Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Anhang. Beschreibungen II. Augustenburg. *) Mit freygebiger Hand hat die Natur die Fülle ihres Segens über die glückliche Menschheit *) [Spaltenumbruch]
Residenzschloß und Park Sr. Durchl.
des regierenden Herzogs Friedrich Chri- [Spaltenumbruch] stian zu Holstein-Augustenburg, auf der Insel Alsen. Anhang. Beſchreibungen II. Auguſtenburg. *) Mit freygebiger Hand hat die Natur die Fuͤlle ihres Segens uͤber die gluͤckliche Menſchheit *) [Spaltenumbruch]
Reſidenzſchloß und Park Sr. Durchl.
des regierenden Herzogs Friedrich Chri- [Spaltenumbruch] ſtian zu Holſtein-Auguſtenburg, auf der Inſel Alſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0186" n="182"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anhang. Beſchreibungen</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/><hi rendition="#g">Auguſtenburg</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)"><cb/> Reſidenzſchloß und Park Sr. Durchl.<lb/> des regierenden Herzogs Friedrich Chri-<lb/><cb/> ſtian zu Holſtein-Auguſtenburg, auf der<lb/> Inſel Alſen.</note> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>it freygebiger Hand hat die Natur die Fuͤlle ihres Segens uͤber die gluͤckliche<lb/> Inſel <hi rendition="#fr">Alſen</hi> ausgebreitet, die ſich in ihrer Laͤnge auf vier, und in ihrer groͤßern<lb/> Breite uͤber eine ſtarke deutſche Meile erſtreckt. Ueberall lacht das ganze Land dem<lb/> Auge mit einer ſchwelgeriſchen Fruchtbarkeit entgegen; kein oͤder, kein vernachlaͤſſigter<lb/> Fleck erſcheint. Die weiten Ebenen, die nur durch einige kleine Huͤgel oder Erhe-<lb/> bungen des Bodens unterbrochen ſind, glaͤnzen faſt freywillig, nur einer geringen<lb/> Huͤlfe des Fleißes beduͤrftig, in einem Ueberfluß von mannigfaltigem Getraide. Be-<lb/> lebt von den geſunden Luͤften, die vom Meere die ganze Inſel erfriſchen, wallet es in<lb/> ſeinen bunten Flaͤchen, und ſtroͤmt und waͤlzt ſich mit falben Wellen, gleich einem<lb/> neuen Ocean, in unabſehbaren Strecken dahin. Die Gefilde und die Gewaͤſſer ſind<lb/> von allerley Gefluͤgel belebt; und die Waͤlder, die ſich hin und wieder neben hellen<lb/> Graslaͤndern mit ihren dunkeln Gipfeln durch die Landſchaft erheben, bieten faſt durch<lb/> das ganze Jahr einen unaufhoͤrlichen Reichthum der Jagd an. Von allen Seiten<lb/> reizen froͤhliche Doͤrfer, die ſich in die Umſchattungen ihrer Fruchtbaͤume huͤllen, und<lb/> dadurch ein maleriſches Anſehen gewinnen. Die Haͤuſer ſind wohlgebauet, inwendig<lb/> reinlich und nett, und kuͤndigen ſchon auf den erſten Anblick Wohlſtand an. In den<lb/> innern Hoͤfen beugen ſich in großer Menge Obſtbaͤume von edlern Gattungen unter der<lb/> Laſt ihrer Fruͤchte; und rings um dieſe Hoͤfe ſind außen Weiden, Eſchen und andre<lb/> Baͤume gepflanzt, die zur Beſchirmung vor den Winden dienen. So bereichert und<lb/> ſo verſchoͤnert erſcheinen alle Doͤrfer. Die Menge der Baumfruͤchte macht einen Theil<lb/> von dem Reichthum des Landmanns, der, was er uͤberall ſeyn ſollte, hier zugleich ganz<lb/> Gaͤrtner iſt; und mit dem Ueberfluß, den ihm die Natur uͤber das Beduͤrfniß ſeiner<lb/> Haushaltung ſchenkt, fuͤllt er tief im kaͤltern Norden manchen duͤrftigen Topf, giebt<lb/> die letzte Wolluſt mancher luͤſternen Tafel. <hi rendition="#fr">Alſen</hi> uͤbertrifft noch <hi rendition="#fr">Falſter</hi> an Frucht-<lb/> barkeit und Schoͤnheit; es gleicht einem großen Garten, der gluͤckliche Menſchen in<lb/> ſeinen Schatten huͤllt. Dieſe Landhaͤuſer voll Wohlſtand und Freude, dieſe heitern<lb/> Doͤrfer, die durch bequeme und feſte Wege, die Gartengaͤngen gleichen, mit einander<lb/> verbunden ſind, wie ſehr ſtechen ſie gegen die elenden Menſchenſtaͤlle in ſo manchen<lb/> Laͤndern ab, wo noch die haͤrtere Leibeigenſchaft jedes Recht und jedes Gefuͤhl der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Menſchheit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0186]
Anhang. Beſchreibungen
II.
