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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Vom Wasser.

Man segelt darauf um eine kleine Insel, die einem Klumpen Bäume gleicht,
die aus dem See hervorwachsen. Man kommt sodann in den engen Theil des Sees,
wo man mit fürchterlichen Felsen umgeben ist, die eine Cascade einschließen. Der
Anblick derselben setzt den Zuschauer in Erstaunen. Zwo Felsenspitzen von einer
fürchterlichen Höhe hängen ihm über dem Kopf, und sind hin und wieder mit Busch-
werk bewachsen; zwischen ihnen ist ein Abgrund von abgebrochenen Felsenstücken, über
welche der Strom mit Schäumen und Brausen herabstürzt. Der ganze Anblick ist
schön, edel und recht romanenmäßig.

Von hier geht man einen Weg mit vielen Krümmungen durch den Wald, über
einen reißenden Strom, um einen neuen reizenden Auftritt der Natur zu sehen. Rech-
ter Hand entdeckt man den jetzt beschriebenen Wasserfall, von der Seite und aus ei-
nem neuen Gesichtspunkte, zwischen Felsen und hangenden Bäumen. Vor sich sieht
man einen neuen Wasserfall, der gleichsam aus einem alten verfaulten Sturz eines
Baumes auf eine unregelmäßige Felsenfläche zu fallen scheint, und sich daher bald in
dünne, bald in dicke Aeste theilt, bald gleichsam nur heruntertröpfelt, und dem Auge
die angenehmste Abwechselung darbietet. Zuletzt stürzt er sich in den Strom, und lie-
fert eine neue malerische Scene.

Bey Fortsetzung des Weges kommt man an ein neues prächtiges Amphitheater
von Felsen und Bergen, die an der einen Seite unterbrochen und unordentlich sind,
auf der andern aber eine Wand, und zusammen einen prächtigen Kessel bilden. Fährt
man in die Mündung des Flußes Grange, so kommt man an eine Brücke, wo sich
ein neuer schrecklicher Anblick von Felsen zeigt. Wenn man aus dem Boote nach dem
Dorfe geht, trifft man einen kegelförmigen waldigten Felsenhügel an, der sich mitten
aus einem von hohen Bergen umgebenen Kessel erhebt.

Man rudert nunmehr mit dem Boote um ein artiges Vorgebürge, und befindet
sich in einem kleinen Archipel, der auch einer Person ohne Geschmack gefallen muß.
Man hat den prächtigen Berg Skiddow vor sich, einen andern fast eben so hohen auf
der einen Seite, und auf der andern einen schönen mit Wald besetzten Hügel.

Indem man an der Küste fortsegelt, kommt man erstlich an einen mit großem
Bauholze von der Spitze bis an das Ufer besetzten Hügel, darauf in eine kleine Bay,
wo man viele eingezäunte Felder gewahr wird, die mit den Felsen und Bergen einen
artigen Contrast machen. Fährt man um ein kleines Vorgebürge herum, so kommt
man in eine ganz vom Lande umgebene Bay, in der man einen schönen Wald
übersieht.

Die Küste wird nunmehr sehr ungleich; bald schiebt sie sich in den See, bald
zieht sie sich zurück. Man fährt aus einer Bay in die andre, und hat eine bestän-

dige
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Vom Waſſer.

Man ſegelt darauf um eine kleine Inſel, die einem Klumpen Baͤume gleicht,
die aus dem See hervorwachſen. Man kommt ſodann in den engen Theil des Sees,
wo man mit fuͤrchterlichen Felſen umgeben iſt, die eine Caſcade einſchließen. Der
Anblick derſelben ſetzt den Zuſchauer in Erſtaunen. Zwo Felſenſpitzen von einer
fuͤrchterlichen Hoͤhe haͤngen ihm uͤber dem Kopf, und ſind hin und wieder mit Buſch-
werk bewachſen; zwiſchen ihnen iſt ein Abgrund von abgebrochenen Felſenſtuͤcken, uͤber
welche der Strom mit Schaͤumen und Brauſen herabſtuͤrzt. Der ganze Anblick iſt
ſchoͤn, edel und recht romanenmaͤßig.

Von hier geht man einen Weg mit vielen Kruͤmmungen durch den Wald, uͤber
einen reißenden Strom, um einen neuen reizenden Auftritt der Natur zu ſehen. Rech-
ter Hand entdeckt man den jetzt beſchriebenen Waſſerfall, von der Seite und aus ei-
nem neuen Geſichtspunkte, zwiſchen Felſen und hangenden Baͤumen. Vor ſich ſieht
man einen neuen Waſſerfall, der gleichſam aus einem alten verfaulten Sturz eines
Baumes auf eine unregelmaͤßige Felſenflaͤche zu fallen ſcheint, und ſich daher bald in
duͤnne, bald in dicke Aeſte theilt, bald gleichſam nur heruntertroͤpfelt, und dem Auge
die angenehmſte Abwechſelung darbietet. Zuletzt ſtuͤrzt er ſich in den Strom, und lie-
fert eine neue maleriſche Scene.

