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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Monumenten und Inschriften.
4.

Man wird leicht empfinden, wie viel alle die bisher angeführten Werke der
Kunst und der Nachahmung in Gärten, wenn sie in den ihnen angemessenen Plätzen
mit Ueberlegung, Geschmack, und besonders einer weisen Sparsamkeit angebracht
werden, nicht allein zur Verstärkung der Wirkungen der Naturscenen, sondern auch
zur Hervorbringung neuer Bewegungen beytragen können. Die nöthigste Vorsich-
tigkeit aber bey ihrer Anwendung bestehet darinn, daß man sie nie zu Hauptwerken in
den Gärten mache, sondern sie allemal den Naturrevieren unterordne, daß man sie nie
ohne Unterschied zusammenhäufe, und daß man nie ein einzelnes Werk zugleich mit
allen Nebenumständen, die sich bey der Gattung zufällig befinden können, erscheinen
lasse. Selbst die anständigsten und schätzbarsten Werke der Kunst können zuweilen
in besondern Fällen ganz verwerflich werden; und was einen Garten von einem ge-
wissen Charakter ziert, kann für einen andern Verunstaltung seyn. Nirgends findet
der Gartenkünstler mehr, selbst zu sehen, selbst zu beurtheilen, zu vergleichen, auszu-
wählen, oder zu verwerfen, als wo es auf den Gebrauch der Werke der Kunst an-
kommt.

Auch bedarf es wohl keines Beweises, wie weit die angezeigten Gegenstände der
Kunst und der Nachahmung, die wichtige Vorstellungen und Empfindungen zu erwe-
cken Kraft haben, über die leeren und kleinen Verzierungen erhaben sind, die der alten
Manier eigen waren. Unter allen schönen Künsten vertragen die Gärten, ihrer Na-
tur nach, am wenigsten künstliche Verzierungen, und doch sind sie gerade die, welche
der vormals herrschende Geschmack damit am meisten gemißhandelt hat. Es ist fast
kein Spielwerk des kleinen Witzes, kein Auswurf eines phantastischen Kopfs, den
man nicht in die Gärten aufgenommen, und als wenn er da recht an seiner Stelle wäre,
hartnäckig zu beschützen gesucht hätte. Die Natur hat oft diesen Tyranneyen so sehr
weichen müssen, daß kaum eine Spur von ihr übrig blieb. Einige Spielwerke vom
kleinen Kram waren so abgeschmackt, daß der verständige Mann davon sein Auge mit
Verdruß wegwenden mußte, daß sie höchstens nur eine Belustigung für Kinder abge-
ben konnten. Dahin gehören z. B. die Parterre von bunt gefärbten Steinchen, Por-
zellanstücken, Glasscheiben, Marmortäfelchen, Muscheln, woraus man auf dem
Sandboden allerley Figuren zusammensetzte; das Pflaster der Gänge mit schwarzen
und weißen Kieseln, die Bildungen von Laubwerk oder Thieren vorstellen sollten; die
Vexierwasser; die Maschinen, welche den Schall der Posaunen, oder den Knall der
Raketen nachahmten; die Wasserorgeln und andere künstliche Possen mehr. Man
kann nicht behaupten, daß dieser Geschmack jetzt überall verdrängt ist. Noch jetzt

sehen
Monumenten und Inſchriften.
4.

Man wird leicht empfinden, wie viel alle die bisher angefuͤhrten Werke der
Kunſt und der Nachahmung in Gaͤrten, wenn ſie in den ihnen angemeſſenen Plaͤtzen
mit Ueberlegung, Geſchmack, und beſonders einer weiſen Sparſamkeit angebracht
werden, nicht allein zur Verſtaͤrkung der Wirkungen der Naturſcenen, ſondern auch
zur Hervorbringung neuer Bewegungen beytragen koͤnnen. Die noͤthigſte Vorſich-
tigkeit aber bey ihrer Anwendung beſtehet darinn, daß man ſie nie zu Hauptwerken in
den Gaͤrten mache, ſondern ſie allemal den Naturrevieren unterordne, daß man ſie nie
ohne Unterſchied zuſammenhaͤufe, und daß man nie ein einzelnes Werk zugleich mit
allen Nebenumſtaͤnden, die ſich bey der Gattung zufaͤllig befinden koͤnnen, erſcheinen
laſſe. Selbſt die anſtaͤndigſten und ſchaͤtzbarſten Werke der Kunſt koͤnnen zuweilen
in beſondern Faͤllen ganz verwerflich werden; und was einen Garten von einem ge-
wiſſen Charakter ziert, kann fuͤr einen andern Verunſtaltung ſeyn. Nirgends findet
der Gartenkuͤnſtler mehr, ſelbſt zu ſehen, ſelbſt zu beurtheilen, zu vergleichen, auszu-
waͤhlen, oder zu verwerfen, als wo es auf den Gebrauch der Werke der Kunſt an-
kommt.

