Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Edmund Hoefer, geboren den 15. October 1819 zu Greifswald, studirte an dortiger Universität sowie nachher in Heidelberg und Berlin Philologie und Geschichte, wandte sich dann aber dichterischen Arbeiten zu, deren Erstlinge seit 1844 im Morgenblatt erschienen. Im Jahre 1854 ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er mit Hackländer die "Hausblätter" begründete und seitdem eine große Anzahl größerer und kleinerer Erzählungen veröffentlichte. Dazwischen erwarb er sich ein namhaftes Verdienst durch das Schriftchen: "Wie das Volk spricht", eine Sammlung von geflügelten Worten voll urwüchsiger Kraft. Seine gesammelten Erzählungen kamen 1865 heraus. Hoefer hat unter den anerkannten Meistern der deutschen Erzählung seinen unbestrittenen Rang. Seine Vorzüge sind gesunder Realismus, Naturwahrheit und ungemeine Virtuosität in der Detailschilderung, besonders wo es sich um Land und Leute seiner norddeutschen Heimath handelt. Ein fast durchgehender Zug dieser Dichtungen ist die Neigung zu schroffen, herben und wilden Charakteren, die bei heftigen Katastrophen oder in plötzlich hervorbrechender innerer Umkehr einen tief gemüthvollen flüssigen Kern unter der starren Rinde offenbaren. Auch unter Hoefer's weiblichen Figuren sind die übermüthigen Beatricen und widerspänstigen Käthchen mit besonderer Vorliebe in den glücklichsten Naturlauten durchgeführt, während allerdings, bei der großen Fülle seiner Production, dieser Familienzug die Gefahr einer gewissen Einförmigkeit mit sich bringt. Dafür müssen wir dem Dichter das Zeugniß geben, daß er selbst bei ähnlichen Motiven der Charakteristik immer wieder mit frischer, naiver Empfindung sich der Aufgabe hingiebt, wenn es auch in Edmund Hoefer, geboren den 15. October 1819 zu Greifswald, studirte an dortiger Universität sowie nachher in Heidelberg und Berlin Philologie und Geschichte, wandte sich dann aber dichterischen Arbeiten zu, deren Erstlinge seit 1844 im Morgenblatt erschienen. Im Jahre 1854 ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er mit Hackländer die „Hausblätter“ begründete und seitdem eine große Anzahl größerer und kleinerer Erzählungen veröffentlichte. Dazwischen erwarb er sich ein namhaftes Verdienst durch das Schriftchen: „Wie das Volk spricht“, eine Sammlung von geflügelten Worten voll urwüchsiger Kraft. Seine gesammelten Erzählungen kamen 1865 heraus. Hoefer hat unter den anerkannten Meistern der deutschen Erzählung seinen unbestrittenen Rang. Seine Vorzüge sind gesunder Realismus, Naturwahrheit und ungemeine Virtuosität in der Detailschilderung, besonders wo es sich um Land und Leute seiner norddeutschen Heimath handelt. Ein fast durchgehender Zug dieser Dichtungen ist die Neigung zu schroffen, herben und wilden Charakteren, die bei heftigen Katastrophen oder in plötzlich hervorbrechender innerer Umkehr einen tief gemüthvollen flüssigen Kern unter der starren Rinde offenbaren. Auch unter Hoefer's weiblichen Figuren sind die übermüthigen Beatricen und widerspänstigen Käthchen mit besonderer Vorliebe in den glücklichsten Naturlauten durchgeführt, während allerdings, bei der großen Fülle seiner Production, dieser Familienzug die Gefahr einer gewissen Einförmigkeit mit sich bringt. Dafür müssen wir dem Dichter das Zeugniß geben, daß er selbst bei ähnlichen Motiven der Charakteristik immer wieder mit frischer, naiver Empfindung sich der Aufgabe hingiebt, wenn es auch in <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Edmund Hoefer, geboren den 15. 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Ein fast durchgehender Zug dieser Dichtungen ist die Neigung zu schroffen, herben und wilden Charakteren, die bei heftigen Katastrophen oder in plötzlich hervorbrechender innerer Umkehr einen tief gemüthvollen flüssigen Kern unter der starren Rinde offenbaren. Auch unter Hoefer's weiblichen Figuren sind die übermüthigen Beatricen und widerspänstigen Käthchen mit besonderer Vorliebe in den glücklichsten Naturlauten durchgeführt, während allerdings, bei der großen Fülle seiner Production, dieser Familienzug die Gefahr einer gewissen Einförmigkeit mit sich bringt. Dafür müssen wir dem Dichter das Zeugniß geben, daß er selbst bei ähnlichen Motiven der Charakteristik immer wieder mit frischer, naiver Empfindung sich der Aufgabe hingiebt, wenn es auch in<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Edmund Hoefer, geboren den 15. October 1819 zu Greifswald, studirte an dortiger Universität sowie nachher in Heidelberg und Berlin Philologie und Geschichte, wandte sich dann aber dichterischen Arbeiten zu, deren Erstlinge seit 1844 im Morgenblatt erschienen. Im Jahre 1854 ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er mit Hackländer die „Hausblätter“ begründete und seitdem eine große Anzahl größerer und kleinerer Erzählungen veröffentlichte. Dazwischen erwarb er sich ein namhaftes Verdienst durch das Schriftchen: „Wie das Volk spricht“, eine Sammlung von geflügelten Worten voll urwüchsiger Kraft. Seine gesammelten Erzählungen kamen 1865 heraus. Hoefer hat unter den anerkannten Meistern der deutschen Erzählung seinen unbestrittenen Rang. Seine Vorzüge sind gesunder Realismus, Naturwahrheit und ungemeine Virtuosität in der Detailschilderung, besonders wo es sich um Land und Leute seiner norddeutschen Heimath handelt. Ein fast durchgehender Zug dieser Dichtungen ist die Neigung zu schroffen, herben und wilden Charakteren, die bei heftigen Katastrophen oder in plötzlich hervorbrechender innerer Umkehr einen tief gemüthvollen flüssigen Kern unter der starren Rinde offenbaren. Auch unter Hoefer's weiblichen Figuren sind die übermüthigen Beatricen und widerspänstigen Käthchen mit besonderer Vorliebe in den glücklichsten Naturlauten durchgeführt, während allerdings, bei der großen Fülle seiner Production, dieser Familienzug die Gefahr einer gewissen Einförmigkeit mit sich bringt. Dafür müssen wir dem Dichter das Zeugniß geben, daß er selbst bei ähnlichen Motiven der Charakteristik immer wieder mit frischer, naiver Empfindung sich der Aufgabe hingiebt, wenn es auch in
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/5>, abgerufen am 16.07.2024. |