Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.Erster Abschnitt. Aussicht in die Gärten Unterschied bemerkten, der sich wirklich zwischen ihnen befindet. *) Weil man dieVillen aus den Beschreibungen der alten Schriftsteller genauer kennt, als die Gärten, und jene auch mehr als diese auf gewisse bestimmte Regeln gebracht zu seyn schienen: so hat man zuweilen den eigenthümlichen Ruhm der Villen zugleich den Gärten zuge- theilt, und diesen eben so vielen Werth beygelegt. Wenn man die Gärten der Rö- mer gelobt hat, so ist es fast immer der Villen wegen geschehen, zu welchen sie ein gewisses Zubehör abgaben. Und es scheint, daß man sie deswegen weniger unter- sucht hat, um sie desto allgemeiner rühmen zu können. Aus beygebracht wird, ist blos eine Sammlung von dahin gehörigen Stellen ohne Beur- theilung. -- Zur zwoten Classe. Unter den Wer- ken, worin die Villen der Alten mehr von der Seite der Architektur und des Ge- schmacks betrachtet werden, zeichnen sich diese vornehmlich aus. Scamozzi in sei- ner Idea dell' Architettura universale hat im 12ten Kapitel des 3ten Buchs eine Ab- bildung des plinischen Laurentin gegeben; allein er ist sehr von der Beschreibung des Römers abgewichen, und hat zu sichtbar den Geschmack seines Landes in der Archi- tektur untergeschoben. -- Les plans et les descriptions de deux maisons de cam- pagne de Pline. Paris 1699. Londres 1707. 8. In diesem Werk ist Felibien etwas ge- nauer, als Scamozzi, doch ebenfalls von dem Plinius abweichend und noch zu sehr nach dem neuern französischen Geschmack abgemessen. -- The Villas of the An- cients illustrated by Robert Castell. Lon- don 1728. gr. Fol. Dieses prächtig ge- druckte und verzierte Werk enthält in 3 Abtheilungen eine Uebersetzung der Be- schreibung des Plinius von seinen beyden Villen, Anmerkungen über die Theile und Einrichtungen derselben, Plane und Auf- [Spaltenumbruch] risse von beyden, und vermischte Betrach- tungen über die Landhäuser der Römer überhaupt; aber auch dieser Schriftsteller hat sich in vielen Stücken nicht genau ge- nug an den Römer gehalten, welches schon der berühmte Ioh. Matth. Gesner (Acta Eruditorum Lips. an. 1731. p. 111.) gezeigt hat. -- Delices des Maisons de Campagne appellees le Laurentin et la Maison de Toscane. 8. Amsterdam 1736. Es ist das oben angeführte Werk des Fe- libien; man findet darin die scamozzische Beschreibung mit einer Kritik, Risse und einige aus dem Plinius übersetzte Nach- richten. -- Crubsacius wahrscheinlicher Entwurf von des jüngern Plinius Land- hause und Garten, Laurentin. 8. Leipzig 1760. Dieser Schriftsteller, Oberland- baumeister und Professor zu Dresden, hat sich genau an die Beschreibung des Pli- nius gehalten und seinen Entwurf der Wahrscheinlichkeit am nächsten gebracht. Nach einer Uebersetzung der plinischen Be- schreibung erläutert er die verschiedenen Theile der Ville in gründlichen Anmerkun- gen, die hie und da den Felibien widerle- gen und berichtigen. *) Columella lib. 2. cap. 3. Plin. Nat.
Histor. lib. 19. c. 20. Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten Unterſchied bemerkten, der ſich wirklich zwiſchen ihnen befindet. *) Weil man dieVillen aus den Beſchreibungen der alten Schriftſteller genauer kennt, als die Gaͤrten, und jene auch mehr als dieſe auf gewiſſe beſtimmte Regeln gebracht zu ſeyn ſchienen: ſo hat man zuweilen den eigenthuͤmlichen Ruhm der Villen zugleich den Gaͤrten zuge- theilt, und dieſen eben ſo vielen Werth beygelegt. Wenn man die Gaͤrten der Roͤ- mer gelobt hat, ſo iſt es faſt immer der Villen wegen geſchehen, zu welchen ſie ein gewiſſes Zubehoͤr abgaben. Und es ſcheint, daß man ſie deswegen weniger unter- ſucht hat, um ſie deſto allgemeiner ruͤhmen zu koͤnnen. Aus beygebracht wird, iſt blos eine Sammlung von dahin gehoͤrigen Stellen ohne Beur- theilung. — Zur zwoten Claſſe. Unter den Wer- ken, worin die Villen der Alten mehr von der Seite der Architektur und des Ge- ſchmacks betrachtet werden, zeichnen ſich dieſe vornehmlich aus. Scamozzi in ſei- ner Idea dell’ Architettura univerſale hat im 12ten Kapitel des 3ten Buchs eine Ab- bildung des pliniſchen Laurentin gegeben; allein er iſt ſehr von der Beſchreibung des Roͤmers abgewichen, und hat zu ſichtbar den Geſchmack ſeines Landes in der Archi- tektur untergeſchoben. — Les plans et les deſcriptions de deux maiſons de cam- pagne de Pline. Paris 1699. Londres 1707. 8. In dieſem Werk iſt Felibien etwas ge- nauer, als Scamozzi, doch ebenfalls von dem Plinius abweichend und noch zu ſehr nach dem neuern franzoͤſiſchen Geſchmack abgemeſſen. — The Villas of the An- cients illuſtrated by Robert Caſtell. Lon- don 1728. gr. Fol. Dieſes praͤchtig ge- druckte und verzierte Werk enthaͤlt in 3 Abtheilungen eine Ueberſetzung der Be- ſchreibung des Plinius von ſeinen beyden Villen, Anmerkungen uͤber die Theile und Einrichtungen derſelben, Plane und Auf- [Spaltenumbruch] riſſe von beyden, und vermiſchte Betrach- tungen uͤber die Landhaͤuſer der Roͤmer uͤberhaupt; aber auch dieſer Schriftſteller hat ſich in vielen Stuͤcken nicht genau ge- nug an den Roͤmer gehalten, welches ſchon der beruͤhmte Ioh. Matth. Gesner (Acta Eruditorum Lipſ. an. 1731. p. 111.) gezeigt hat. — Délices des Maiſons de Campagne appellées le Laurentin et la Maiſon de Toſcane. 8. Amſterdam 1736. Es iſt das oben angefuͤhrte Werk des Fe- libien; man findet darin die ſcamozziſche Beſchreibung mit einer Kritik, Riſſe und einige aus dem Plinius uͤberſetzte Nach- richten. — Crubſacius wahrſcheinlicher Entwurf von des juͤngern Plinius Land- hauſe und Garten, Laurentin. 8. Leipzig 1760. Dieſer Schriftſteller, Oberland- baumeiſter und Profeſſor zu Dresden, hat ſich genau an die Beſchreibung des Pli- nius gehalten und ſeinen Entwurf der Wahrſcheinlichkeit am naͤchſten gebracht. Nach einer Ueberſetzung der pliniſchen Be- ſchreibung erlaͤutert er die verſchiedenen Theile der Ville in gruͤndlichen Anmerkun- gen, die hie und da den Felibien widerle- gen und berichtigen. *) Columella lib. 2. cap. 3. Plin. Nat.
