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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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welche die Menschen von der Natur geleitet
wurden, der schmale Weg sei, der zum Le-
ben führet: das sind Nebenfragen, die, so wie
ihre Stammmutter, vielleicht noch lange, viel-
leicht immer, unentschieden bleiben werden.

So viel scheint ausgemacht, dass diese Kei-
me sich überall durch ähnliche Veranlassung
entwickelt haben müssen, indem sie (ein Be-
weis, dessen ich gern entübriget wäre) für das
weibliche Geschlecht einerlei nachtheilige Fol-
gen hervorgebracht haben. Die Gesellschaft
ist die Quelle alles Glücks und alles Unglücks,
das je dem menschlichen Geschlechte zufiel;
und noch ist nicht erschienen, was die Men-
schen durch sie werden können und durch
sie -- seyn werden. Wir wissen aber, dass,
wenn es erscheinen wird, wenn wir das hei-
lige Gesetz beobachten, und dasselbe, so
wie Gott, nicht fürchten sondern lieben,
wir Gott ähnlicher seyn und die Krone des
Lebens tragen werden. Eine Hoffnung, die
Plato nicht den Traum des wachenden Men-
schen
nennen muss, und bei welcher Glaube
an das menschliche Geschlecht zum Grunde

welche die Menschen von der Natur geleitet
wurden, der schmale Weg sei, der zum Le-
ben führet: das sind Nebenfragen, die, so wie
ihre Stammmutter, vielleicht noch lange, viel-
leicht immer, unentschieden bleiben werden.

So viel scheint ausgemacht, daſs diese Kei-
me sich überall durch ähnliche Veranlassung
entwickelt haben müssen, indem sie (ein Be-
weis, dessen ich gern entübriget wäre) für das
weibliche Geschlecht einerlei nachtheilige Fol-
gen hervorgebracht haben. Die Gesellschaft
ist die Quelle alles Glücks und alles Unglücks,
das je dem menschlichen Geschlechte zufiel;
und noch ist nicht erschienen, was die Men-
schen durch sie werden können und durch
sie — seyn werden. Wir wissen aber, daſs,
wenn es erscheinen wird, wenn wir das hei-
lige Gesetz beobachten, und dasselbe, so
wie Gott, nicht fürchten sondern lieben,
wir Gott ähnlicher seyn und die Krone des
Lebens tragen werden. Eine Hoffnung, die
Plato nicht den Traum des wachenden Men-
schen
nennen muſs, und bei welcher Glaube
an das menschliche Geschlecht zum Grunde

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[84/0092] welche die Menschen von der Natur geleitet wurden, der schmale Weg sei, der zum Le- ben führet: das sind Nebenfragen, die, so wie ihre Stammmutter, vielleicht noch lange, viel- leicht immer, unentschieden bleiben werden. So viel scheint ausgemacht, daſs diese Kei- me sich überall durch ähnliche Veranlassung entwickelt haben müssen, indem sie (ein Be- weis, dessen ich gern entübriget wäre) für das weibliche Geschlecht einerlei nachtheilige Fol- gen hervorgebracht haben. Die Gesellschaft ist die Quelle alles Glücks und alles Unglücks, das je dem menschlichen Geschlechte zufiel; und noch ist nicht erschienen, was die Men- schen durch sie werden können und durch sie — seyn werden. Wir wissen aber, daſs, wenn es erscheinen wird, wenn wir das hei- lige Gesetz beobachten, und dasselbe, so wie Gott, nicht fürchten sondern lieben, wir Gott ähnlicher seyn und die Krone des Lebens tragen werden. Eine Hoffnung, die Plato nicht den Traum des wachenden Men- schen nennen muſs, und bei welcher Glaube an das menschliche Geschlecht zum Grunde

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/92>, abgerufen am 26.11.2024.