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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten,
sich beziehen, liegt gegen Westen Schönbusch, als der schönste, am meisten ge-
schmückteste Theil, dessen Bestimmung ist, Vergnügen zu nähren und Vergnügen
zu verbreiten. Ein sehr ansehnliches Gebüsch, das seit etwa sieben Jahren angelegt ist,
und über eine Stunde im Umgang hält, führt mit Recht den Namen von Schön-
busch.
Die Natur hat hier durch vortreffliche Eichen und andre Waldbäume den
Anfang der Pflanzung gemacht; demnächst beeiferte sich der gute Geschmack, diese
Gegend noch durch Anpflanzung einheimischer und ausländischer, besonders nord-
amerikanischer
Bäume, Sträucher, Stauden und Pflanzen zu verschönern. Man
findet darunter viele seltene und schöne Bäume, die in diesem wärmern Klima glück-
licher fortkommen, besonders eine große Sammlung von Rosen. *) Es ist eine
überaus reizende, frische und schattenreiche Pflanzung. Sie ist von einem Bache
mit verschiedenen Krümmungen und kleinen Wassergüssen belebt. Die Ruhesitze
unter hohen Eichen, die weißen Bänke und die Brücken, die hin und wieder die
Spaziergänge verbinden und verschönern, die mancherley Arten von Spielen, noch
mehr die hie und da in den Rasen aufblühenden Blumengruppen, alles dieses trägt
zur Auszierung dieses Lustgebüsches bey. Hin und wieder mehr Oeffnung, mehr
Rafen, mehr Abwechselung mit einem kleinen Lufthann voll schöner schlanker
Stämme, würde noch den Reiz dieser Anlage heben. Indessen haben einige Stel-
len ganz vortreffliche Aussichten in die umliegenden Landschaften. Vornehmlich aber
giebt das Wasser, das vor dem Lustgebüsch angelegt ist, eine reizende Verschöne-
rung. Es sind zwey gegrabene, nahe, aber getrennte, ansehnliche Seen, mit
hellem fischreichen Wasser, die in diese Pflanzungen hinwallen. Sie bilden male-
rische Einbuchten zwischen den Vorsprüngen der Gebüsche, und verbreiten sich nach-
her in hellen Flächen, worinn sich der Himmel mit seinen farbigten Wolken spiegelt.
An den Ufern sind schon einige Gruppen von Bäumen gepflanzt, die mit verschiede-
nen Arten von Grün abwechseln, und eine solche Stellung erhalten werden, daß sie
ausgesuchte Gemälde der Landschaft einfassen. Verschiedene Arten von Fahrzeugen
liegen auf diesen beyden Seen, wovon der eine von sehr beträchtlichem Umfang ist.
Vor seinem Ende wird ein großes Gebäude aufgeführt werden, und seine schöne Ge-
stalt im Wasser wiederscheinen lassen. Der andre See streckt sich zum Theil vor
einer sanften Anhöhe hin, worauf ein recht wohlgebaueter und geschmackvoll ausge-
zierter Pavillon sich erhebt, wo der Churfürst abzutreten und seine Geschäfte zu be-
sorgen pflegt. Er ist fast allein nur für ihn eingerichtet, und hat neben sich einen
überaus anmuthig bepflanzten und geschmückten Bezirk, den der Fürst seinen Pri-

vatgar-
*) Ein schönes Verzeichniß davon ist
1783 in 8. auf 3 Bogen zu Aschaffenburg
[Spaltenumbruch] gedruckt herausgekommen; es wird in ei-
nigen Jahren reicher erscheinen.

Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
ſich beziehen, liegt gegen Weſten Schoͤnbuſch, als der ſchoͤnſte, am meiſten ge-
ſchmuͤckteſte Theil, deſſen Beſtimmung iſt, Vergnuͤgen zu naͤhren und Vergnuͤgen
zu verbreiten. Ein ſehr anſehnliches Gebuͤſch, das ſeit etwa ſieben Jahren angelegt iſt,
und uͤber eine Stunde im Umgang haͤlt, fuͤhrt mit Recht den Namen von Schoͤn-
buſch.