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Unterſchied bemerkten, der ſich wirklich zwiſchen ihnen befindet. *) Weil man die
Villen aus den Beſchreibungen der alten Schriftſteller genauer kennt, als die Gaͤrten,
und jene auch mehr als dieſe auf gewiſſe beſtimmte Regeln gebracht zu ſeyn ſchienen:
ſo hat man zuweilen den eigenthuͤmlichen Ruhm der Villen zugleich den Gaͤrten zuge-
theilt, und dieſen eben ſo vielen Werth beygelegt. Wenn man die Gaͤrten der Roͤ-
mer gelobt hat, ſo iſt es faſt immer der Villen wegen geſchehen, zu welchen ſie ein
gewiſſes Zubehoͤr abgaben. Und es ſcheint, daß man ſie deswegen weniger unter-
ſucht hat, um ſie deſto allgemeiner ruͤhmen zu koͤnnen.
Aus
**)
*) Columella lib. 2. cap. 3. Plin. Nat.
Hiſtor. lib. 19. c. 20.
**) beygebracht wird, iſt blos eine Sammlung
von dahin gehoͤrigen Stellen ohne Beur-
theilung. —
Zur zwoten Claſſe. Unter den Wer-
ken, worin die Villen der Alten mehr von
der Seite der Architektur und des Ge-
ſchmacks betrachtet werden, zeichnen ſich
dieſe vornehmlich aus. Scamozzi in ſei-
ner Idea dell’ Architettura univerſale hat
im 12ten Kapitel des 3ten Buchs eine Ab-
bildung des pliniſchen Laurentin gegeben;
allein er iſt ſehr von der Beſchreibung des
Roͤmers abgewichen, und hat zu ſichtbar
den Geſchmack ſeines Landes in der Archi-
tektur untergeſchoben. — Les plans et
les deſcriptions de deux maiſons de cam-
pagne de Pline. Paris 1699. Londres 1707.
8. In dieſem Werk iſt Felibien etwas ge-
nauer, als Scamozzi, doch ebenfalls von
dem Plinius abweichend und noch zu ſehr
nach dem neuern franzoͤſiſchen Geſchmack
abgemeſſen. — The Villas of the An-
cients illuſtrated by Robert Caſtell. Lon-
don 1728. gr. Fol. Dieſes praͤchtig ge-
druckte und verzierte Werk enthaͤlt in 3
Abtheilungen eine Ueberſetzung der Be-
ſchreibung des Plinius von ſeinen beyden
Villen, Anmerkungen uͤber die Theile und
Einrichtungen derſelben, Plane und Auf-
riſſe von beyden, und vermiſchte Betrach-
tungen uͤber die Landhaͤuſer der Roͤmer
uͤberhaupt; aber auch dieſer Schriftſteller
hat ſich in vielen Stuͤcken nicht genau ge-
nug an den Roͤmer gehalten, welches
ſchon der beruͤhmte Ioh. Matth. Gesner
(Acta Eruditorum Lipſ. an. 1731. p. 111.)
gezeigt hat. — Délices des Maiſons de
Campagne appellées le Laurentin et la
Maiſon de Toſcane. 8. Amſterdam 1736.
Es iſt das oben angefuͤhrte Werk des Fe-
libien; man findet darin die ſcamozziſche
Beſchreibung mit einer Kritik, Riſſe und
einige aus dem Plinius uͤberſetzte Nach-
richten. — Crubſacius wahrſcheinlicher
Entwurf von des juͤngern Plinius Land-
hauſe und Garten, Laurentin. 8. Leipzig
1760. Dieſer Schriftſteller, Oberland-
baumeiſter und Profeſſor zu Dresden, hat
ſich genau an die Beſchreibung des Pli-
nius gehalten und ſeinen Entwurf der
Wahrſcheinlichkeit am naͤchſten gebracht.
Nach einer Ueberſetzung der pliniſchen Be-
ſchreibung erlaͤutert er die verſchiedenen
Theile der Ville in gruͤndlichen Anmerkun-
gen, die hie und da den Felibien widerle-
gen und berichtigen.
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Zitationshilfe: | Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/36>, abgerufen am 16.07.2024. |