Bey Fortſetzung des Weges kommt man an ein neues praͤchtiges Amphitheater
von Felſen und Bergen, die an der einen Seite unterbrochen und unordentlich ſind,
auf der andern aber eine Wand, und zuſammen einen praͤchtigen Keſſel bilden. Faͤhrt
man in die Muͤndung des Flußes Grange, ſo kommt man an eine Bruͤcke, wo ſich
ein neuer ſchrecklicher Anblick von Felſen zeigt. Wenn man aus dem Boote nach dem
Dorfe geht, trifft man einen kegelfoͤrmigen waldigten Felſenhuͤgel an, der ſich mitten
aus einem von hohen Bergen umgebenen Keſſel erhebt.

Man rudert nunmehr mit dem Boote um ein artiges Vorgebuͤrge, und befindet
ſich in einem kleinen Archipel, der auch einer Perſon ohne Geſchmack gefallen muß.
Man hat den praͤchtigen Berg Skiddow vor ſich, einen andern faſt eben ſo hohen auf
der einen Seite, und auf der andern einen ſchoͤnen mit Wald beſetzten Huͤgel.

Indem man an der Kuͤſte fortſegelt, kommt man erſtlich an einen mit großem
Bauholze von der Spitze bis an das Ufer beſetzten Huͤgel, darauf in eine kleine Bay,
wo man viele eingezaͤunte Felder gewahr wird, die mit den Felſen und Bergen einen
artigen Contraſt machen. Faͤhrt man um ein kleines Vorgebuͤrge herum, ſo kommt
man in eine ganz vom Lande umgebene Bay, in der man einen ſchoͤnen Wald
uͤberſieht.

Die Kuͤſte wird nunmehr ſehr ungleich; bald ſchiebt ſie ſich in den See, bald
zieht ſie ſich zuruͤck. Man faͤhrt aus einer Bay in die andre, und hat eine beſtaͤn-

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[93/0097] Vom Waſſer. Man ſegelt darauf um eine kleine Inſel, die einem Klumpen Baͤume gleicht, die aus dem See hervorwachſen. Man kommt ſodann in den engen Theil des Sees, wo man mit fuͤrchterlichen Felſen umgeben iſt, die eine Caſcade einſchließen. Der Anblick derſelben ſetzt den Zuſchauer in Erſtaunen. Zwo Felſenſpitzen von einer fuͤrchterlichen Hoͤhe haͤngen ihm uͤber dem Kopf, und ſind hin und wieder mit Buſch- werk bewachſen; zwiſchen ihnen iſt ein Abgrund von abgebrochenen Felſenſtuͤcken, uͤber welche der Strom mit Schaͤumen und Brauſen herabſtuͤrzt. Der ganze Anblick iſt ſchoͤn, edel und recht romanenmaͤßig. Von hier geht man einen Weg mit vielen Kruͤmmungen durch den Wald, uͤber einen reißenden Strom, um einen neuen reizenden Auftritt der Natur zu ſehen. Rech- ter Hand entdeckt man den jetzt beſchriebenen Waſſerfall, von der Seite und aus ei- nem neuen Geſichtspunkte, zwiſchen Felſen und hangenden Baͤumen. Vor ſich ſieht man einen neuen Waſſerfall, der gleichſam aus einem alten verfaulten Sturz eines Baumes auf eine unregelmaͤßige Felſenflaͤche zu fallen ſcheint, und ſich daher bald in duͤnne, bald in dicke Aeſte theilt, bald gleichſam nur heruntertroͤpfelt, und dem Auge die angenehmſte Abwechſelung darbietet. Zuletzt ſtuͤrzt er ſich in den Strom, und lie- fert eine neue maleriſche Scene. Bey Fortſetzung des Weges kommt man an ein neues praͤchtiges Amphitheater von Felſen und Bergen, die an der einen Seite unterbrochen und unordentlich ſind, auf der andern aber eine Wand, und zuſammen einen praͤchtigen Keſſel bilden. Faͤhrt man in die Muͤndung des Flußes Grange, ſo kommt man an eine Bruͤcke, wo ſich ein neuer ſchrecklicher Anblick von Felſen zeigt. Wenn man aus dem Boote nach dem Dorfe geht, trifft man einen kegelfoͤrmigen waldigten Felſenhuͤgel an, der ſich mitten aus einem von hohen Bergen umgebenen Keſſel erhebt. Man rudert nunmehr mit dem Boote um ein artiges Vorgebuͤrge, und befindet ſich in einem kleinen Archipel, der auch einer Perſon ohne Geſchmack gefallen muß. Man hat den praͤchtigen Berg Skiddow vor ſich, einen andern faſt eben ſo hohen auf der einen Seite, und auf der andern einen ſchoͤnen mit Wald beſetzten Huͤgel. Indem man an der Kuͤſte fortſegelt, kommt man erſtlich an einen mit großem Bauholze von der Spitze bis an das Ufer beſetzten Huͤgel, darauf in eine kleine Bay, wo man viele eingezaͤunte Felder gewahr wird, die mit den Felſen und Bergen einen artigen Contraſt machen. Faͤhrt man um ein kleines Vorgebuͤrge herum, ſo kommt man in eine ganz vom Lande umgebene Bay, in der man einen ſchoͤnen Wald uͤberſieht. Die Kuͤſte wird nunmehr ſehr ungleich; bald ſchiebt ſie ſich in den See, bald zieht ſie ſich zuruͤck. Man faͤhrt aus einer Bay in die andre, und hat eine beſtaͤn- dige M 3

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/97>, abgerufen am 24.11.2024.