer noch da, Ohm? fragte er mich. Ich nickte nur, denn um die Welt hätt' ich nicht reden können. Während ich nun dort zurückblieb, auf seine Rückkehr zu harren, all das Geschwätz um mich her mit anhört: und, obgleich ich mich zwingen mußte, selber mitredete, ward ich plötzlich hinausgerufen, weil zwei Weibsleute, eine alte und eine junge, nach mir gefragt hätten. Es waren seine Mutter und die Marie. Erst hatten sie den Alten unter die Erde gebracht, und dann waren sie aufgebrochen, um nach Diesem hier zu sehen. Ich traf sie in meinem Quartier. Ist er todt, Ohm? fragte die Marie und packte meinen Arm, als ob sie ihn wie ein Rohr zerdrücken wollte. Meine Schwester sprach nicht, aber sie sah mich an mit einem Blick, — mit einem Blick! Herr, mein Heiland, so können nur ein paar Mutteraugen blicken, wenn es um ihr Liebstes, ihr Alles geht! Kinder, sagt' ich endlich, Kinder, er lebt ja noch, er ist ja noch nicht todt. Ihr werdet ihn ja bald wiedersehen, mit ihm sprechen. Vielleicht giebt es noch Hoffnung! Das Letzte log ich, denn ich wußte es nur allzu

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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/56>, abgerufen am 25.11.2024.