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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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Das hieß einmal von einer Sache ge-
schwazt, wovon ich nichts verstehe! -- Hätte
ich vorher daran gedacht: so hätte ich diese
Stelle mit Strichelchen bezeichnet und gebeten
sie zu überschlagen. Das folgende, worauf mich
die Erwähnung der heimlichen Gerichte führt-
wird Sie mehr interessiren.

Herr Brandes in Hannover zählt in seinem
bekannten Buche über die französische Revolu-
tion die Spektakelstücke, die jetzt gröstentheils
in der Mode sind, zu den Ursachen, daß die
Revolution auch in Deutschland Eingang findet,
und mich dünkt mit großem Recht. Gehört nicht
auch das Ritterwesen hieher? Es hat unstreitig
mit vorbereitet. Man lese mit Aufmerksamkeit
die Handlungen der Ritter, ihr Betragen ge-
gen die Geistlichen und gegen die untergebenen
Bauern, mit was für Gedanken wird man von
der Lektüre zurückkommen? Die Fehler und La-
ster der Ritter, von denen unsere neumodigen
Ritter ihren Stammbaum, ob in ächter Linie,
das thut zur Sache nichts, herleiten, liegen bei
dem Guten doch auch vor den Augen. Wer hin-
dert uns denn sie in der Vergleichung größer
zu finden, und wer stehet uns dafür, daß nicht
Leidenschaften den Ausschlag geben? Mancher
Leser möchte vielleicht eine Fehdenzeit, wo man

Das hieß einmal von einer Sache ge-
ſchwazt, wovon ich nichts verſtehe! — Haͤtte
ich vorher daran gedacht: ſo haͤtte ich dieſe
Stelle mit Strichelchen bezeichnet und gebeten
ſie zu uͤberſchlagen. Das folgende, worauf mich
die Erwaͤhnung der heimlichen Gerichte fuͤhrt-
wird Sie mehr intereſſiren.

Herr Brandes in Hannover zaͤhlt in ſeinem
bekannten Buche uͤber die franzoͤſiſche Revolu-
tion die Spektakelſtuͤcke, die jetzt groͤſtentheils
in der Mode ſind, zu den Urſachen, daß die
Revolution auch in Deutſchland Eingang findet,
und mich duͤnkt mit großem Recht. Gehoͤrt nicht
auch das Ritterweſen hieher? Es hat unſtreitig
mit vorbereitet. Man leſe mit Aufmerkſamkeit
die Handlungen der Ritter, ihr Betragen ge-
gen die Geiſtlichen und gegen die untergebenen
Bauern, mit was fuͤr Gedanken wird man von
der Lektuͤre zuruͤckkommen? Die Fehler und La-
ſter der Ritter, von denen unſere neumodigen
Ritter ihren Stammbaum, ob in aͤchter Linie,
das thut zur Sache nichts, herleiten, liegen bei
dem Guten doch auch vor den Augen. Wer hin-
dert uns denn ſie in der Vergleichung groͤßer
zu finden, und wer ſtehet uns dafuͤr, daß nicht
Leidenſchaften den Ausſchlag geben? Mancher
Leſer moͤchte vielleicht eine Fehdenzeit, wo man

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[54/0054] Das hieß einmal von einer Sache ge- ſchwazt, wovon ich nichts verſtehe! — Haͤtte ich vorher daran gedacht: ſo haͤtte ich dieſe Stelle mit Strichelchen bezeichnet und gebeten ſie zu uͤberſchlagen. Das folgende, worauf mich die Erwaͤhnung der heimlichen Gerichte fuͤhrt- wird Sie mehr intereſſiren. Herr Brandes in Hannover zaͤhlt in ſeinem bekannten Buche uͤber die franzoͤſiſche Revolu- tion die Spektakelſtuͤcke, die jetzt groͤſtentheils in der Mode ſind, zu den Urſachen, daß die Revolution auch in Deutſchland Eingang findet, und mich duͤnkt mit großem Recht. Gehoͤrt nicht auch das Ritterweſen hieher? Es hat unſtreitig mit vorbereitet. Man leſe mit Aufmerkſamkeit die Handlungen der Ritter, ihr Betragen ge- gen die Geiſtlichen und gegen die untergebenen Bauern, mit was fuͤr Gedanken wird man von der Lektuͤre zuruͤckkommen? Die Fehler und La- ſter der Ritter, von denen unſere neumodigen Ritter ihren Stammbaum, ob in aͤchter Linie, das thut zur Sache nichts, herleiten, liegen bei dem Guten doch auch vor den Augen. Wer hin- dert uns denn ſie in der Vergleichung groͤßer zu finden, und wer ſtehet uns dafuͤr, daß nicht Leidenſchaften den Ausſchlag geben? Mancher Leſer moͤchte vielleicht eine Fehdenzeit, wo man

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/54>, abgerufen am 28.11.2024.