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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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ter werden" möchte in der Entscheidung bald auf
dem gehörigen Punkte seyn seyn.



Erlauben Sie mir noch etwas am Schlusse
dieses Briefes hinzuzufügen, das vielleicht mit
mehrerem Rechte in einen der vorigen gehörte,
es fällt mir aber jetzt ein, und so schreibe ich
es nieder. Sie werden überhaupt in Briefen kei-
ne strenge systematische Ordnung suchen.

Es giebt in den Eigenschaften, Handlungen
und Gesinnungen der verständigen Wesen, eine
gewisse physische Größe, die ohne die moralische
seyn kann. Diese letztere, die man auch die
Würde der Handlung nennt, hängt von dem
Bewegungsgrunde ab, wodurch der |freie Wille
bestimmt wird. Sie beschäftigt die Seele mehr
als jene, erfordert mehr Anstrengung und Aus-
dehnung und bringt eine eigene Empfindung
hervor, die man Bewunderung und Verehrung
nennt. Hieraus entstehet eine stille Znfriedenheit,
die Quelle einer vernünftigen Liebe. Wenn man
doch dies durch die Charakteristik jener Helden er-
reichen könnte! die moralische Größe hat es mehr
mit den intensiven Bewegungsgründen der Hand-
lungen, die physischen mehr mit den extensiven

ter werden” moͤchte in der Entſcheidung bald auf
dem gehoͤrigen Punkte ſeyn ſeyn.



Erlauben Sie mir noch etwas am Schluſſe
dieſes Briefes hinzuzufuͤgen, das vielleicht mit
mehrerem Rechte in einen der vorigen gehoͤrte,
es faͤllt mir aber jetzt ein, und ſo ſchreibe ich
es nieder. Sie werden uͤberhaupt in Briefen kei-
ne ſtrenge ſyſtematiſche Ordnung ſuchen.

Es giebt in den Eigenſchaften, Handlungen
und Geſinnungen der verſtaͤndigen Weſen, eine
gewiſſe phyſiſche Groͤße, die ohne die moraliſche
ſeyn kann. Dieſe letztere, die man auch die
Wuͤrde der Handlung nennt, haͤngt von dem
Bewegungsgrunde ab, wodurch der |freie Wille
beſtimmt wird. Sie beſchaͤftigt die Seele mehr
als jene, erfordert mehr Anſtrengung und Aus-
dehnung und bringt eine eigene Empfindung
hervor, die man Bewunderung und Verehrung
nennt. Hieraus entſtehet eine ſtille Znfriedenheit,
die Quelle einer vernuͤnftigen Liebe. Wenn man
doch dies durch die Charakteriſtik jener Helden er-
reichen koͤnnte! die moraliſche Groͤße hat es mehr
mit den intenſiven Bewegungsgruͤnden der Hand-
lungen, die phyſiſchen mehr mit den extenſiven

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[140/0140] ter werden” moͤchte in der Entſcheidung bald auf dem gehoͤrigen Punkte ſeyn ſeyn. Erlauben Sie mir noch etwas am Schluſſe dieſes Briefes hinzuzufuͤgen, das vielleicht mit mehrerem Rechte in einen der vorigen gehoͤrte, es faͤllt mir aber jetzt ein, und ſo ſchreibe ich es nieder. Sie werden uͤberhaupt in Briefen kei- ne ſtrenge ſyſtematiſche Ordnung ſuchen. Es giebt in den Eigenſchaften, Handlungen und Geſinnungen der verſtaͤndigen Weſen, eine gewiſſe phyſiſche Groͤße, die ohne die moraliſche ſeyn kann. Dieſe letztere, die man auch die Wuͤrde der Handlung nennt, haͤngt von dem Bewegungsgrunde ab, wodurch der |freie Wille beſtimmt wird. Sie beſchaͤftigt die Seele mehr als jene, erfordert mehr Anſtrengung und Aus- dehnung und bringt eine eigene Empfindung hervor, die man Bewunderung und Verehrung nennt. Hieraus entſtehet eine ſtille Znfriedenheit, die Quelle einer vernuͤnftigen Liebe. Wenn man doch dies durch die Charakteriſtik jener Helden er- reichen koͤnnte! die moraliſche Groͤße hat es mehr mit den intenſiven Bewegungsgruͤnden der Hand- lungen, die phyſiſchen mehr mit den extenſiven

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/140>, abgerufen am 24.11.2024.