Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
Monumenten und Inschriften.
[Spaltenumbruch] Jedes hüpft, und singt, und heckt
Ohne Gram und Sorgen,
Schläft, vom grünen Zweig bedeckt,
Sicher bis zum Morgen.
Keines bebt im Sonnenstrahl
Vor den fernen Stürmen;
Kömmt ein Sturm, so wirds im Thal
Baum und Fels beschirmen.
Täglich bringt es seinen Dank
Gott für jede Gabe,
Flattert einstens mit Gesang
Still und leicht zu Grabe.


Geliebtes Land, dein aufgeklärter Him-
mel,
Der sanft und rein um stille Fluren
fließt,
Empfange mich vom Lärm und vom
Getümmel
Der weiten Stadt, wo Unmuth mich
umschließt!


Rund herum ist Freude,
Freude dort am Hügel,
Und im Thale Freude,
Freude in Gebüschen,
Freude auf den Bäumen,
Alles lebt und fühlet;
[Spaltenumbruch] O! wie schön, o! wie schön
Ist der May!


Hier, Freund, verstummt der letzte
Laut
Vom tollen, städtischen Getümmel;
Wohin dein Fuß sich lenkt, wohin dein
Auge schaut,
Liegt schönre Bahn vor dir, glänzt dir
ein heitrer Himmel.
Die reine Luft, die deinem Kinn
Liebkosend hier entgegen schwebet,
Wie still ist sie! Kein Laut von Unsinn
ist darinn,
Kein Dampf, der auf dem Haupt ge-
drängter Städte schwebet.


Wann von der Flur die satten Heerden
ziehen,
Und keines Schäfers Rohr im Thale
mehr erklingt,
Und nun im Hain dein Lied, in sanften
Melodien,
Den Tag hinab zur Ruhe singt;
Und eine Schaar bewundernder Gespie-
len,
Von deiner Kunst entzückt, auf nahen
Aesten lauscht;
Wann
X 3
Monumenten und Inſchriften.
[Spaltenumbruch] Jedes huͤpft, und ſingt, und heckt
Ohne Gram und Sorgen,
Schlaͤft, vom gruͤnen Zweig bedeckt,
Sicher bis zum Morgen.
Keines bebt im Sonnenſtrahl
Vor den fernen Stuͤrmen;
Koͤmmt ein Sturm, ſo wirds im Thal
Baum und Fels beſchirmen.
Taͤglich bringt es ſeinen Dank
Gott fuͤr jede Gabe,
Flattert einſtens mit Geſang
Still und leicht zu Grabe.


Geliebtes Land, dein aufgeklaͤrter Him-
mel,
Der ſanft und rein um ſtille Fluren
fließt,
Empfange mich vom Laͤrm und vom
Getuͤmmel
Der weiten Stadt, wo Unmuth mich
umſchließt!


Rund herum iſt Freude,
Freude dort am Huͤgel,
Und im Thale Freude,
Freude in Gebuͤſchen,
Freude auf den Baͤumen,
Alles lebt und fuͤhlet;
[Spaltenumbruch] O! wie ſchoͤn, o! wie ſchoͤn
Iſt der May!


Hier, Freund, verſtummt der letzte
Laut
Vom tollen, ſtaͤdtiſchen Getuͤmmel;
Wohin dein Fuß ſich lenkt, wohin dein
Auge ſchaut,
Liegt ſchoͤnre Bahn vor dir, glaͤnzt dir
ein heitrer Himmel.
Die reine Luft, die deinem Kinn
Liebkoſend hier entgegen ſchwebet,
Wie ſtill iſt ſie! Kein Laut von Unſinn
iſt darinn,
Kein Dampf, der auf dem Haupt ge-
draͤngter Staͤdte ſchwebet.