Die Natur hat hier durch vortreffliche Eichen und andre Waldbaͤume den
Anfang der Pflanzung gemacht; demnaͤchſt beeiferte ſich der gute Geſchmack, dieſe
Gegend noch durch Anpflanzung einheimiſcher und auslaͤndiſcher, beſonders nord-
amerikaniſcher
Baͤume, Straͤucher, Stauden und Pflanzen zu verſchoͤnern. Man
findet darunter viele ſeltene und ſchoͤne Baͤume, die in dieſem waͤrmern Klima gluͤck-
licher fortkommen, beſonders eine große Sammlung von Roſen. *) Es iſt eine
uͤberaus reizende, friſche und ſchattenreiche Pflanzung. Sie iſt von einem Bache
mit verſchiedenen Kruͤmmungen und kleinen Waſſerguͤſſen belebt. Die Ruheſitze
unter hohen Eichen, die weißen Baͤnke und die Bruͤcken, die hin und wieder die
Spaziergaͤnge verbinden und verſchoͤnern, die mancherley Arten von Spielen, noch
mehr die hie und da in den Raſen aufbluͤhenden Blumengruppen, alles dieſes traͤgt
zur Auszierung dieſes Luſtgebuͤſches bey. Hin und wieder mehr Oeffnung, mehr
Rafen, mehr Abwechſelung mit einem kleinen Lufthann voll ſchoͤner ſchlanker
Staͤmme, wuͤrde noch den Reiz dieſer Anlage heben. Indeſſen haben einige Stel-
len ganz vortreffliche Ausſichten in die umliegenden Landſchaften. Vornehmlich aber
giebt das Waſſer, das vor dem Luſtgebuͤſch angelegt iſt, eine reizende Verſchoͤne-
rung. Es ſind zwey gegrabene, nahe, aber getrennte, anſehnliche Seen, mit
hellem fiſchreichen Waſſer, die in dieſe Pflanzungen hinwallen. Sie bilden male-
riſche Einbuchten zwiſchen den Vorſpruͤngen der Gebuͤſche, und verbreiten ſich nach-
her in hellen Flaͤchen, worinn ſich der Himmel mit ſeinen farbigten Wolken ſpiegelt.
An den Ufern ſind ſchon einige Gruppen von Baͤumen gepflanzt, die mit verſchiede-
nen Arten von Gruͤn abwechſeln, und eine ſolche Stellung erhalten werden, daß ſie
ausgeſuchte Gemaͤlde der Landſchaft einfaſſen. Verſchiedene Arten von Fahrzeugen
liegen auf dieſen beyden Seen, wovon der eine von ſehr betraͤchtlichem Umfang iſt.
Vor ſeinem Ende wird ein großes Gebaͤude aufgefuͤhrt werden, und ſeine ſchoͤne Ge-
ſtalt im Waſſer wiederſcheinen laſſen. Der andre See ſtreckt ſich zum Theil vor
einer ſanften Anhoͤhe hin, worauf ein recht wohlgebaueter und geſchmackvoll ausge-
zierter Pavillon ſich erhebt, wo der Churfuͤrſt abzutreten und ſeine Geſchaͤfte zu be-
ſorgen pflegt. Er iſt faſt allein nur fuͤr ihn eingerichtet, und hat neben ſich einen
uͤberaus anmuthig bepflanzten und geſchmuͤckten Bezirk, den der Fuͤrſt ſeinen Pri-

vatgar-
*) Ein ſchoͤnes Verzeichniß davon iſt
1783 in 8. auf 3 Bogen zu Aſchaffenburg
[Spaltenumbruch] gedruckt herausgekommen; es wird in ei-
nigen Jahren reicher erſcheinen.