Auch bedarf es wohl keines Beweiſes, wie weit die angezeigten Gegenſtaͤnde der
Kunſt und der Nachahmung, die wichtige Vorſtellungen und Empfindungen zu erwe-
cken Kraft haben, uͤber die leeren und kleinen Verzierungen erhaben ſind, die der alten
Manier eigen waren. Unter allen ſchoͤnen Kuͤnſten vertragen die Gaͤrten, ihrer Na-
tur nach, am wenigſten kuͤnſtliche Verzierungen, und doch ſind ſie gerade die, welche
der vormals herrſchende Geſchmack damit am meiſten gemißhandelt hat. Es iſt faſt
kein Spielwerk des kleinen Witzes, kein Auswurf eines phantaſtiſchen Kopfs, den
man nicht in die Gaͤrten aufgenommen, und als wenn er da recht an ſeiner Stelle waͤre,
hartnaͤckig zu beſchuͤtzen geſucht haͤtte. Die Natur hat oft dieſen Tyranneyen ſo ſehr
weichen muͤſſen, daß kaum eine Spur von ihr uͤbrig blieb. Einige Spielwerke vom
kleinen Kram waren ſo abgeſchmackt, daß der verſtaͤndige Mann davon ſein Auge mit
Verdruß wegwenden mußte, daß ſie hoͤchſtens nur eine Beluſtigung fuͤr Kinder abge-
ben konnten. Dahin gehoͤren z. B. die Parterre von bunt gefaͤrbten Steinchen, Por-
zellanſtuͤcken, Glasſcheiben, Marmortaͤfelchen, Muſcheln, woraus man auf dem
Sandboden allerley Figuren zuſammenſetzte; das Pflaſter der Gaͤnge mit ſchwarzen
und weißen Kieſeln, die Bildungen von Laubwerk oder Thieren vorſtellen ſollten; die
Vexierwaſſer; die Maſchinen, welche den Schall der Poſaunen, oder den Knall der
Raketen nachahmten; die Waſſerorgeln und andere kuͤnſtliche Poſſen mehr. Man
kann nicht behaupten, daß dieſer Geſchmack jetzt uͤberall verdraͤngt iſt. Noch jetzt

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[151/0161] Monumenten und Inſchriften. 4. Man wird leicht empfinden, wie viel alle die bisher angefuͤhrten Werke der Kunſt und der Nachahmung in Gaͤrten, wenn ſie in den ihnen angemeſſenen Plaͤtzen mit Ueberlegung, Geſchmack, und beſonders einer weiſen Sparſamkeit angebracht werden, nicht allein zur Verſtaͤrkung der Wirkungen der Naturſcenen, ſondern auch zur Hervorbringung neuer Bewegungen beytragen koͤnnen. Die noͤthigſte Vorſich- tigkeit aber bey ihrer Anwendung beſtehet darinn, daß man ſie nie zu Hauptwerken in den Gaͤrten mache, ſondern ſie allemal den Naturrevieren unterordne, daß man ſie nie ohne Unterſchied zuſammenhaͤufe, und daß man nie ein einzelnes Werk zugleich mit allen Nebenumſtaͤnden, die ſich bey der Gattung zufaͤllig befinden koͤnnen, erſcheinen laſſe. Selbſt die anſtaͤndigſten und ſchaͤtzbarſten Werke der Kunſt koͤnnen zuweilen in beſondern Faͤllen ganz verwerflich werden; und was einen Garten von einem ge- wiſſen Charakter ziert, kann fuͤr einen andern Verunſtaltung ſeyn. Nirgends findet der Gartenkuͤnſtler mehr, ſelbſt zu ſehen, ſelbſt zu beurtheilen, zu vergleichen, auszu- waͤhlen, oder zu verwerfen, als wo es auf den Gebrauch der Werke der Kunſt an- kommt. Auch bedarf es wohl keines Beweiſes, wie weit die angezeigten Gegenſtaͤnde der Kunſt und der Nachahmung, die wichtige Vorſtellungen und Empfindungen zu erwe- cken Kraft haben, uͤber die leeren und kleinen Verzierungen erhaben ſind, die der alten Manier eigen waren. Unter allen ſchoͤnen Kuͤnſten vertragen die Gaͤrten, ihrer Na- tur nach, am wenigſten kuͤnſtliche Verzierungen, und doch ſind ſie gerade die, welche der vormals herrſchende Geſchmack damit am meiſten gemißhandelt hat. Es iſt faſt kein Spielwerk des kleinen Witzes, kein Auswurf eines phantaſtiſchen Kopfs, den man nicht in die Gaͤrten aufgenommen, und als wenn er da recht an ſeiner Stelle waͤre, hartnaͤckig zu beſchuͤtzen geſucht haͤtte. Die Natur hat oft dieſen Tyranneyen ſo ſehr weichen muͤſſen, daß kaum eine Spur von ihr uͤbrig blieb. Einige Spielwerke vom kleinen Kram waren ſo abgeſchmackt, daß der verſtaͤndige Mann davon ſein Auge mit Verdruß wegwenden mußte, daß ſie hoͤchſtens nur eine Beluſtigung fuͤr Kinder abge- ben konnten. Dahin gehoͤren z. B. die Parterre von bunt gefaͤrbten Steinchen, Por- zellanſtuͤcken, Glasſcheiben, Marmortaͤfelchen, Muſcheln, woraus man auf dem Sandboden allerley Figuren zuſammenſetzte; das Pflaſter der Gaͤnge mit ſchwarzen und weißen Kieſeln, die Bildungen von Laubwerk oder Thieren vorſtellen ſollten; die Vexierwaſſer; die Maſchinen, welche den Schall der Poſaunen, oder den Knall der Raketen nachahmten; die Waſſerorgeln und andere kuͤnſtliche Poſſen mehr. Man kann nicht behaupten, daß dieſer Geſchmack jetzt uͤberall verdraͤngt iſt. Noch jetzt ſehen

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/161>, abgerufen am 24.11.2024.