Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.Vom Wasser. Ufer übersieht man die ganze sogenannte Cote mit den Städten Morges, Rolle,Ryon, Copet, und den sich hinter diesen allmählig erhebenden Höhen, die mit den schönsten Weinbergen und unzähligen Landhäusern bedeckt sind. Ein sehr angenehmer Weg an dem Fuß eines mit Weinreben besetzten Berges, Gleich von Lausanne geht die Straße nach Genf an das ebene Ufer des Sees viel II Band. N
Vom Waſſer. Ufer uͤberſieht man die ganze ſogenannte Cote mit den Staͤdten Morges, Rolle,Ryon, Copet, und den ſich hinter dieſen allmaͤhlig erhebenden Hoͤhen, die mit den ſchoͤnſten Weinbergen und unzaͤhligen Landhaͤuſern bedeckt ſind. Ein ſehr angenehmer Weg an dem Fuß eines mit Weinreben beſetzten Berges, Gleich von Lauſanne geht die Straße nach Genf an das ebene Ufer des Sees viel II Band. N
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Vom Waſſer.
Ufer uͤberſieht man die ganze ſogenannte Cote mit den Staͤdten Morges, Rolle,
Ryon, Copet, und den ſich hinter dieſen allmaͤhlig erhebenden Hoͤhen, die mit den
ſchoͤnſten Weinbergen und unzaͤhligen Landhaͤuſern bedeckt ſind.
Ein ſehr angenehmer Weg an dem Fuß eines mit Weinreben beſetzten Berges,
der ſich dicht an dem See von Lauſanne nach Vevay erſtreckt, fuͤhrt in einigen Stun-
den nach dieſer kleinen Stadt. Vevay hat eine ganz beſondere Lage, wodurch ſie
zum Wohnſitz ſtiller, von der Welt abgeſonderter und an romantiſchen Schoͤnheiten
der Natur ſich ergoͤtzender Menſchen beſtimmt zu ſeyn ſcheint. Der Genferſee iſt
an ſeinem obern Ende mit ſehr hohen und ſteilen Bergen umgeben, die ganz an die
Ufer deſſelben ſtoßen. An dem rechten oder nordlichen Ufer entfernen ſich die Berge
etwas von dem See, und laſſen da, ungefaͤhr eine halbe Stunde Weges laͤngſt dem
Ufer, ein niedriges Vorland mit dieſen Bergen umgeben, und nur an der Suͤdſeite,
oder gegen den See, offen. Von dem Ufer an erhebt ſich dieſes niedrige Vorland
allmaͤhlig gegen die es umgebenden Berge, und bildet, durch verſchiedene Huͤgel, ein
gegen den See ſtehendes Amphitheater, in deſſen Grunde das Staͤdtchen Vevay
liegt. Die Berge, welche den hintern Grund deſſelben ausmachen, werden an der
Nordſeite etwas niedriger. Durch dieſe Lage iſt demnach die Stadt von hohen Ber-
gen umgeben; nur gegen Mittag, wo der See liegt, iſt eine Oeffnung. Das von der
Sadt an gegen die Berge ſich allmaͤhlig erhoͤhende Land iſt, ſowohl auf den verſchie-
denen Huͤgeln, als in den dazwiſchen liegenden Tiefen, ſehr fruchtbar, in ſchoͤne Gaͤr-
ten, Wieſen, Weinberge und Aecker eingetheilt, und mit einer Menge artiger Luſt-
haͤuſer und andrer Wohngebaͤude beſetzt. Hinter dieſen aber ſieht man an den hoͤhe-
ren Bergen ganze Doͤrfer, ſo daß die Ausſicht von dem Ufer des Sees in dieſes Am-
phitheater eine Menge von Gegenſtaͤnden zeigt. Gerade der Stadt gegenuͤber ſieht
man an dem jenſeitigen Ufer die hohen, ſehr ſteilen und wilden Berge, die theils in
Savoyen, theils im Gebiete der Republik Wallis liegen; nach der ſuͤdweſtlichen
Gegend aber hat man eine freye Ausſicht uͤber den See herunter, die ſo weit geht,
als das Auge reichen kann.
Gleich von Lauſanne geht die Straße nach Genf an das ebene Ufer des Sees
herunter, und hernach laͤngſt demſelben ſo fort, daß man ſich nie mehr als wenige hun-
dert Schritte von dem See entfernt. Man kommt durch einige ſehr artige an dem
See liegende Staͤdte und Doͤrfer; rechter Hand aber hat man die vortrefflichen, mei-
ſtens mit Weinreben beſetzten Huͤgel, die eigentlich die Cote genannt werden. Auf
und an dieſen Huͤgeln ſind viele ſchoͤne Doͤrfer, adeliche Schloͤſſer und eine Menge
Landhaͤuſer gebauet, die groͤßtentheils wohlhabenden Privatperſonen von Bern gehoͤ-
ren, die im Herbſt ſich hier aufhalten und das Land durch ihre Gegenwart um ſo
viel
II Band. N
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