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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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sen, um ihr tägliches Brot nach der heutigen
Auslegung zu erreichen, wovon der Vogel-
steller und Fischfänger kein lebendiges Wort
wusste, keinen Traum oder todten Gedanken
kannte!

Ob Jäger Esau auch ein Fischfänger gewe-
sen, ist nicht bemerkt, und die Herren Juri-
sten würden ohne allen Zweifel einen artigen
Fang machen, wenn es ausgemittelt wäre, (ein
Lieblingswort dieser Herren, die doch so oft
zweckreich und mittelarm zu seyn pflegen) dass
der Fischfang schon in den ältesten Zeiten
unter der Jagd begriffen gewesen sei.

Warum das weibliche Geschlecht sich
nicht die blutarme Fischerei zugeeignet habe,
um dem nach Blut dürstenden Manne das
Wild zu überlassen? ist eine Frage, die sich
bei dieser Gelegenheit von selbst aufwirft.
Vielleicht nahm das Weib an allem Theil --
vielleicht stand es dem Manne nirgends nach;
vielleicht hinderten es nur die letzten Stunden
der Schwangerschaft, und sechs Stunden nach
der Niederkunft, an den Geschäften des Ober-
jägermeisters, seines Mannes, unmittelbaren

sen, um ihr tägliches Brot nach der heutigen
Auslegung zu erreichen, wovon der Vogel-
steller und Fischfänger kein lebendiges Wort
wuſste, keinen Traum oder todten Gedanken
kannte!

Ob Jäger Esau auch ein Fischfänger gewe-
sen, ist nicht bemerkt, und die Herren Juri-
sten würden ohne allen Zweifel einen artigen
Fang machen, wenn es ausgemittelt wäre, (ein
Lieblingswort dieser Herren, die doch so oft
zweckreich und mittelarm zu seyn pflegen) daſs
der Fischfang schon in den ältesten Zeiten
unter der Jagd begriffen gewesen sei.

Warum das weibliche Geschlecht sich
nicht die blutarme Fischerei zugeeignet habe,
um dem nach Blut dürstenden Manne das
Wild zu überlassen? ist eine Frage, die sich
bei dieser Gelegenheit von selbst aufwirft.
Vielleicht nahm das Weib an allem Theil —
vielleicht stand es dem Manne nirgends nach;
vielleicht hinderten es nur die letzten Stunden
der Schwangerschaft, und sechs Stunden nach
der Niederkunft, an den Geschäften des Ober-
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[86/0094] sen, um ihr tägliches Brot nach der heutigen Auslegung zu erreichen, wovon der Vogel- steller und Fischfänger kein lebendiges Wort wuſste, keinen Traum oder todten Gedanken kannte! Ob Jäger Esau auch ein Fischfänger gewe- sen, ist nicht bemerkt, und die Herren Juri- sten würden ohne allen Zweifel einen artigen Fang machen, wenn es ausgemittelt wäre, (ein Lieblingswort dieser Herren, die doch so oft zweckreich und mittelarm zu seyn pflegen) daſs der Fischfang schon in den ältesten Zeiten unter der Jagd begriffen gewesen sei. Warum das weibliche Geschlecht sich nicht die blutarme Fischerei zugeeignet habe, um dem nach Blut dürstenden Manne das Wild zu überlassen? ist eine Frage, die sich bei dieser Gelegenheit von selbst aufwirft. Vielleicht nahm das Weib an allem Theil — vielleicht stand es dem Manne nirgends nach; vielleicht hinderten es nur die letzten Stunden der Schwangerschaft, und sechs Stunden nach der Niederkunft, an den Geschäften des Ober- jägermeisters, seines Mannes, unmittelbaren

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/94>, abgerufen am 27.04.2024.