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[332/0340] Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, ſich beziehen, liegt gegen Weſten Schoͤnbuſch, als der ſchoͤnſte, am meiſten ge- ſchmuͤckteſte Theil, deſſen Beſtimmung iſt, Vergnuͤgen zu naͤhren und Vergnuͤgen zu verbreiten. Ein ſehr anſehnliches Gebuͤſch, das ſeit etwa ſieben Jahren angelegt iſt, und uͤber eine Stunde im Umgang haͤlt, fuͤhrt mit Recht den Namen von Schoͤn- buſch. Die Natur hat hier durch vortreffliche Eichen und andre Waldbaͤume den Anfang der Pflanzung gemacht; demnaͤchſt beeiferte ſich der gute Geſchmack, dieſe Gegend noch durch Anpflanzung einheimiſcher und auslaͤndiſcher, beſonders nord- amerikaniſcher Baͤume, Straͤucher, Stauden und Pflanzen zu verſchoͤnern. Man findet darunter viele ſeltene und ſchoͤne Baͤume, die in dieſem waͤrmern Klima gluͤck- licher fortkommen, beſonders eine große Sammlung von Roſen. *) Es iſt eine uͤberaus reizende, friſche und ſchattenreiche Pflanzung. Sie iſt von einem Bache mit verſchiedenen Kruͤmmungen und kleinen Waſſerguͤſſen belebt. Die Ruheſitze unter hohen Eichen, die weißen Baͤnke und die Bruͤcken, die hin und wieder die Spaziergaͤnge verbinden und verſchoͤnern, die mancherley Arten von Spielen, noch mehr die hie und da in den Raſen aufbluͤhenden Blumengruppen, alles dieſes traͤgt zur Auszierung dieſes Luſtgebuͤſches bey. Hin und wieder mehr Oeffnung, mehr Rafen, mehr Abwechſelung mit einem kleinen Lufthann voll ſchoͤner ſchlanker Staͤmme, wuͤrde noch den Reiz dieſer Anlage heben. Indeſſen haben einige Stel- len ganz vortreffliche Ausſichten in die umliegenden Landſchaften. Vornehmlich aber giebt das Waſſer, das vor dem Luſtgebuͤſch angelegt iſt, eine reizende Verſchoͤne- rung. Es ſind zwey gegrabene, nahe, aber getrennte, anſehnliche Seen, mit hellem fiſchreichen Waſſer, die in dieſe Pflanzungen hinwallen. Sie bilden male- riſche Einbuchten zwiſchen den Vorſpruͤngen der Gebuͤſche, und verbreiten ſich nach- her in hellen Flaͤchen, worinn ſich der Himmel mit ſeinen farbigten Wolken ſpiegelt. An den Ufern ſind ſchon einige Gruppen von Baͤumen gepflanzt, die mit verſchiede- nen Arten von Gruͤn abwechſeln, und eine ſolche Stellung erhalten werden, daß ſie ausgeſuchte Gemaͤlde der Landſchaft einfaſſen. Verſchiedene Arten von Fahrzeugen liegen auf dieſen beyden Seen, wovon der eine von ſehr betraͤchtlichem Umfang iſt. Vor ſeinem Ende wird ein großes Gebaͤude aufgefuͤhrt werden, und ſeine ſchoͤne Ge- ſtalt im Waſſer wiederſcheinen laſſen. Der andre See ſtreckt ſich zum Theil vor einer ſanften Anhoͤhe hin, worauf ein recht wohlgebaueter und geſchmackvoll ausge- zierter Pavillon ſich erhebt, wo der Churfuͤrſt abzutreten und ſeine Geſchaͤfte zu be- ſorgen pflegt. Er iſt faſt allein nur fuͤr ihn eingerichtet, und hat neben ſich einen uͤberaus anmuthig bepflanzten und geſchmuͤckten Bezirk, den der Fuͤrſt ſeinen Pri- vatgar- *) Ein ſchoͤnes Verzeichniß davon iſt 1783 in 8. auf 3 Bogen zu Aſchaffenburg gedruckt herausgekommen; es wird in ei- nigen Jahren reicher erſcheinen.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/340>, abgerufen am 24.11.2024.