Auguſtenburg. *)
Mit freygebiger Hand hat die Natur die Fuͤlle ihres Segens uͤber die gluͤckliche
Inſel Alſen ausgebreitet, die ſich in ihrer Laͤnge auf vier, und in ihrer groͤßern
Breite uͤber eine ſtarke deutſche Meile erſtreckt. Ueberall lacht das ganze Land dem
Auge mit einer ſchwelgeriſchen Fruchtbarkeit entgegen; kein oͤder, kein vernachlaͤſſigter
Fleck erſcheint. Die weiten Ebenen, die nur durch einige kleine Huͤgel oder Erhe-
bungen des Bodens unterbrochen ſind, glaͤnzen faſt freywillig, nur einer geringen
Huͤlfe des Fleißes beduͤrftig, in einem Ueberfluß von mannigfaltigem Getraide. Be-
lebt von den geſunden Luͤften, die vom Meere die ganze Inſel erfriſchen, wallet es in
ſeinen bunten Flaͤchen, und ſtroͤmt und waͤlzt ſich mit falben Wellen, gleich einem
neuen Ocean, in unabſehbaren Strecken dahin. Die Gefilde und die Gewaͤſſer ſind
von allerley Gefluͤgel belebt; und die Waͤlder, die ſich hin und wieder neben hellen
Graslaͤndern mit ihren dunkeln Gipfeln durch die Landſchaft erheben, bieten faſt durch
das ganze Jahr einen unaufhoͤrlichen Reichthum der Jagd an. Von allen Seiten
reizen froͤhliche Doͤrfer, die ſich in die Umſchattungen ihrer Fruchtbaͤume huͤllen, und
dadurch ein maleriſches Anſehen gewinnen. Die Haͤuſer ſind wohlgebauet, inwendig
reinlich und nett, und kuͤndigen ſchon auf den erſten Anblick Wohlſtand an. In den
innern Hoͤfen beugen ſich in großer Menge Obſtbaͤume von edlern Gattungen unter der
Laſt ihrer Fruͤchte; und rings um dieſe Hoͤfe ſind außen Weiden, Eſchen und andre
Baͤume gepflanzt, die zur Beſchirmung vor den Winden dienen. So bereichert und
ſo verſchoͤnert erſcheinen alle Doͤrfer. Die Menge der Baumfruͤchte macht einen Theil
von dem Reichthum des Landmanns, der, was er uͤberall ſeyn ſollte, hier zugleich ganz
Gaͤrtner iſt; und mit dem Ueberfluß, den ihm die Natur uͤber das Beduͤrfniß ſeiner
Haushaltung ſchenkt, fuͤllt er tief im kaͤltern Norden manchen duͤrftigen Topf, giebt
die letzte Wolluſt mancher luͤſternen Tafel. Alſen uͤbertrifft noch Falſter an Frucht-
barkeit und Schoͤnheit; es gleicht einem großen Garten, der gluͤckliche Menſchen in
ſeinen Schatten huͤllt. Dieſe Landhaͤuſer voll Wohlſtand und Freude, dieſe heitern
Doͤrfer, die durch bequeme und feſte Wege, die Gartengaͤngen gleichen, mit einander
verbunden ſind, wie ſehr ſtechen ſie gegen die elenden Menſchenſtaͤlle in ſo manchen
Laͤndern ab, wo noch die haͤrtere Leibeigenſchaft jedes Recht und jedes Gefuͤhl der
Menſchheit
*)
Reſidenzſchloß und Park Sr. Durchl.
des regierenden Herzogs Friedrich Chri-
ſtian zu Holſtein-Auguſtenburg, auf der
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