Wann von der Flur die ſatten Heerden
ziehen,
Und keines Schaͤfers Rohr im Thale
mehr erklingt,
Und nun im Hain dein Lied, in ſanften
Melodien,
Den Tag hinab zur Ruhe ſingt;
Und eine Schaar bewundernder Geſpie-
len,
Von deiner Kunſt entzuͤckt, auf nahen
Aeſten lauſcht;
Wann
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0175" n="165"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Monumenten und In&#x017F;chriften.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <l>Jedes hu&#x0364;pft, und &#x017F;ingt, und heckt</l><lb/>
              <l>Ohne Gram und Sorgen,</l><lb/>
              <l>Schla&#x0364;ft, vom gru&#x0364;nen Zweig bedeckt,</l><lb/>
              <l>Sicher bis zum Morgen.</l><lb/>
              <l>Keines bebt im Sonnen&#x017F;trahl</l><lb/>
              <l>Vor den fernen Stu&#x0364;rmen;</l><lb/>
              <l>Ko&#x0364;mmt ein Sturm, &#x017F;o wirds im Thal</l><lb/>
              <l>Baum und Fels be&#x017F;chirmen.</l><lb/>
              <l>Ta&#x0364;glich bringt es &#x017F;einen Dank</l><lb/>
              <l>Gott fu&#x0364;r jede Gabe,</l><lb/>
              <l>Flattert ein&#x017F;tens mit Ge&#x017F;ang</l><lb/>
              <l>Still und leicht zu Grabe.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Geliebtes Land, dein aufgekla&#x0364;rter Him-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">mel,</hi> </l><lb/>
              <l>Der &#x017F;anft und rein um &#x017F;tille Fluren</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">fließt,</hi> </l><lb/>
              <l>Empfange mich vom La&#x0364;rm und vom</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Getu&#x0364;mmel</hi> </l><lb/>
              <l>Der weiten Stadt, wo Unmuth mich</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">um&#x017F;chließt!</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Rund herum i&#x017F;t Freude,</l><lb/>
              <l>Freude dort am Hu&#x0364;gel,</l><lb/>
              <l>Und im Thale Freude,</l><lb/>
              <l>Freude in Gebu&#x0364;&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Freude auf den Ba&#x0364;umen,</l><lb/>
              <l>Alles lebt und fu&#x0364;hlet;</l><lb/>
              <cb/>
              <l>O! wie &#x017F;cho&#x0364;n, o! wie &#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t der May!</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Hier, Freund, ver&#x017F;tummt der letzte</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Laut</hi> </l><lb/>
              <l>Vom tollen, &#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;chen Getu&#x0364;mmel;</l><lb/>
              <l>Wohin dein Fuß &#x017F;ich lenkt, wohin dein</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Auge &#x017F;chaut,</hi> </l><lb/>
              <l>Liegt &#x017F;cho&#x0364;nre Bahn vor dir, gla&#x0364;nzt dir</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ein heitrer Himmel.</hi> </l><lb/>
              <l>Die reine Luft, die deinem Kinn</l><lb/>
              <l>Liebko&#x017F;end hier entgegen &#x017F;chwebet,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;till i&#x017F;t &#x017F;ie! Kein Laut von Un&#x017F;inn</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">i&#x017F;t darinn,</hi> </l><lb/>
              <l>Kein Dampf, der auf dem Haupt ge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">dra&#x0364;ngter Sta&#x0364;dte &#x017F;chwebet.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Wann von der Flur die &#x017F;atten Heerden</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ziehen,</hi> </l><lb/>
              <l>Und keines Scha&#x0364;fers Rohr im Thale</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">mehr erklingt,</hi> </l><lb/>
              <l>Und nun im Hain dein Lied, in &#x017F;anften</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Melodien,</hi> </l><lb/>
              <l>Den Tag hinab zur Ruhe &#x017F;ingt;</l><lb/>
              <l>Und eine Schaar bewundernder Ge&#x017F;pie-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">len,</hi> </l><lb/>
              <l>Von deiner Kun&#x017F;t entzu&#x0364;ckt, auf nahen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ae&#x017F;ten lau&#x017F;cht;</hi> </l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0175] Monumenten und Inſchriften. Jedes huͤpft, und ſingt, und heckt Ohne Gram und Sorgen, Schlaͤft, vom gruͤnen Zweig bedeckt, Sicher bis zum Morgen. Keines bebt im Sonnenſtrahl Vor den fernen Stuͤrmen; Koͤmmt ein Sturm, ſo wirds im Thal Baum und Fels beſchirmen. Taͤglich bringt es ſeinen Dank Gott fuͤr jede Gabe, Flattert einſtens mit Geſang Still und leicht zu Grabe. Geliebtes Land, dein aufgeklaͤrter Him- mel, Der ſanft und rein um ſtille Fluren fließt, Empfange mich vom Laͤrm und vom Getuͤmmel Der weiten Stadt, wo Unmuth mich umſchließt! Rund herum iſt Freude, Freude dort am Huͤgel, Und im Thale Freude, Freude in Gebuͤſchen, Freude auf den Baͤumen, Alles lebt und fuͤhlet; O! wie ſchoͤn, o! wie ſchoͤn Iſt der May! Hier, Freund, verſtummt der letzte Laut Vom tollen, ſtaͤdtiſchen Getuͤmmel; Wohin dein Fuß ſich lenkt, wohin dein Auge ſchaut, Liegt ſchoͤnre Bahn vor dir, glaͤnzt dir ein heitrer Himmel. Die reine Luft, die deinem Kinn Liebkoſend hier entgegen ſchwebet, Wie ſtill iſt ſie! Kein Laut von Unſinn iſt darinn, Kein Dampf, der auf dem Haupt ge- draͤngter Staͤdte ſchwebet. Wann von der Flur die ſatten Heerden ziehen, Und keines Schaͤfers Rohr im Thale mehr erklingt, Und nun im Hain dein Lied, in ſanften Melodien, Den Tag hinab zur Ruhe ſingt; Und eine Schaar bewundernder Geſpie- len, Von deiner Kunſt entzuͤckt, auf nahen Aeſten lauſcht; Wann X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/175
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/175>, abgerufen am 06.05.2024.